21.02.2006 23:45 Uhr

Kahn will gegen Mailand Zähne zusammen beißen

München (dpa) - Endlich Champions League: Nach der Langeweile im Bundesliga-Titelkampf fiebert der FC Bayern München dem ersten großen Fußball-Abend im WM-Jahr entgegen. Oliver Kahn will für das Giganten-Duell gegen den Vorjahresfinalisten AC Mailand sogar über die Schmerzgrenze gehen.

Der Nationaltorhüter will im Achtelfinal-Hinspiel trotz einer schweren Oberschenkel-Prellung spielen. Der 36-jährige Kapitän stand schon am 20. Februar beim nicht-öffentlichen Abschlusstraining des Rekordmeisters wieder kurz im Tor, musste den Belastungstest aber vorzeitig wegen zu starker Schmerzen im verletzten Bein abbrechen.

Die endgültige Entscheidung über Kahns Mitwirken wird erst kurz vor Spielbeginn nach dem Aufwärmen fallen. Und Trainer Felix Magath überlässt dabei seinem Kapitän das letzte Wort. «Ich kann nicht in seinen Körper hineinschauen. Aber wenn Oliver sagt, er traut sich einen Einsatz zu, dann werde ich ihn auch aufstellen», kündigte Magath an.

Kahns unbedingter Wille, dabei zu sein, zeigt die Entschlossenheit der Bayern-Profis, fünf Jahre nach dem Titelgewinn endlich wieder etwas Großes in der Champions League erreichen zu wollen. «Wir wollen dahin, wo der AC Mailand letzte Saison war. Die Mannschaft brennt. Wir sind optimistisch, eine Runde weiterzukommen», erklärte Magath am Montag zuversichtlich. «Wir müssen mit hohem Tempo spielen, das ist unsere große Waffe», sagte Abwehrspieler Willy Sagnol zur Taktik.

Die medizinische Abteilung arbeitet fieberhaft daran, Kahn bis zum Anpfiff fit zu bekommen. «Ein Ausfall von Oliver wäre ein Handicap, gerade von der Persönlichkeit her», sagte Magath, der allerdings auch «vollstes Vertrauen» in Ersatzkeeper Michael Rensing (21) setzen würde. Schwerstarbeit für Kahn oder Rensing erwartet der Coach ohnehin nicht. «Ich sehe eher uns im Vorwärtsgang als Mailand.»

Kahn will beim ersten Top-Spiel im WM-Jahr, das die deutsch-italienischen Wochen mit dem weiteren Champions-League-Duell zwischen Werder Bremen und Juventus Turin sowie dem Länderspiel der beiden Nationen am 1. März in Florenz eröffnet, unbedingt dabei sein. Es wäre immerhin sein 94. Champions-League-Spiel - das 100. könnte der Nationaltorhüter ausgerechnet am 17. Mai im Finale bestreiten.

Milan soll nur eine Durchgangsstationen auf dem Weg nach Paris sein, auch wenn die Bayern im Europacup bei bislang drei Versuchen (1968, 1990, 2002) jeweils gegen den Angstgegner ausgeschieden sind. Ob mit oder ohne Kahn - die Bayern müssen unbedingt einen Sieg vorlegen, am besten zu Null. «Wichtig ist, dass man wenig Torchancen zulässt», sagte Weltmeister Lucio. Der Brasilianer verstärkt wieder die Abwehr und soll neben dem pfeilschnellen Andrej Schewtschenko auch den wiedererstarkten Filippo Inzaghi in Schach halten. Der 32- jährige Stürmer wurde beim letzten Duell zum Bayern-Schreck: Drei der vier Milan-Tore erzielte Inzaghi bei den zwei 1:2-Pleiten der Münchner 2002. «Inzaghi hat uns damals fast alleine besiegt, wir müssen auf ihn aufpassen», warnte Sagnol.

Die Bayern glauben jedoch fest an eine Fortsetzung ihrer Erfolgsserie in der Allianz Arena: 15 Spiele, 15 Siege, 34:7 Tore lautet die Saisonbilanz in der neuen Heimspielstätte. «Wir haben zu Hause jedes Spiel gewonnen und wissen, dass wir auch Milan schlagen können», meinte Roy Makaay. Auf das Sturmduo mit dem niederländischen Torjäger sowie dem Peruaner Claudio Pizarro wird es in der Offensive speziell ankommen, ebenso auf Michael Ballack. «Ballack und Makaay müssen treffsicher sein, und Pizarro muss für Unruhe sorgen», forderte Magath. Insbesondere Nationalmannschafts-Kapitän Ballack steht unter den Augen von Bundestrainer Jürgen Klinsmann im Duell der Mittelfeldstars mit dem Brasilianer Kaka im Blickpunkt.

Magath will die Mailänder vor allem über die Flügel knacken, da die Italiener nach dem Ausfall der Altstars Cafu und Maldini ihre Schwachstelle eindeutig in der Abwehr haben. «Wir werden Druck machen, gerade auch über die Außenpositionen», kündigte Magath an. Offen ließ Magath, wer neben dem auf links gesetzten Zé Roberto auf der rechten Flanke ran darf; Bastian Schweinsteiger, Hasan Salihamidzic, Ali Karimi oder doch Sebastian Deisler? Der Nationalspieler, zuletzt nur Bankdrücker, hatte in den Gruppenspielen gegen Juventus Turin zwei der drei Bayern-Treffer erzielt.

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