31.07.2017 13:11 Uhr

Katerstimmung, Kritik und Krisengipfel nach EM-Aus

Steffi Jones und die DFB-Damen haben bei der EM auf ganzer Linie enttäuscht
Steffi Jones und die DFB-Damen haben bei der EM auf ganzer Linie enttäuscht

Die Zukunft von Bundestrainerin Steffi Jones nach dem EM-Debakel ist ungewiss. Trotz Kritik stehen Bundesliga-Vertreter und Spielerinnen hinter ihr. Der DFB zeigt sich zögerlich.

Um kurz nach 9 Uhr stieg Steffi Jones vor dem EM-Teamhotel "De Ruwenberg" in den schwarzen Luxus-Mercedes und ließ sich von Ehefrau Nicole in eine ungewisse Zukunft fahren. Nach einer kurzen Nacht überließ die angeschlagene Fußball-Bundestrainerin auf der Heimreise von Sint-Michielsgestel nach Gelsenkirchen ihrer Gemahlin das Steuer.

Ob die 44-Jährige weiter die Geschicke der Frauen-Nationalmannschaft lenken darf, ist nach dem historischen EM-Debakel offen. Vor der Abreise stellte sich Jones noch einmal den zahlreichen Medienvertretern und zeigte sich nach der "bitteren Lehrstunde" zuversichtlich, dass sie ihren Job behalten darf.

Kein Bekenntnis von der Verbandsspitze

"Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass man als DFB und Präsidium erst mal wissen möchte, warum und weshalb, wohin soll der Weg gehen und wie kommen wir wieder in die Erfolgsspur zurück. Das ist ganz normal. Das werde ich aufzeigen und dann wird es weitergehen", sagte Jones am Morgen nach dem 1:2 (1:0) im Viertelfinale gegen Dänemark. Wann genau der gemeinsame Krisengipfel stattfinden wird, ist noch nicht beschlossen.

Noch am Vorabend hatte Jones mit DFB-Präsident Reinhard Grindel telefoniert. Der Verbandsboss hatte nach der erschreckend schwachen Vorstellung in Rotterdam in einem Facebook-Statement aus dem Urlaub ein klares Bekenntnis zur seit September tätigen Trainer-Novizin, deren Vertrag bis 2018 läuft, vermieden.

"Die Mannschaft steht voll hinter ihr"

"Es geht hier nicht um eine Arbeitsplatzgarantie, sondern um die Identifikation mit dem Prozess, der nicht kurzfristig angelegt ist, sondern mittel- und langfristig, und den der DFB mitgehen wird, wenn er dahinter steht", sagte Jones dazu: "Und das signalisieren sie mir - mit dem Auftrag, dass man wissen möchte, wie der Weg aussehen soll." Sie sei "gewillt und sehr motiviert, diesen Weg weiterzugehen".

Als Jones über ihre unklare Zukunft sprach, saß ihr niedergeschlagenes Team schon im Bus gen Amsterdam, wo sich die Wege trennten. Kapitänin Dzsenifer Marozsán brach zuvor nochmals eine Lanze für die Chefin und wünschte sich vom DFB Vertrauen für Jones auf dem Weg zur WM 2019 in Frankreich: "Sie muss überhaupt nicht um ihren Job zittern, die Mannschaft steht voll hinter ihr. Wir haben den Fehler gemacht, sie war überhaupt nicht schuld. Unsere Einstellung hat gegen Dänemark nicht gestimmt."

"Wir haben kein internationales Top-Niveau mehr"

Jones kündigte an, das Aus mit ihrem Trainerteam nach einer kurzen Verschnaufpause aufarbeiten zu wollen. "Ich nehme mich nicht aus der Verantwortung. Ich werde in mich gehen und das in den nächsten Tagen auch sehr tiefgründig analysieren", betonte die 111-malige Nationalspielerin: "Wir wollen wieder in die Erfolgsspur kommen und das werden wir auch."

Natürlich hagelte es nach zuvor sechs EM-Triumphen in Serie auch Kritik an der Nachfolgerin von Silvia Neid. "Wir haben kein internationales Top-Niveau mehr", bilanzierte Ex-Nationalstürmerin Inka Grings in ihrer Bild-Kolumne und warf ihrer Trainerkollegin vor, dass sie ihr runderneuertes Team verunsichert habe: "Meiner Meinung nach wurde zu viel rotiert, das Team konnte sich nicht einspielen."

"Unser Team hat die gesamte EM Alibi-Fußball gespielt"

Aus dem Ruhestand schlug der langjährige Turbine-Potsdam-Coach Bernd Schröder in die gleiche Kerbe, stellte zudem den Spielerinnen ein schlechtes Zeugnis aus: "Uns fehlte es vorne und hinten an Qualität. Unser Team hat die gesamte EM Alibi-Fußball gespielt."

Aus der Bundesliga dagegen gab es deutlich leisere Kritik und sogar aufmunternde Worte für die frühere DFB-Direktorin. "Wenn Steffi Jones aus ihren Erfahrungen die richtigen Schlüsse zieht, lässt sich für die Zukunft viel realisieren", sagte Manager Siegfried Dietrich vom 1. FFC Frankfurt der "Frankfurter Rundschau".

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