06.09.2014 15:17 Uhr

Vertrauensvorschuss für ÖFB-Keeper Almer

Robert Almer ist zurück im Land des Lächelns
Robert Almer ist zurück im Land des Lächelns

Robert Almer kann sich auf Marcel Koller verlassen. Marcel Koller kann sich auf Robert Almer verlassen. Im Tor des ÖFB-Teams herrscht vor dem Start der EM-Qualifikation weiter das Prinzip des Vertrauens. Fast als Bestätigung dafür erschien der 30-jährige Keeper am Samstag gemeinsam mit Sebastian Prödl und Sportdirektor Willi Ruttensteiner zur Pressekonferenz im Ernst Happel-Stadion.

Seit Marcel Koller am 15. November 2011 mit einer 1:2-Niederlage in der Ukraine als ÖFB-Teamchef debütierte, gibt es bei der Nationalmannschaft eine klare Nummer eins: Robert Almer. Der Schweizer, der speziell auf die Größe seines Stammkeepers (1,94 Meter) bei Flanken und Standardsituationen großen Wert legt, hat seither keinen Grund zu einer Änderung gesehen.

Auch die Rolle als Ersatzkeeper bei Fortuna Düsseldorf, wo es nur zu einem Einsatz in der deutschen Bundesliga reichte, konnte am Vertrauensvorschuss durch den Trainer des A-Teams nicht rütteln. Nach seinem Wechsel zu Energie Cottbus im Sommer 2013 schien der Status als unumstrittene erste Wahl bei Koller dann weiter gefestigt. Beim damaligen deutschen Zweitligisten war Almer bis Februar 2014 gesetzt.

"Hätte ich weiter auf der Bank gesessen, wäre es auf Dauer schwierig geworden in der Nationalmannschaft zu spielen", begründete der Steirer im Herbst 2013 im "11 Freunde"-Interview seinen Transfer nach Cottbus. "Bei den anderen Interessenten hätte es unter Umständen ähnlich laufen können wie in Düsseldorf. Und das wollte ich natürlich unbedingt vermeiden. Denn was würde es mir bringen, bei einem Bundesligaklub auf der Bank zu sitzen?", meinte Almer vor etwas weniger als einem Jahr.

"Vieles ist eine Frage des Rhythmus. Wer täglich hart trainiert, aber am Wochenende auf der Bank sitzt, dem fehlt einfach etwas. Das kann man sich auch nicht schönreden. Der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung ist entscheidend", lautete seine Analyse.

Die Nummer zwei in Hannover ist Österreichs Nummer eins

Er wurde nicht an diese Sätze erinnert, als er am Samstag auf dem Podium des Medienzentrums im Happel-Stadion Platz nahm. Zuviel hat sich seither getan: Nach dem Trainerwechsel bei Energie aussortiert (damit blieb ihm zumindest der Abstieg in die 3. Liga erspart), danach ohne Verein Einzeltraining mit ÖFB-Tormanncoach Franz Wohlfahrt, Ende Juli dann die Chance bei Hannover 96.

Dort darf er nun als Nummer zwei hinter Ron-Robert Zieler (gehörte zum Kader der deutschen Weltmeister in Brasilien) auf der Bank sitzen. Also genau jene Situation, die Almer noch vor einigen Monaten unbedingt vermeiden wollte. Doch in der Not,....

"Wir reagieren damit auf unsere aktuelle Torhüter-Situation und freuen uns, einen sehr erfahrenen Torwart für unser Team zu bekommen", erklärte Hannovers Sportdirektor Dirk Dufner bei der Verpflichtung des ÖFB-Teamkeepers. Da Zieler noch urlaubte und Almers Landsmann Samuel Radlinger sowie Markus Miller verletzt waren, erhielt er auch sogleich Spielpraxis. Wenn auch nur in Testspielen.

"In der Vorbereitung auf die neue Saison habe ich einige Spiele in wenigen Tagen bekommen. Das war sehr wichtig für mich", blickte der Deutschland-Legionär auf das Trainingslager vor Beginn der neuen Spielzeit zurück.

Endlich wieder im täglichen Trainingsbetrieb

Robert Almer ist kein Dampfplauderer oder Selbstdarsteller. Er spricht, wenn er gefragt wird. Er strahlt innere Ruhe aus und behält auch bei kritischen Nachfragen die Nerven. "Der tägliche Trainingsbetrieb beim Verein ist extrem wichtig. Ich kannte die Situation in Hannover und sie war mir vollauf bewusst. Aber dort gibt es eine überragende Atmosphäre, ähnlich wie hier beim Nationalteam", beschrieb er seinen wiedergefundenen Wohlfühlfaktor in Niedersachsen.

Als ehemaliger "Pink Panther" im rosa Tormanndress oder durch den neuen Look mit Glatze und Vollbart entspricht er dem Klischee wonach Torhüter oft den Rahmen sprengen. Doch er sticht wegen eines weit erfreulicheren Grunds aus der Masse hervor: Zusammen mit ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs gründete er die Aktion "Stars4Stars" zur Förderung behinderter Sportler.

Seit der gemeinsamen Zeit beim SV Mattersburg sind Fuchs und Almer mehr als nur Mannschaftskollegen und Freunde. Als gegenseitige Trauzeugen wurde man auch abseits des Spielfelds zu Vertrauenspersonen. Vertrauen, welches nun auch benachteiligte Menschen durch finanzielle, mentale oder freundschaftliche Unterstützung spüren. Robert Almer macht es möglich, ohne davon am Samstag auch nur eine Silbe zu erwähnen.          

100 Prozent Konzentration für eine gute Leistung

Dafür musste er sich Fragen gefallen lassen, die im Zeitalter von Friedl Koncilia oder der aktiven Ära von ÖFB-Tormanntrainer Wohlfahrt wohl zu mehr als nur einer verbalen Abreibung geführt hätten. Almer stellte sich der Kritik, manchmal sogar mit einem Lächeln.

"Ich kenne diese Fragen seit drei Jahren. Schön, sonst hätten wir nichts, worüber wir sprechen können", meinte der Ersatzkeeper aus Hannover und erinnerte an die Weltmeisterschaft, wo Sergio Romero bei Argentinien gezeigt hat, dass man auch als Nummer zwei erstklassige Leistungen bieten kann.

Eine solche will Almer auch am Montag zum Start der EM-Qualifikation im ausverkauften Prater gegen Schweden bringen. "Die Trainingswoche war perfekt. Vorbereitung und Stimmung sind hervorragend. Ich konzentriere mich zu 100 Prozent auf das Nationalteam."

Als er von weltfussball auf seine leichte Unsicherheit sowie die anschließend dennoch überzeugende Leistung beim 2:1-Sieg gegen die Schweden im Juni 2013 angesprochen wurde, kam ihm sogar ein Grinser und die Erinnerung "an einen Platzfehler, okay vielleicht sogar einen kleinen technischen Fehler" aus.

Mehr dazu:
>> Feuer der Begeisterung im ÖFB-Team

ct

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