30.09.2013 23:43 Uhr

Zenit als große Nummer im europäischen Fußball

Aleksandr Kerzhakov ist Zenits Rekord-Torschütze mit 208 Treffern
Aleksandr Kerzhakov ist Zenits Rekord-Torschütze mit 208 Treffern

Nach 35 Jahren tritt die Wiener Austria im Europacup wieder den sportlichen Vergleich gegen einen Klub aus Russland an. Zenit St. Petersburg heißt der Gegner in der Champions League am Dienstag (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker). Der österreichische Meister geht als krasser Außenseiter in die Partie. Nicht nur wegen der aktuellen sportlichen Krise, sondern vor allem weil der Gegner in Europa eine große Nummer ist.

Seit dem legendären Elfmeterkrimi gegen Dinamo Moskva (Moskau) im Semifinale des Cups der Cupsieger anno 1978 ist viel Wasser die Donau und die Newa hinuntergeflossen. Die Sowjetunion ist seit 1991 Geschichte, ebenso der Pokalsiegerbewerb in dem die Austria mit dem Finaleinzug eines ihrer hellsten Glanzlichter setzte. Leningrad heißt wieder St. Petersburg. Wo außerhalb der Stadt früher in Glashäusern Blumen und Gemüse gezüchtet wurde, säumen sich heute die Einkaufszentren mit den üblichen internationalen Marken.

Auch im Fußball hat der Kapitalismus die Planwirtschaft abgelöst. Nicht mehr Staatsamateure jagen dem runden Leder hinterher, sondern hochbezahlte Fußballstars. Vor allem bei Zenit, das sich nach dem Ende der UdSSR vom Nebendarsteller in der Liga zu einem der Aushängeschilder des neuen russischen Fußballs entwickelt hat. Nur zum Vergleich: Die von Zenit vor einem Jahr an den FC Porto für die Dienste des brasilianischen Teamstürmers Hulk überwiesen 40 Millionen Euro allein übersteigen das Saisonbudget der Wiener Austria deutlich.

Internationaler Spitzenfußball hält Einzug in St. Petersburg

Doch Hulk ist nur einer von vielen großen Namen im Kader, der dem italienischen Trainer Luciano Spaletti zur Verfügung steht. Dazu kommen noch Danny, der Argentinier Cristian Ansaldi und der Belgier Axel Witsel sowie etliche Spieler aus der russischen Nationalmannschaft.

Zenit fügte sich jedoch nicht friktionsfrei in die moderne Welt des Fußball-Business. Die horrenden Ablösesummen im vorigen Sommer riefen den größten Fanclub der Petersburger mit einem offenen Brief auf den Plan. Der Verein möge doch lieber Spieler auf Spieler aus der Region verpflichten, so die Essenz des mit rassistischen Untertönen durchzogenen Pamphlets.

Eine Fortsetzung fand das Aufbegehren in der Kabine, wo Urgestein Igor Denisov gegen die neuen Hierarchien im Gehaltsgefüge rebellierte. Spaletti antworte mit einer Verbannung zur Amateurmannschaft und seit Sommer schnürt Denisov für Anzhi Makhachkala die Schuhe. Nicht zuletzt der internen Unruhen wegen verpasste Zenit den Titel und musste als Vizemeister in die CL-Qualifikation, wo jedoch die Hürden FC Nordsjaelland und Paços de Ferreira souverän gemeistert wurden.

In der jüngsten Übertrittszeit sind Andrey Arshavin und Anatoliy Timoshchuk, beide Stützen beim UEFA-Cup-Sieg 2008 gegen die Glasgow Rangers, nach Engagements in europäischen Topligen zurückgekehrt.

Die Generalprobe für das Austria-Spiel glückte dem Liga-Spitzenreiter Zenit mit einem 4:2 über Spartak Moskva. Seit dem vergangenen Wochenende ist Aleksandr Kerzhakov mit 208 Treffern auch noch Rekordtorjäger der russischen Premier Liga.

Spaletti will Austria nicht auf die leichte Schulter nehmen

Die jüngsten Blamagen der Austria im Cup und in der Liga wollte Luciano Spaletti bei der Abschluss-Pressekonferenz nicht überbewerten: "Natürlich wissen wir, wie die Austria gespielt hat, aber ich möchte die Leistung der Teams in einem Bewerb vergleichen. Daher lenke ich die Aufmerksamkeit auf das Spiel gegen Porto". Der Zenit-Coach meint sogar, dass die Austria den Sieg verdient gehabt hätte. "Sie agierte besser. Das Team ist stark und spielt einen schnellen Fußball und hat einige technisch gute Spieler", sagte Spaletti.

Zenit muss die Austria ernst nehmen. Die Russen stehen nach der 1:3-Auftaktniederlage bei Atlético Madrid bereits unter Druck. Schließlich wollen Arshavin und Co. im Rennen um den Aufstieg aus der Gruppe G ein ernstes Wort mitreden. Daher lautet Spalettis Prognose: "Es wird ein schwieriges Spiel für uns."

>> Liveticker zu Zenit - Austria

Sebastian Kelterer/St. Petersburg

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