07.05.2015 15:21 Uhr

Gómez: Hoffnungsträger auf Standby

Will mit der Fiorentina ins Finale: Mario Gómez
Will mit der Fiorentina ins Finale: Mario Gómez

Vor dem Europa-League-Halbfinale ruhen die Hoffnungen der Fiorentina-Fans auf Mario Gómez. Nach einem Seuchenjahr soll "Super Mario" das Team zum Titel schießen. Ausgerechnet sein Trainer könnte ihm dabei im Weg stehen.

Mit der Verpflichtung von Mario Gómez im Spätsommer 2013 löste die Fiorentina unter ihren Fans eine regelrechte Hysterie aus. Mit dem deutschen weltklasse Stürmer sollte aus einer Mannschaft, die maximal gehobenen Durchschnitt verkörperte, ein Team werden, das wieder regelmäßig Titel gewinnt. Wie so oft bei ambitionierten Plänen ist auch dieser (noch) nicht aufgegangen.

In dieser Saison könnte das Warten ein Ende haben. Nach dem Halbfinaleinzug in der Europa League trennen die Violetten nur drei Spiele von einer Trophäe und dem direkten Einzug in die Champions League. Eine überwiegend verkorkste Spielzeit könnte so doch noch gerettet werden.

Die Hoffnungen der Tifosi ruhen dabei einmal mehr auf Mario Gómez. Der 29-Jährige hat erneut eine Seuchensaison hinter sich und soll in den Spielen gegen Sevilla zum Zünglein an der Waage werden. Ausgerechnet die Philosophie des eigenen Trainers könnte ihm dabei im Weg stehen.

Teilzeitkraft in der Liga

Denn unter Vincenzo Montella ist Gómez überraschend oft zu einer Teilzeitkraft degradiert worden. Seiner heftigen Kritik Anfang des Jahres ("Er ist nicht der Spieler, den wir kennen") ließ der Trainer Taten folgen. Nicht selten saß der Stürmer nur auf der Bank, wurde spät eingewechselt oder auch vorzeitig ausgewechselt. So zumindest gestaltet sich die Situation in der Liga.

"Wir haben einen großen Kader, der sehr ausgeglichen besetzt ist und dem Trainer die Möglichkeit gibt, viel zu rotieren. Davon macht er auch immer wieder Gebrauch", scheut sich der Deutsche, unnötig Öl ins Feuer zu gießen. Fakt ist aber: Die ständigen Wechselspielchen zwischen Bank und Startelf dürften ihm nicht gefallen.

Ganze acht Spiele bestritt die Nummer 33 in der Serie A über 90 Minuten. Zu wenig für einen Spieler, der schon zu Bundesliga-Zeiten nicht als geborener Joker galt und sich in dieser Rolle offensichtlich nicht wohl fühlt. Warum Montella seinen Topstürmer in der Liga auf Kurzarbeit setzt, weiß nur er selbst. Zumal Gómez in den Pokalwettbewerben (elf Einsätze, sechs Tore) durchaus überzeugt. Wohl auch, weil er diesen Spielen das volle Vertrauen genießt.

Unglückliche Auftritte, heftige Kritik

Zwar wurde Gómez auch in dieser Saison immer wieder von kleineren und größeren Verletzungen ausgebremst, mittlerweile sind die Blessuren aber auskuriert. Die Fitness habe natürlich eine wichtige Rolle für ihn gespielt, ganz wichtig sei aber auch "ein gewisser Rhythmus – gerade bei Spielertypen wie mir." Eben jenen Rhythmus fördert sein eigener Coach in den letzten Monaten nur bedingt.

Die Folge sind immer wieder Auftritte des Stürmers, in denen er unglücklich agiert, ohne gefährlichen Abschluss bleibt und in der Folge von seinen Kritikern zerrissen wird. Wohl auch deshalb schloss der Nationalspieler einen vorzeitigen Abschied aus der Toskana nicht nicht aus: "Vorstellen kann ich mir vieles. Sicherlich auch das. Aber es macht jetzt noch überhaupt keinen Sinn zu überlegen, was in zwei oder drei Jahren ist. Fußball ist nun mal ein Tagesgeschäft."

"Super Mario" soll es richten

Im Moment gilt der Fokus einzig und allein den beiden Partien gegen den FC Sevilla. "Der Titelgewinn wäre die Krönung der Saison", meint Vincenzo Montella. Wohlwissend, dass auch nur ein Titelgewinn das Jahr noch retten kann, denn in der Liga spielt die Fiorentina hinter Juventus, den Römer Klubs und Neapel nur die zweite Geige. Zu wenig für die eigenen Ansprüche.

Richten soll, richten muss es nun "Super Mario". Mit dem jungen Khouma Babacar (22) haben die Italiener zwar einen talentierten und treffsicheren Joker in der Hinterhand, auf die Erfahrung, die Klasse und den Instinkt eines Mario Gómez kann und wird Montella aber nicht verzichten. Womöglich wird er es bereuen, genau dies in der Vergangenheit getan zu haben.

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Christian Schenzel

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