15.09.2021 11:00 Uhr

Özil bietet Aussprache an: "Jogi ist jederzeit eingeladen"

Mesut Özil trifft mit Fenerbahce in der Europa League auf Eintracht Frankfurt
Mesut Özil trifft mit Fenerbahce in der Europa League auf Eintracht Frankfurt

Im März 2018 hat Mesut Özil zum letzten Mal ein Pflichtspiel in Deutschland bestritten, damals noch im Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Jetzt kehrt er zum Europa-League-Spiel mit Fenerbahce bei Eintracht Frankfurt zurück. Im Interview mit dem "Sport-Informations-Dienst" spricht der 32-Jährige über ein mögliches Treffen mit Joachim Löw, seinen Status in der Türkei und seine Ziele.

Mesut Özil, wie geht es Ihnen?

Mesut Özil: Mir geht es gut! Ich fühle mich mit meiner Familie wirklich sehr wohl in Istanbul und bin nach wie vor sehr glücklich darüber, dass ich diesen Schritt hierher gegangen bin - privat und beruflich.

Sie spielen mit Fenerbahce in Frankfurt. Wie sehen Sie die Chancen in der Europa League?

Wahrscheinlich ist das Spiel gleich mal das schwerste der sechs Gruppenspiele. In der Saison 2018/19 hat die Eintracht gezeigt, wozu sie in der Lage ist mit dem Einzug ins Halbfinale. Fans und Umfeld nehmen diesen Wettbewerb sehr ernst, was man nicht immer von jeder deutschen Mannschaft behaupten kann. Piräus ist eigentlich auch eine Champions-League-Mannschaft, Antwerpen eher der Außenseiter, aber für eine Überraschung gut. Unser Ziel und unser Anspruch ist es, diese recht ausgeglichene Gruppe zu überstehen.

Für Sie wird es das erste Pflichtspiel in Deutschland seit dreieinhalb Jahren. Mit welchen Gefühlen kommen Sie nach Frankfurt?

Ich komme vor allem nach Frankfurt, um dort mit meiner Mannschaft ein möglichst erfolgreiches Spiel zu spielen - und je nach Ergebnis werde ich dann entweder zufrieden oder weniger zufrieden zurückfliegen. Wegen Corona wird es leider nicht möglich sein, dass ich meine Familie, die im Stadion sein wird, ausführlich vor oder nach dem Spiel zum Beispiel im Hotel treffen kann.

Dann dürfte es auch mit der angekündigten Aussprache mit Joachim Löw schwierig werden.

Unmittelbar vor Ort in Frankfurt wird dies wegen der Corona-Situation leider noch nicht möglich sein. Aber Jogi kennt sich ja auch in Istanbul bestens aus und ist jederzeit zu einem Fenerbahce-Heimspiel eingeladen.

Wie gut haben Sie sich inzwischen bei Fener eingelebt?

Der Start war sehr schwierig, weil ich mit wenig Spielpraxis von Arsenal kam. Dann kam noch eine Verletzung hinzu. Diese Saison fühle ich mich viel besser und stärker und bin auch optimistisch, dass wir mit dem neuen Trainer und den neuen Spielern eine erfolgreiche Saison absolvieren werden.

Und privat?

Privat kann ich mich nicht beklagen. Meine Frau und ich sind überglücklich, unsere Tochter Eda jeden Tag bei uns zu haben. Sie ist ein Geschenk und sorgt auch dafür, dass man eine ärgerliche Niederlage auf dem Fußballplatz doch recht schnell wieder vergessen und abschalten kann.

Fenerbahce gehört zu den großen türkischen Klubs. Welche Ambitionen haben Sie und Ihr Verein?

Mein Traum und Ziel ist es, mit Fenerbahce die Meisterschaft zu gewinnen. Dazu möchte ich sportlich meinen Teil beitragen - nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. All die Erfahrung, die ich international gesammelt habe die letzten eineinhalb Jahrzehnte möchte ich an unsere jungen Spieler weitergeben.

Sie haben schon als Kind, wenn Sie kein Schalke-Shirt trugen, im Fener-Trikot gespielt. Was bedeutet es Ihnen, für diesen Klub aufzulaufen?

Für mich war schon immer klar: Wenn ich mal in die Türkei wechsle, dann nur zu Fenerbahce. Fener ist immer mein absoluter Lieblingsverein gewesen. Ich hatte Anfang des Jahres auch andere Angebote, zum Beispiel aus den USA. Aber letztendlich kam für mich nur Fener infrage.

Sah das Ihre Familie genau so?

Auch in meiner Familie gibt es viele, sehr große Fenerbahce-Fans. Vor allem meinen Bruder Mutlu hat es extrem gefreut. In meiner Familie musste ich also keine Überzeugungsarbeit leisten, dass Fenerbahce der richtige Verein für mich ist.

Wie wichtig ist der Fußball den Leuten in der Türkei?

Es ist unglaublich zu sehen, welchen Support man von den Fans hier erhält. Auch bei den Auswärtsspielen wird man bei der Anreise im Bus immer von zahlreichen Fener-Fans begrüßt. So etwas kannte ich aus Deutschland, England oder Spanien nur bei absoluten Highlight-Spielen. Hier ist es aber nahezu Alltag, das ist schon überragend. Viele Fans hier würden für ihren Verein ihr letztes Hemd geben.

Wie sehr hilft der Fußball den Menschen auch in schweren Phasen?

In schwierigen Zeiten wie rund um die Pandemie und die Waldbrände in der Türkei ist es für uns Spieler immer eine besondere Aufgabe, für etwas positive Ablenkung bei unserer riesigen Anhängerschaft zu sorgen. Trotzdem wird in solchen Phasen der Fußball auch immer sehr klein: Eine Pandemie oder solche katastrophalen Waldbrände in den Griff zu bekommen, das ist wichtig - Fußball sollte dann einfach nur zur Nebensache werden.

Sie sind längst mehr als ein Fußballer. Wie begegnen Ihnen die Leute in der Türkei?

Durch die Corona-Situation ist alles natürlich noch etwas distanzierter. Meistens gibt es aber dann doch keinen Restaurantbesuch ohne ein paar Selfies mit Fans. Das gehört zu Fenerbahce einfach dazu. Die Leute hier freuen sich alle sehr, wenn sie mich in der Stadt sehen und sind alle sehr leidenschaftlich und freundlich.

Auch in den Sozialen Medien sind Sie ein Star. Worauf führen Sie das zurück?

Das ist eine gute Frage. Ich denke, es liegt daran, dass ich möglichst versuche, auch immer mal wieder an die Fans aus früheren Tagen zu denken und ich meine Religion nicht verstecke. Und weil ich, wenn ich etwas mitzuteilen habe, dies auch öfter über Social Media mache als vielleicht klassisch über Journalisten, um direkt mit den Fans kommunizieren zu können.

Wenn Sie wieder zurück an den Bosporus fliegen: Was sollen die Fans hierzulande von Ihnen in Erinnerung behalten?

Hoffentlich einen Mesut, der bei einer Mannschaft spielt, die in dieser Europa-League-Gruppe dann immer noch alle Chancen hat, eine Runde weiterzukommen.

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