23.09.2023 08:31 Uhr

Campbells "Banger" ließ ÖFB-Frauen strahlen

Die ÖFB-Truppe jubelte über den Punktgewinn
Die ÖFB-Truppe jubelte über den Punktgewinn

Viel Spielglück, Qualität von der Bank und ein "ordentlicher Banger" haben Österreichs Frauen-Nationalteam vor einer Niederlage bei der Nations-League-Premiere bewahrt. So bezeichnete ÖFB-Torfrau Manuela Zinsberger den Schuss von Eileen Campbell ins Kreuzeck (72.) zum 1:1-Endstand gegen Norwegen im Ullevaal Stadion von Oslo. Die 23-Jährige glänzte als Wechselspielerin auf großer Bühne. Ein Auslands-Engagement ist in dieser Form nur eine Frage der Zeit.

>> Zum Spielbericht: Norwegen gegen Österreich

"Wenn man sich mit so guten Spielerinnen in solchen Spielen misst, merkt man, was möglich ist, welche Wege man einschlagen kann", sagte Campbell der APA. Hatte sie bisher immer zu Gunsten ihres Vollzeitjobs in Liechtenstein auf einen Transfer verzichtet, werden ihre Tage als Stürmerin von Altach/Vorderland wohl bald gezählt sein. "Ich bin mittlerweile im Kopf bereit dazu", betonte die Angreiferin. "Für die sportliche Entwicklung wird es hoffentlich irgendwann demnächst ins Ausland gehen." Wenn nicht im Winter, dann wohl spätestens im Sommer, wenn ihr Vertrag im Ländle endet.

Für den ersten Schritt werde ein nicht allzu weit entferntes Land angepeilt. "Natürlich will ich in eine gute Liga, wo ich noch mehr gefordert werde", verlautete Campbell. Rentieren müsse sich ein Wechsel aufgrund des aktuell "guten Jobs" aber auch aus finanzieller Sicht. Ihren Marktwert konnte sie am Freitag mit einem sehenswerten Tor steigern. Ansatzlos traf sie nach einem Zuspiel aus rund 20 Metern genau in den Winkel, ihr zweites Länderspieltor sei sicher eines ihrer schönsten in der Karriere gewesen. "Dass es zu dem Zeitpunkt gelungen ist, machte es noch besonderer", betonte Campbell.

Schüsse aus der Halbposition gelangen ihr im Training zuletzt nicht so gut. "Dafür heute. Man versucht als Stürmerin, genau das zu üben, dass man genau in dem Moment da ist, wenn die eine Chance kommt. Das ist mir sehr gut gelungen, das macht eine Stürmerin aus", meinte die Vorarlbergerin. Zeit zum Nachdenken habe sie keine gehabt. "Es war ein guter Spielzug, ich habe einfach abgeschlossen, und Gott sei Dank hat das Netz gezappelt." Das nur zwölf Minuten nach ihrer Einwechslung für Nicole Billa. Eine Kampfansage an die Tirolerin im Rennen um einen Stammplatz am Dienstag (18.30 Uhr) in Wien gegen Frankreich gab es nicht.

Campbell noch nicht bei 100 Prozent

Das hat auch einen Grund. Campbell wurde im Sommer durch eine Lungenentzündung zurückgeworfen. "Dadurch bin ich noch nicht so fit, wie ich es gerne wäre", gab die Angreiferin Einblick. Deshalb sei es auch schwer zu sagen, ob sie 90 Minuten auf dem Niveau schon durchhalten würde. Fuhrmann hob die hohe Dynamik und das große Engagement Campbells hervor und bezeichnete das Rennen um einen Platz in der ersten Elf als "offen".

Die Partie vor 7.011 Fans zeigte einmal mehr, dass der ÖFB-Kader breiter geworden ist. "Es ist ein Fortschritt der letzten Jahre, dass wir mittlerweile mehrere Impulse von der Bank setzen können", sagte Fuhrmann. Das unterstrich auch Zinsberger: "Vor ein paar Jahren haben wir geredet: 'Wir brauchen Breite, mehr Qualität.' Jetzt haben wir das." Laut Campbell handelt es sich um eine "ziemlich gute Mischung aus routinierten Spielerinnen und jungen, frischen Spielerinnen, die sich zeigen und beweisen wollen".

Vor der Pause war der 0:1-Rückstand schmeichelhaft, am Ende war es auch das Endresultat aufgrund drei Lattentreffern plus einem verschossenen Elfmeter aufseiten des Weltranglisten-13. "Verdient oder nicht, der Punkt ist da", sagte Fuhrmann. Das sei richtig geil. "Wir müssen aber schon die Kirche im Dorf lassen, können sehr stolz sein, dass wir gegen einen sehr starken Gegner auswärts einen Punkt mitgenommen haben."

Zadrazil: "Glück erarbeitet"

Das dank einer klaren Steigerung nach einer durchwachsenen ersten Hälfte mit viel Fehlpässen, einer defensiven Ausrichtung und kaum Offensivaktionen. Abgelöst wurde das nach Wiederbeginn durch viel Mut, Ballsicherheit, Zweikampfstärke und einige Torchancen. "Wir haben unser Spiel gespielt, uns was zugetraut, einfach versucht, die Dinge spielerisch zu lösen und Norwegen damit vor Probleme gestellt", resümierte Campbell. Laut Sarah Zadrazil ist eine ganz andere Energie auf dem Platz gewesen. "Zweite Halbzeit hat das Team gezeigt, wozu es fähig ist", sagte auch Fuhrmann. Das nötige Glück habe man sich erarbeitet.

Benötigen wird man dieses auch bei der Heimpremiere. Frankreich kommt nach dem 2:0 gegen Portugal als Gruppe-A2-Führender in die Generali Arena. Auf ihre Truppe warte eine "ungleich schwierigere" Aufgabe, stellte Fuhrmann klar. Ihre Spielerinnen wollen trotzdem das Punktekonto auffetten. "Es gibt uns sehr viel Auftrieb, dass wir gegen so einen guten Gegner einen Punkt geholt haben", sagte Campbell. Und Zinsberger ergänzte: "Mental können wir brutal viel mitnehmen." Ein schönes Erlebnis war der Norwegen-Trip auch für Klaus Mitterdorfer, das Team schenkte dem ÖFB-Präsidenten zum 58. Geburtstag einen Punkt.

apa

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