11.11.2014 13:58 Uhr

ÖFB-Matchplan steht: Hart und aggressiv

Die Gegenspieler sollen Österreichs Pressing spüren
Die Gegenspieler sollen Österreichs Pressing spüren

"Das ist unsere Spielweise!" Geburtstagskind Marcel Koller macht aus der erfolgreichen ÖFB-Marschroute kein Geheimnis: Hart und aggressiv im Pressing. Dieser Matchplan soll auch am Samstag (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) im enorm wichtigen EM-Qualifikationsspiel gegen Russland greifen.

Montenegro bekam es zuletzt im Ernst Happel-Stadion zu spüren. Ein technisch starker Gegner mit Ausnahmekönnern wie Mirko Vučinić und Stevan Jovetić wurde von einer furios auftrumpfenden rot-weiß-roten Zweikampfmaschinerie schon im Ansatz gestört, Ballgewinne in Serie und dadurch Überzahlsituationen in der Offensive waren die Folge.

Nur das österreichische Versagen vor dem Tor verhinderte einen Kantersieg der Hausherren, die sich am Ende zu einem 1:0-Sieg zitterten. Auch diesmal hat das Nationalteam im Wien den nicht in Worte zu fassenden Heimvorteil im Rücken: Ein ausverkauftes Haus im Prater, Triebfeder für die eigene Mannschaft und offensichtlich mehr als nur beeindruckend für Gegner und Schiedsrichter.

Drei Kandidaten für die Position von David Alaba

Der 54. Geburtstag von Teamchef Koller samt Torte und Glückwünschen durch ÖFB-Präsident Leo Windtner und Generaldirektor Alfred Ludwig war eine ebenso nette Begleiterscheinung wie die Vertragsverlängerung von Ausrüster Puma, der seit vier Jahrzehnten (eine Rekorddauer für Auswahlteams) treuer Partner ist.

Im Mittelpunkt stand am Dienstag im Medienzentrum des Happel-Stadions aber erneut die wichtigste Nebensache der Welt: Das Spiel des Jahres. Teamchef Koller erhielt diesmal durch Sebastian Prödl und Martin Harnik Verstärkung. Der Countdown für Österreich gegen Russland läuft. Die Anspannung steigt. Allen Beteiligten ist klar, worum es geht.

Marcel Koller war konzentriert wie immer. Der Schweizer ist detailverliebt und achtet auf jede Kleinigkeit. Ein falsches Wort in seinen Ausführungen gibt es nicht. Er überlegt lieber lange und gibt dann die passende Antwort. Auf die Frage, wieviele Kandidaten im Kader es für die freie Position durch die Verletzung von David Alaba gibt, wartete er mit seiner Replik einige Sekunden.

"Wir haben in den vergangenen Jahren immer versucht jede Position doppelt zu besetzen. Wenn man davon ausgeht, dass Julian Baumgartlinger im letzten Spiel mit dabei war, dann gibt es drei Möglichkeiten, die in Frage kommen", so Koller ohne die Namen der Kandidaten auszusprechen. Man kennt sie ohnehin: Laufmaschine Christoph Leitgeb, Abräumer Stefan Ilsanker und der nachnominierte Mittelfeldmotor Veli Kavlak.

Unter Koller ist kein Nickerchen erlaubt

Wer auch immer dann gegen Russland auf dem Platz steht, er wird Teil der ausgeklügelten Koller-Überlegungen sein. "Das ist eben unsere Spielweise", nahm der Teamchef Bezug auf die weltfussball-Frage nach der Aggressivität und der gesunden Härte vom Montenegro-Spiel. Österreich war leidenschaftlich, zweikampfstark und verzichtete auf dumme Fouls. Das Rezept auch gegen Russland?

"Aggressivität ist ganz wichtig. Nicht immer nur gegen den Spieler, der gerade in Ballbesitz ist. Es ist für uns entscheidend, dass alle Mann mitmachen. Es darf sich dabei keiner ein Nickerchen erlauben", sieht Koller sein Team einmal mehr im Kollektiv gefordert. "Wir wollen nicht abwarten, sondere unsere Gegner hart und aggressiv empfangen und dann selbst agieren"."

Russlands Nationalteam liebt die Breite

Ein Mittel, welches auch gegen Russland greifen soll? "Kein Gegner hat es gerne, wenn er früh bekämpft wird. Entscheidend ist dann auch wie gut die Technik und die Wahrnehmung ist, um solche Situationen zu lösen", so der Teamchef. "Wir wissen die Taktik von Russland noch nicht, weil wir sind schon auch abhängig davon, wie der Gegner spielt."

"Wenn die Russen mit vielen weite Bälle operieren, dann verlagert sich natürlich das Spiel. Wie hoch werden wir pressen können?", stellte sich Koller eine berechtigte Frage über die Gedankenspiele seines Gegenübers Fabio Capello.

Seine eigene Antwort sah so aus: "Russland spielt sehr breit. Bei ihnen liegen die Räume weit auseinander. Da wird es viele 1:1-Situationen geben und dann ist es sehr wichtig, wenn man diese Duelle gewinnt."

Wer ist eigentlich im russischen Kader?

Marcel Koller kennt alle Gegner. Er analysiert sie genau, zerlegt sie in sämtliche Bestandteile und arbeitet dann an einem Rezept um Schwachstellen zu nützen. Wie wenig sich hingegen die Spieler mit ihren Kontrahenten beschäftigen, wurde am Dienstag einmal mehr augenscheinlich.

Martin Harnik wurde gefragt, wie russische Spieler am Beispiel seines ehemaligen Stuttgarter Vereinskollegen Pavel Pogrebnyak ticken. "Locker und teilweise zu locker", lauteten die Erinnerungen des Flügelflitzers an den Stürmer, der momentan bei Reading FC in der englischen Championship unter Vertrag steht.

Als Sebastian Prödl über Russland und die Nationalspieler des Gegners sprach, entschuldigte er sich zunächst dafür, dass er manche Namen nicht aussprechen kann. Mit Aleksandr Kerzhakov fiel ihm dann aber doch ein prominenter Mann ein. Als er dann kurz unsicher bei Harnik nachfragte, ob Pogrebnyak im Teamkader steht, musste sein Sitznachbar ahnungslos mit den Schultern zucken.

Von der anderen Seite sprang Marcel Koller hilfreich mit einem "Nein" ein. Es war auch ohne Spielerliste vor ihm die richtige Antwort. Gottseidank ist die Vorbereitung des Nationalteams in den Händen eines Erfolgstrainers aus der Schweiz, der sich mit Gegner, dessen Spielern und Namen mehr beschäftigt als seine Schützlinge.

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ct

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