29.09.2015 14:05 Uhr

Koller will ÖFB-Rekord weiter ausbauen

Marcel Koller steckt momentan alles in die Tasche
Marcel Koller steckt momentan alles in die Tasche

Marcel Koller hat auch mit seinem letzten Teamkader in der EM-Qualifikation nicht überrascht. Zwar ist erstmals Rapid-Mittelfeldspieler Stefan Schwab dabei, ansonsten setzte der ÖFB-Teamchef am Dienstag bei der Kaderbekanntgabe für die Spiele am 9. Oktober in Montenegro und am 12. Oktober daheim gegen Liechtenstein erneut auf seine Stammkräfte.

Tabellenführer Österreich hat mit einem 4:1-Triumph in Schweden bereits sein Ticket für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich gelöst. Zudem ist der Gruppensieg ebenfalls bereits fix. In den letzten beiden Qualifikationsspielen am 9. Oktober in Montenegro und am 12. Oktober daheim gegen Liechtenstein geht es aber noch um die sehr wichtige Setzung für die Auslosung der EM-Gruppenphase.
>> ÖFB-Team derzeit in EM-Topf zwei

Neuling Schwab wird "unter die Lupe genommen"

Durch die Verletzung von Salzburg-Innenverteidiger Martin Hinteregger behält Michael Madl, der zuletzt nachnominiert worden war, seinen Platz im Teamkader. Gleich drei Blessuren im zentralen defensiven Mittelfeld (Christoph Leitgeb, Veli Kavlak und Yasin Pehlivan) machten aber Platz für einen Neuling: Stefan Schwab.

Zwei Tage nach seinem 25. Geburtstag das schönste Geschenk für den Mittelfeldmotor des SK Rapid. "Er war bei Rapid auffällig und hat gute Leistungen gebracht. Er spielt regelmäßig und verdient es sich, beim Nationalteam unter die Lupe genommen zu werden", begründete Marcel Koller die Einberufung von Schwab.

Die 23 Auserwählten des ÖFB-Teamchefs brachten sonst keine Sensationen. Die bewährten Kräfte verdienten sich einmal mehr das Vertrauen.

Koller macht Stangl, Gucher, Onisiwo und Gregoritsch zu Optionen

Dafür wurden diesmal gleich 15 Spieler auf Abruf nominiert und der Erfolgscoach aus der Schweiz ging dabei namentlich auf vier Spieler ein: "Mit Stefan Stangl, Robert Gucher, Karim Onisiwo und Michael Gregoritsch gibt es neue Optionen, die wir in Zukunft in Erwägung ziehen könnten."

"Es ist wichtig in Topf zwei zu bleiben"

Der Fokus für die letzten beiden Qualifikationsspiele gegen Montenegro und Liechtenstein ist für Koller klar: "Es ist wichtig für die EM-Auslosung in Topf zwei zu bleiben. Darum dürfen wir uns jetzt nicht zurücklehnen und die nächsten sieben Monate bis zur Europameisterschaft abwarten. Wir wollen versuchen auch die letzten beiden Qualifikationsspiele zu gewinnen!"

"Unser Ziel ist, dass wir den Spielern wieder vermitteln: Jeder muss konzentriert bleiben, voll bei der Sache sein und Vollgas geben", so der ÖFB-Teamchef.

"Wo wir jetzt sind ist die Luft dünn. Je näher du zur Weltspitze kommst, desto schwieriger wird es. Deshalb können wir die Spiele nicht lockerer angehen, denn für Montenegro geht es gegen uns um sehr viel. Aber ich denke, dass meine Spieler hungrig nach Siegen sind und unsere Spielweise lässt auch gar nichts anderes zu."

"Jeder Spieler will aktuell ins Nationalteam kommen"

Der Konkurrenzkampf für die EM in Frankreich, die von 10. Juni bis 10. Juli 2016 über die Bühne geht, hat längst begonnen. "Jeder Spieler will aktuell ins Nationalteam kommen", kennt Marcel Koller das große Ziel seiner Schützlinge: Den Sprung in den Kader für die Europameisterschaft zu schaffen.

Bleibt das Team also "Wohlfühloase" trotz oft schwieriger Situation in den Vereinen wie aktuell bei ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs? "Sie müssen das Vertrauen immer auf dem Platz beweisen und ihre Leistung abrufen. Ich kann niemand einen Freifahrtschein geben, weil er Kapitän ist. Spielpraxis ist natürlich wichtig", meinte der Teamchef.

Zudem gilt es die Erwartungshaltung rund um die Nationalmannschaft nicht ausufern zu lassen. "Wenn man gelobt, gestreichelt und geküsst wird, dann fühlt man sich auf Wolke sieben. Aber meine Aufgabe ist es den Spielern zu sagen, dass es weitergeht."

Vertragsverlängerung und EM-Quartier: Noch nichts ist fix

Sonst zeigte der Schweizer bei der Pressekonferenz im Medienzentrum des Ernst Happel-Stadions einmal mehr seine gewohnte Abgeklärtheit.

