14.04.2009 23:45 Uhr

Die Würde bewahren

Eine knappe Woche ist es her, dass Deutschlands Fußballwelt in Trümmer gelegt wurde. Innerhalb von nur einer Halbzeit zeigte der wie entfesselt spielende FC Barcelona dem stolzen deutschen Rekordmeister Bayern München nicht nur die Grenzen auf. Nein, Barca demütigte Bayern vor den Augen der Welt nach allen Regeln der Kunst und war schon nach einer von vier zu spielenden Halbzeiten des diesjährigen Champions League Viertelfinales praktisch eine Runde weiter. Was umgehend zur nächsten Demütigung führte: Die Gastgeber spielten nach der Pause ein munteres Trainingsspielchen und beließen es bei lockeren Ballstaffetten. Den Münchnern blieb nur das Zusehen und die Erkenntnis, dass das überaus deutliche 4:0 ein Ergebnis von Barcas Gnaden war. Dementsprechend glaubt keiner in Bayern mehr an ein Wunder. Es geht darum, erhobenen Hauptes den Wettbewerb zu verlassen.


Das letzte bißchen Hoffnung


Auch wenn kein normaler Mensch mehr daran glaubt, dass der FC Bayern das Ergebnis von Barcelona noch drehen kann. Auch wenn alle Verantwortlichen der Bayern betonen, bereits ausgeschieden zu sein. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, und sei sie noch so klein. Dass die Bayern vier Tore gegen spanische Teams schießen können bewiesen sie etwa in der Saison 1999/2000, als sie Real Madrid mit 4:1 nach Hause schickten. Der Haken ist aber: Das heutige Bayern ist mit dem damaligen nicht zu vergleichen. Und: Ein Tor der Katalanen dürfte dem FCB wohl endgültig den Stecker ziehen. Denn dann müsste die Mannschaft von Jürgen Klinsmann satte sechs Tore machen, ein Ding der Unmöglichkeit.

Es bleibt also - Hoffnung hin oder her - nicht wirklich etwas anderes übrig, als sich würdevoll und erhobenen Hauptes zu verabschieden. Die Möglichkeit dazu ist vorhanden: Trotz der heftigen Watschn im Hinspiel wird die Allianz Arena auch in diesem Spiel bis auf den letzten Platz voll sein. Außerdem lichtet sich das bayerische Lazarett: Zwar fällt der zuletzt völlig indisponierte Massimo Oddo aus, doch ihm dürfte im Moment keiner eine Träne nachweinen. Wesentlich wichtiger ist es, dass Lucio wieder fit ist und auch Lahm und van Buyten wohl zur Verfügung stehen. Einen ähnlichen Münchner Hühnerhaufen wie vor Wochenfrist wird man also wohl nicht noch einmal sehen müssen. Das Ziel der Bayern ergibt sich dabei von selbst. Man muss von der ersten Sekunde an Druck entfachen und auf ein ganz frühes Tor hoffen. Dann kann man sehen, was noch geht. Zumindest einen Sieg wünscht man sich schon an der Säbener Straße.


Barca: Von wegen B-Elf!


Der Trainer der Gäste, Pep Guardiola, nimmt die Äußerungen der Münchner Verantwortlichen, man glaube selbst nicht mehr an die eigene Mannschaft dagegen nicht als bare Münze. Er wäre in der Saison 91/92 einmal selbst beinahe nach einem klaren Heimsieg gegen Kaiserslautern noch am Betzenberg ausgeschieden, damals verhinderte dies ein Tor in letzter Minute. "Wir müssen verhindern, dass sich am Dienstag eine ähnliche Dynamik entwickelt", gab Guardiola denn auch als Losung für den Abend in München aus. Die Konsequenz: Alle Stars stehen im Kader, die meisten werden wohl auch spielen. Und selbst, wenn der Coach doch Änderungen vornehmen sollte - mit Spielern vom Kaliber Aliaksandr Hlebs in der zweiten Reihe würde er dennoch kein Risiko eingehen.

Dem neutralen Fußballfan eröffnet sich damit die Chance, trotz des klaren Hinspielsieges der Katalanen ein richtig gutes Spiel zu sehen. Denn nicht nur der FC Bayern wird auf Sieg spielen. Auch die Katalanen machten bei ihrer Ankunft in der bayerischen Metropole klar, dass ihr Spiel nur funktioniert, wenn sie die Initiative übernehmen. Und wenn Barca dies tut, fallen beinahe zwangsläufig Tore. Somit werden in der Allianz Arena zwei offensive Mannschaften ein intensives Spiel abliefern - Ausgang offen. - Joshka -

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