11.10.2018 12:54 Uhr

Nach Hakenkreuz-Skandal: Kroatiens Rückkehr ohne Fans

Die kroatischen Fans dürfen gegen England nicht ins Stadion
Die kroatischen Fans dürfen gegen England nicht ins Stadion

Die Rückkehr in die Heimat hätte ein rauschendes Fest werden können, doch das verdarb sich der kroatische Fußball bereits drei Jahre bevor sich seine Nationalmannschaft überraschend zum Vizeweltmeister krönte.

Die Neuauflage des WM-Halbfinals gegen England, das erste Heimspiel seit dem Turnier in Russland, die Wiedergutmachung nach dem 0:6 gegen Spanien - all das müssen die Feurigen am Freitag in Rijeka ohne Fans bestreiten.

Der Grund: der Hakenkreuz-Skandal von 2015. "Ich weiß, dass die UEFA uns bestraft hat, aber es ist nicht richtig, ohne Zuschauer zu spielen", sagte der kroatische Trainer Zlatko Dalic. Rund drei Jahre ist es her, dass kroatische Fans vor einem EM-Qualifikationsspiel den Rasen im Stadion Poljud in Split mit Chemikalien präparierten und sich ein viele Meter großes Hakenkreuz abzeichnete.

Den erneuten Totalausfall der kroatischen Anhänger bestrafte die Europäische Fußball-Union hart: Punktabzug, 100.000 Euro Geldstrafe und zwei Geisterspiele. Das erste Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit absolvierte das Nationalteam noch im selben Jahr gegen Bulgarien, die zweite Partie im Rahmen eines UEFA-Wettbewerbs folgt nun erst gegen England in der Nations League.

Tief verwurzelter Rassismus

Das Fan-Problem an der Adriaküste ist ein grundsätzliches. Während das Land immer wieder Weltklasse-Fußballer hervorbringt, fallen die Anhänger neben Ausschreitungen mit Pyrotechnik mit rassistischen Gesängen auf. Schon das Skandal-Spiel in Split im Juni 2015 hatte paradoxerweise wegen rassistischer Parolen kroatischer Fans ohne Zuschauer stattgefunden.

Bei der WM in Russland schob Dalics Mannschaft diesen negativen Eindruck mit sportlichen Erfolgen zur Seite - unter anderem gegen den jetzigen Gegner England. Im Halbfinale setzten sich die kroatischen "Mentalitätsmonster" nach Treffern der Ex-Bundesligaspieler Ivan Perisic und Mario Mandzukic 2:1 durch und zogen erstmals in ihrer Geschichte in ein WM-Endspiel ein.

"Kroatien hat es im Sommer verdient, ins Finale zu kommen, wir müssen das akzeptieren", sagte Englands Teammanager Gareth Southgate vor der geplanten Revanche in Rijeka.

Der 48-Jährige, der seinen Vertrag vergangene Woche um zwei Jahre bis 2022 verlängerte, nominierte erstmals das Dortmunder Supertalent Jadon Sancho (zehn Scorerpunkte in zehn Spielen) für die Partie gegen Kroatien sowie das folgende Duell in Spanien (15. Oktober).

"Ohne Fans wird es nicht einfach"

Im neu geschaffenen Wettbewerb warten beide Nationen noch auf ihren ersten Punkt. England verlor sein erstes Nations-League-Spiel gegen Spanien knapp 1:2, für das Balkan-Team um Weltfußballer Luka Modric setzte es durch das 0:6 beim Weltmeister von 2010 die höchste Niederlage der Länderspiel-Geschichte.

Für Dalic ist das vier Wochen danach zunächst zweitrangig. "Unser Ziel ist die EURO 2020. Wir brauchen jetzt Zeit für einen Neustart", sagte der 51-Jährige. "Ohne Fans", weiß aber auch er, "wird es aber nicht einfach gegen England zu spielen".

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