06.11.2013 10:20 Uhr

Leverkusens Held Leno bleibt bescheiden

Mit seinen Paraden sicherte Leverkusen Torwart Bernd Leno seinem Team das Remis. Foto: Ole Spata
Mit seinen Paraden sicherte Leverkusen Torwart Bernd Leno seinem Team das Remis. Foto: Ole Spata

Kurz nach Mitternacht hatte Bernd Leno endlich auch die schwierigste Prüfung des torlosen Champions-League-Abends bei Schachtjor Donezk bestanden.

Als seine Teamkollegen schon längst im Mannschaftsbus saßen, kam Bayer Leverkusens überragender Torhüter von der Dopingprobe und gestand mit entwaffnender Offenheit: "Mit dem Pinkeln habe ich mich ein bisschen schwergetan."

Der Toilettengang war scheinbar die größte Herausforderung für den 21-Jährigen, der die Stürmer des ukrainischen Meisters zuvor mit zahlreichen Glanzparaden schier zur Verzweiflung gebracht hatte. "Bernd Leno hat ein paar unglaubliche Bälle und uns damit im Spiel gehalten", lobte Trainer Sami Hyppiä seine Nummer 1.

Leno als Matchwinner

Für Bayer-Sportchef Rudi Völler war Leno schlicht der Matchwinner, der sich einmal mehr für höhere Weihen empfahl. "Mit welcher Eiseskälte er solche Spiele angeht, ist sensationell. Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben", sagte Völler. "Nach solchen Spielen kommen natürlich die Rufe, wann er mal eine Chance in der Nationalmannschaft bekommt. Aber er ist in der U 21 gesetzt."

Leno wollte sich zu seinen Chancen auf eine Berufung in den elitären Zirkel von Bundestrainer Joachim Löw nicht äußern. "Durch Gelaber ist noch keiner in die Nationalmannschaft gekommen. Ich muss einfach meine Leistung bringen. Das habe ich über Wochen und Jahre gemacht. Ich werde nichts fordern, das ist nicht meine Art", sagte der Keeper.

Der hatte in den 90 Minuten einen dieser magischen Abende erlebt, an denen sich ein Torhüter in einen Rausch steigert. "Ich war voll unter Strom. Innen drin hat es gebrodelt. Die Paraden waren Ausdruck dieses Brodelns", berichtete Leno. Selbst seine Mitspieler waren vor dem wie aufgedreht wirkenden Schlussmann nicht sicher. Lautstark ermahnte Leno seiner Vorderleute und wurde einmal sogar handgreiflich, als er Lars Bender zurechtwies. "Er hat mit Sicherheit eine Eins mit Sternchen verdient", meinte Geschäftsführer Michael Schade.

"Alles in der eigenen Hand"

Durch die Nullnummer steht den Bayer-Profis die Tür zum Achtelfinale nun weit offen. "Mit sieben Punkten aus vier Spielen sieht es nicht so schlecht aus. Wir haben jetzt alles selbst in der Hand", befand Leno. "Im Moment sind wir Zweiter. Natürlich schaut man da mit einem Lächeln auf die Tabelle", kommentierte Stürmer Stefan Kießling die Ausgangslage.

Auch der verhinderte Torjäger wusste, bei wem er sich dafür bedanken musste. "Was Bernd manchmal für Dinger hält, ist schon unglaublich. Es ist wichtig, solch einen Mann hinten drin zu haben. Er macht seine Sache richtig gut", lobte Kießling.

Leno selbst blieb bescheiden. "Was kommt, muss man halten. Dafür bin ich da", kommentierte er lapidar. "Natürlich ist es besser, wenn die Mannschaft hoch gewinnt und wenig zulässt. Das kann man als Torwart aber nicht beeinflussen."

In Donezk reichte es am Ende auch zu einem Punkt, weil die Mannschaft zumindest Engagement und Leidenschaft in die Waagschale warf. "Wir haben mit viel Herzblut gespielt, aber leider auch mit vielen Fehlpässen", analysierte Völler. Dennoch stellte er zufrieden fest: "Ein 0:0 kann auch mal glücklich machen. Das war ein ganz wichtiger Punkt, denn wir sind sehr, sehr gut im Rennen. Es muss unser Ziel sein, uns für das Achtelfinale zu qualifizieren. Die Voraussetzungen dafür haben wir geschaffen."

dpa

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