02.10.2013 19:29 Uhr

Lückenhafte Memoiren eines Diktators

Oleg Blokhin bei der Pressekonferenz vor dem Spiel Rapid gegen Dinamo Kiev
Oleg Blokhin bei der Pressekonferenz vor dem Spiel Rapid gegen Dinamo Kiev

Oleg Blokhin, der Trainer von Rapids Europa-League-Gegner Dinamo Kiev, bezeichnete sich einmal als "demokratischen Diktator". Wenn man eine Pressekonferenz von ihm besucht, dann merkt man auch schnell, dass diese Bezeichnung nicht aus der Luft gegriffen ist.

"Das braucht man jetzt nicht übersetzen", ordnete er den Dolmetscher immer wieder an, wenn die zahlreichen ukrainischen Reporter (zwölf Kamerateams!) Detailfragen über die letzten Spiele in der heimischen Liga fragten. Blokhin entscheidet also, was die Journalisten über ihn schreiben sollen.

"Ich spreche nicht über Taktik. Anordnungen wird es erst morgen geben", hieß es an einer anderen Stelle. Es fällt dem Beobachter schwer, nicht sofort eine Assoziation zum Stereotyp des klassischen Ukrainers zu finden. Wortkarg, entschlossen, dominant und sicherlich ehrfurchtsvoll.

Erinnerungen an Steyr

"Oleg Blokhin ist als Spieler eine Legende gewesen. Und jetzt ist er auch als Trainer eine", wusste auch Zoran Barisic. Es wird nicht der erste Auftritt seines Gegenübers im Ernst Happel Stadion sein. Mit der Nationalmannschaft der UdSSR spielte er 1976 und 1983 gegen Österreich im Prater. Beim zweiten Aufeinandertreffen war er sogar als Torschütze erfolgreich.
>> Spieldetails Österreich – UdSSR 1:2
>> Spieldetails Österreich – UdSSR 2:2

Sonderlich viel wusste Europas Fußballer des Jahres 1975 aber über diese Begegnungen nicht mehr: "Das liegt aber schon einige Jahrzehnte zurück. Da kann ich mich nicht mehr so gut erinnern. Ich habe davor und danach so viele Spiele bestritten." Unter anderem natürlich für Vorwärts Steyr. 18 Partien bestritt der damalige Sensationstransfer für die Oberösterreicher 1988 in der Zweiten Division.
>> Bilanz von Oleg Blokhin im Trikot von Vorwärts Steyr

"Es war ein sehr kleines Team, natürlich nicht vergleichbar mit Kiev. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich gerne nach Steyr fahren. Ich weiß noch, dass damals die 40.000 Einwohner voll hinter der Mannschaft standen", so Blokhin.

Barisic vs. Shovkovskiy

Das letzte Aufeinandertreffen zwischen Dinamo Kiev und Rapid liegt schon eine Weile zurück. 1996 eliminierten die Grün-Weißen die Ukrainer in der Champions-League-Qualifikation. Damals war Zoran Barisic beim 2:0-Erfolg im Hinspiel im Einsatz. Beim 4:2-Rückspiel-Sieg von Rapid stand bei Dinamo einer zwischen den Pfosten, der auch heute noch das Trikot des Hauptstadt-Klubs trägt: Oleksandr Shovkovskiy. Ein direktes Duell zwischen den beiden gab es nicht.

"Das Spiel hat im letzten Jahrhundert stattgefunden, die Mentalitäten und die Teams haben sich verändert. Von daher kann man das nicht vergleichen", meinte der 92-fache Nationalspieler, der seit 1993 bei Dinamo unter Vertrag steht, trocken. Gegen den damals blutjungen Torhüter traf Verteidiger Trifon Ivanov doppelt. Ob sich wohl Mario Sonnleitner und Co. diese Leistung als Vorbild nehmen?
>> Spieldetails Dinamo Kiev – SK Rapid Wien 2:4
>> Spieldetails SK Rapid Wien – Dinamo Kiev 2:0

>> Rapid will gegen Dinamo Kiev punkten

Johannes Sturm

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