11.12.2013 22:49 Uhr

4:1! Erster Austria-Sieg bei CL-Abschied

Die Wiener Austria durfte im letzten Spiel über den ersten Sieg jubeln
Die Wiener Austria durfte im letzten Spiel über den ersten Sieg jubeln

Österreichs Meister Austria Wien hat sich am Mittwochabend mit einem 4:1-Heimsieg über Zenit St. Petersburg aus der Champions League verabschiedet. Nach der Führung der Gäste durch Aleksandr Kerzhakov (35.), sorgten Philipp Hosiner (44., 51.), Tomáš Jun (48.) und Roman Kienast (90.) für die violette Sensation und den ersten Sieg einer österreichischen Mannschaft in der Königsklasse seit 2001. Zenit darf sich dank des 2:0-Erfolgs von Atlético Madrid über den FC Porto trotzdem über den Einzug ins Achtelfinale freuen.

Dabei wollte Zenit eigentlich des eigenen Glückes Schmied sein und sich gar nicht erst auf das Ergebnis in der Parallelpartie zwischen Atlético Madrid und Porto verlassen müssen. Entsprechend motiviert gingen die St. Petersburger ins Spiel. Stürmerstar Hulk packte nach nur einer Minute bereits der Übermut und er probierte aus der Distanz per Tausend-Gulden-Schuss klar Schiff zu machen.

So einfach sollte es jedoch nicht gehen. Denn die Austria, von Trainer Nenad Bjelica wie erwartet in leicht veränderter Formation aufs Feld geschickt, hatte immerhin den hehren Wunsch sich würdig aus der Königsklasse zu verabschieden. Wenn möglich sogar mit dem ersten CL-Sieg einer österreichischen Mannschaft im Prateroval und dem ersten vollen Erfolg seit Sturm gegen Panathinaikos anno 2001.

Erste große Chance durch Hosiner

Zenit rannte in der Anfangsviertelstunde an, die erste hochkarätige Möglichkeit fanden jedoch die Gastgeber vor. Ein weiter Abschlag von Kapitän Manuel Ortlechner landete bei Hosiner, der nach Doppelpass mit Jun aus kurzer Distanz an Zenit-Keeper Juri Lodikin scheiterte (6.).

Wie schon beim 1:1-Remis in Porto rückte aber Austria-Tormann Heinz Lindner sehr bald in den Fokus. Gegen wuchtige Schüsse von Hulk (20.), Domenico Criscito (21.) und Cristian Ansaldi (22.) zeichnete er sich im Minutentakt mit Glanzparaden aus. Auf der Gegenseite bekam Kaja Rogulj nach Freistoßflanke von Marko Stanković nicht ausreichend Kraft hinter seinen Kopfball, um Lodikin aus drei Metern zu bezwingen (23.).

Randale der Zenit-Fans

Für ein unschönes Intermezzo in einer flotten und abwechslungsreichen Partie sorgten die Fans von Zenit St. Petersburg. Sie schossen mit Bengalfackeln und Böllern aus dem dritten Rang in die Zuschauermengen vor ihnen und versuchten in die unteren Sektoren zu stürmen.

>> Zenit-Fans sorgen in Wien für Skandal

Daher blieb es von den 37.500 Zuschauern fast unbemerkt, dass zunächst Hosiner scheiterte und auch Zenit beinahe die Führung bejubeln durfte. Kerzhakov brachte nach Zuspiel von Axel Witsel den Ball im Tor unter, doch Schiedsrichter Aleksander Stavrev gab den Treffer wegen einer Abseitsstellung nicht.

Nach einer kurzen Unterbrechung wegen der Randale auf der Tribüne kamen die Russen schließlich doch zum regulären 1:0. Kherzakov umkurvte nach Vorlage von Hulk Lindner und locker schob locker ins Tor ein (35.). Zenit hatte die Führung in der Tasche, suchte aber weiter den Weg nach vorne. Bei einem Freistoß nach Gelb-Foul von Ortlechner prüfte Hulk Lindner aus spitzem Winkel direkt. Der war aber wieder wieder auf seinem Posten (40.).