Weder das Thema Vertragsverlängerung ("Da ist noch nichts passiert. Wir haben noch nicht darüber gesprochen, weil ich ja noch zehn Monate Vertrag habe") oder EM-Quartier ("Da gibt es derzeit offiziell nichts Neues") konnten ihn aus der Reserve locken.

ÖFB-Rekordserie: Neun Pflichtspiele in Folge ungeschlagen

Dann wurde er von weltfussball auf seine Rekordserie mit dem Nationalteam angesprochen: Neun ungeschlagene Pflichtspiele hintereinander sind ÖFB-Rekord. Nicht einmal rund um die WM 1978 (je acht unbesiegte Pflichtspiele von 19. November 1975 bis 11. Juni 1978 sowie von 15. November 1978 bis 29. April 1981) oder die WM 1998 (von 2. April 1997 bis 23. Juni 1998 ebenfalls acht Bewerbssspiele ohne Niederlage) gab es einen solchen Erfolgslauf.

Können sie sich eigentlich noch an ihre Rekordserie als Vereinstrainer erinnen Herr Koller? Nein, gestand der Befragte. Das weltfussball-Archiv hilft gerne: In seiner Zeit bei den Grasshoppers Zürich brachte er es von 20. Oktober 2002 bis 16. Juli 2003 auf 21 ungeschlagene Ligaspiele in Folge! Dazu können sich auch die Serien beim FC St. Gallen (von 31. Oktober 1999 bis 12. Mai 2000 15 Ligaspiele unbesiegt) und beim VfL Bochum (in der Saison 2005/06 die ersten 11 Ligaspiele ohne Niederlage) mehr als nur sehen lassen.

Mannschaften von Marcel Koller haben also gerne einen Lauf. Kein Zufall, sondern der Lohn harter Arbeit. Jetzt können sie es ja sagen, Herr Koller: Wussten sie das schon vor Beginn der Qualifikation, als sie sagten, dass Österreich bei der EM dabei sein wird? Diesmal schmunzelt der Gefragte. "Sie haben mich ja öfters mit der Frage nach diesem Satz genervt. Er ist mir damals rausgerutscht, aber ich wollte eben nicht die österreichische Mentalität annehmen."
>> Koller: "Werden bei EM dabei sein"

Als ihm TV-Kameras nach Abschluss des traditionellen Frage-Antwort-Spiels beim Gang vom Podium zum Mittagsbuffet sogar beim Genuss seiner Schinkenfleckerl verfolgen wollten, sprach Koller erneut ein Machtwort. Man horchte dem Teamchef auf's Wort. Derzeit tanzt wirklich alles nach seiner Pfeife.

Der ÖFB-Teamkader gegen Montenegro und Liechtenstein:

Tor: Robert Almer (Austria Wien/24 Länderspiele), Heinz Lindner (Eintracht Frankfurt/7), Ramazan Özcan (FC Ingolstadt/4)

Verteidigung: Aleksandar Dragović (Dinamo Kiev/40 Länderspiele/1 Tor), Christian Fuchs (Leicester City/69/1), György Garics (SV Darmstadt/40/2), Florian Klein (VfB Stuttgart/30/0), Michael Madl (Sturm Graz/0), Sebastian Prödl (Watford/52/4), Markus Suttner (FC Ingolstadt/14/0), Kevin Wimmer (Tottenham Hotspur/2/0)

Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/39/10), Marko Arnautović (Stoke City/45/8), Julian Baumgartlinger (FSV Mainz/39/1), Martin Harnik (VfB Stuttgart/53/13), Stefan Ilsanker (RB Leipzig/10/0), Jakob Jantscher (FC Luzern/18/1), Zlatko Junuzović (Werder Bremen/42/6), Stefan Schwab (SK Rapid/0), Marcel Sabitzer (RB Leipzig/13/2)

Angriff: Lukas Hinterseer (FC Ingolstadt/6/0), Rubin Okotie (TSV 1860 München/11/2), Marc Janko (FC Basel/48/22)

Auf Abruf: Andreas Lukse (SCR Altach/0); Christopher Dibon (SK Rapid/1/1), Stefan Lainer (RB Salzburg/0), Stefan Stangl (SK Rapid/0), Christopher Trimmel (1. FC Union Berlin/3/0), Guido Burgstaller (1. FC Nürnberg/7/0), Andreas Ulmer (RB Salzburg/3/0), Robert Gucher (Frosinone Calcio/0), Florian Kainz (SK Rapid/0),  Andreas Ivanschitz (Seattle Sounders/69/12),  Philipp Schobesberger (SK Rapid/0), Karim Onisiwo (SV Mattersburg/0), Louis Schaub (SK Rapid/0), Andreas Weimann (Derby County/14/0), Michael Gregoritsch (Hamburger SV/0)

Mehr dazu:
>> Ergebnisse und Tabelle der EM-Qualifikation in der ÖFB-Gruppe
>> Slideshow: Österreichs Weg zur Europameisterschaft
>> Liechtenstein "raubt" Ex-ÖFB-Talent

Christian Tragschitz

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