25.04.2024 08:06 Uhr

Salzburg plötzlich nur noch Außenseiter

Cinels Salzburger plötzlich in der Außenseiterrolle
Cinels Salzburger plötzlich in der Außenseiterrolle

Der 24. April könnte Red Bull Salzburg noch länger verfolgen. Die ebenso überraschende wie verdiente 3:4-Niederlage bei Austria Klagenfurt kostete den Serienchampion die Tabellenführung und drängt die "Bullen" plötzlich in die Rolle des Außenseiters. Just vor dem möglicherweise vorentscheidenden Heimduell mit dem um drei Punkte enteilten Sturm Graz am Sonntag (20.30 Uhr) setzte es für Alexander Schlager und Co. einen mentalen Tiefschlag. "Nicht würdig", urteilte der Tormann.

Eigentlich hatte man nach dem frühen Doppelpack von Karim Konaté (10., 18.) im zweiten Spiel unter Neo-Coach Onur Cinel die Trümpfe in der Hand. Dann aber ließen die Gäste alles vermissen, was vom nominell besten heimischen Team zu erwarten ist. "Wir haben nach der 2:0-Führung unverständlicherweise nicht mehr die Intensität und Energie auf den Platz bekommen, die wir normalerweise haben", bemängelte ein konsternierter Cinel, der drei Tage zuvor beim Heim-4:2 über Klagenfurt noch ein Spektakel Marke Salzburg bejubeln hatte dürfen.

"Ich habe keine Erklärung für diesen Rückfall, denn wir haben vor wenigen Tagen noch gegen die gleiche Mannschaft richtig gut Fußball gespielt", erinnerte der Deutsche. Schon in der ersten Hälfte geriet seine Equipe gegen die von Beginn an mutig und aktiv auftretenden Hausherren mehrmals in Bedrängnis, vergab durch Roko Simic aber auch die Topchance auf das 3:0 (38.). Bald nach Wiederbeginn bestrafte Solomon Bonnah (52.) dann Salzburgs Verwaltermentalität mit dem Anschlusstreffer. "Klagenfurt hat unsere Fehler eiskalt ausgenützt", konstatierte Cinel.

Seine Truppe, in der jüngeren Vergangenheit defensiv ohnehin vergleichsweise anfällig, bot dem Gegner einmal mehr zu viel an und zeigte zudem wie fragil der mentale Zustand derzeit ist. "Wir sind verunsichert, wenn wir ein Gegentor bekommen", stellte Schlager fest. Der ÖFB-Teamtormann musste schließlich weitere dreimal hinter sich greifen, dreimal war Andy Irving mit einem lupenreinen Hattrick (63., 74., 85./Foulelfmeter) zur Stelle und sorgte dafür, dass Salzburg laut Sky-Angaben erstmals seit 2008 noch eine 2:0-Führung verspielte. "Da war heute etwas in der Luft, ich habe das gespürt", meinte der schottische Goalgetter nach seiner Gala.

Cinel bleibt optimistisch

Für Salzburg riecht es hingegen nach einem Abschied vom liebgewonnenen Titelhamstern. In der aktuellen Form ist der Ligakrösus gegen die auf der Welle surfenden Grazer derzeit nur noch der Außenseiter. Cinel gab sich freilich optimistisch. "Wir müssen besprechen, woran es lag, dass wir den Schalter nicht von Beginn an gefunden haben, die Aktivität und die Intensität nicht gefunden haben. Dafür müssen wir sofort, noch vor Sonntag eine Lösung finden. Da gibt es jetzt auch eine mentale Komponente. Das ist lösbar, aber es muss sehr, sehr schnell gehen."

Bitter auch, dass Innenverteidiger Strahinja Pavlovic nach seiner fünften Gelben Karte in Klagenfurt gegen Sturm gesperrt ist. Die Reklamationen des Serben nach seinem - vorerst nicht gegebenen - Anschlusstreffer zum 3:4 (87.) kosten ihn die Teilnahme am Schlager. Da half es auch nichts mehr, dass das Tor nach VAR-Studium doch gegeben wurde. Cinel war ihm aber nicht gram. "Aus der Emotion heraus ist das nachvollziehbar."

Vieles spricht derzeit also dafür, dass Salzburgs Herrschaft nach elf Jahren endet. Durchhalteparolen sind derzeit das stärkste Argument, über das die "Bullen" verfügen. "Wir werden versuchen, die Köpfe für Sonntag aufzurichten. Wenn es zu hundert Prozent passt, dann können wir gewinnen", betonte Schlager. "Es geht ganz viel um die Einstellung. Wir haben es in der Hand, können viele Dinge sofort verändern. Aber wir müssen es machen."

Gut Lachen hatte hingegen Klagenfurt-Coach Peter Pacult nach dem ersten Sieg in der Meistergruppe. Vier Runden vor Schluss liegt sein Team nun einen Punkt vor Hartberg auf Platz fünf. "Hut ab vor meiner Mannschaft, die enormen Charakter gezeigt und ein 0:2 gegen den regierenden Meister weggesteckt hat", meinte der 64-Jährige. "Auch nach dem Rückstand hatten wir nie das Gefühl, dass Salzburg uns beherrscht hätte. Wichtig war das schnelle Tor nach der Pause, dann hat sich die Mannschaft in einen Flow gespielt."

apa

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