Zenit hatte zwar deutlich mehr Ballbesitz. Trotzdem hielten die Austrianer mit konkreten Chancen mit. Der Ausgleich kurz vor der Pause war daher nicht unverdient. Hosiner eroberte den Ball und spielte einen Doppelpass mit Stanković. Der Bundesliga-Torschützenkönig der Vorsaison wartete nicht lange zu und zog ab. Lodikin streckte sich, konnte den präzischen Schuss ins lange Eck aber nicht mehr erreichen (44.).

Violetter Blitzstart in Hälfte zwei

Die "Veilchen" kamen dementsprechend motiviert aus der Halbzeitpause und hatten das Spielglück auf ihrer Seite. Ein Stanglpass von Markus Suttner landete vor den Füßen von Routinier Jun und der Ball zappelte zur 2:1-Führung im Netz (48.). Es war der dritte Champions League-Treffer des Tschechen nachdem er schon zwei Mal für Sparta Praha erfolgreich war.

Drei Minuten später klingelte es erneut im Kasten von Lodikin. Hosiner staubte nach einem Schuss von Florian Mader ab und durfte sich über einen Doppelpack in der Königsklasse freuen.

Zenit war geschockt. Verzweifelt rannten die Russen an und eröffneten der Austria weitere Konterchancen. Bjelica hatte den Braten freilich gerochen und brachte Daniel Royer für Thomas Murg, der zuvor mit etwas Glück sogar das 4:1 erzielen hätte können. Seinen Schuss hatte Lodikin aber pariert.

Zenit packt Brechstange aus, Schlusspunkt durch Kienast

Hulk und Konstantin Zyryanov packten die Brechstange aus und probierten aus der Distanz Lindner zu überlisten – vergebens. Zenit-Coach Luciano Spalletti reagierte ebenfalls und brachte den russischen Starkicker und früheren Arsenal-Legionär Andrey Arshavin, der sich wie schon im ersten Duell zunächst mit einem Bankplatz begnügen hatte müssen.

Mit vereinten Kräften hielten die Austrianer den rollenden Angriffen der Russen teils mit akrobatischen Einlagen stand und lauerten weiter darauf, Nadelstiche zu setzen. Wie etwa in der 71. Minute: Hosiner setzte sich unsanft im Strafraum gegen Cricito durch und hämmerte den Ball an die Querlatte. Es war jedoch zuvor bereits abgepfiffen. Ebenso wenig Glück war den wild anstürmenden Russen vergönnt, die durch Kerzhakov ihre vermeintlich beste Chance vorfanden. Der Stürmer setzte den Ball aber aus kurzer Distanz über das Tor (76.).

Zenit suchte weiter verzweifelt den Weg zum Tor der Austria. In der Schlussphase verzichtete Bjelica trotzdem darauf, die Schotten noch dichter zu machen und brachte mit Tomas Šimkovič (für Stankovic) und Roman Kienast (für Jun) durchwegs Offensivkräfte. Hulk setzte die letzte große Chance der Gäste ans Außennetz. Royer vergab auf der Gegenseite gegen Lodikin.

In der Nachspielzeit sorgte schließlich "Joker" Kienast, der mit seinem Goldtor gegen Dinamo Zagreb erst das Tor in die Eliteliga geöffnet hatte, für den würdigen Abschluss der violetten Reise durch Europa. Der Schlusspunkt zum 4:1 bedeutete außerdem den höchsten österreichischen Sieg in der Champions League aller Zeiten, noch nie zuvor hatte eine heimische Mannschaft in der Gruppenphase vier Treffer erzielt.

>> Liveticker-Nachlese und Spieldetails Austria - Zenit
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Sebastian Kelterer

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