08.03.2005 23:45 Uhr

Alptraum-Spiel: Werders Angst vor den Folgen

Lyon (dpa) - In der Nacht nach dem 2:7-Debakel machte sich die Angst vor den Folgen breit. «So ein Spiel kann nicht spurlos an einem vorbeigehen», vermutete Werder Bremens Stürmer Miroslav Klose am Morgen nach dem «Alptraum-Spiel» bei Olympique Lyon.

Und Manager Klaus Allofs sagte nach dem peinlichen Champions-League-Desaster beim französischen Fußballmeister: «Das ist natürlich für die nächsten Wochen eine enorme Belastung. So ein Erlebnis kann eine Mannschaft irritieren.» Rat- und fassungslos wie auf dem Platz wirkten die meisten Bremer Spieler auch nach der höchsten Niederlage einer deutschen Mannschaft in der Champions League. «Mein Herz ist so traurig», berichtete Valerien Ismael: «Beim 2:6 habe ich auf die Uhr geschaut und gedacht, das kann nicht wahr sein, das ist ein böser Traum.»

Doch es war bittere Realität, der deutsche Meister war vom französischen vorgeführt und nach allen Regeln der Kunst auseinander genommen worden. «Es tut mit leid für die Fans», meinte Trainer Thomas Schaaf. «Wir können uns dafür nur entschuldigen. Die Art und Weise der Niederlage tut mir weh.»

Im Achtelfinale des wichtigsten europäischen Clubwettbewerbes mussten die Bremer trotz einer guten Vorrunde erkennen, dass sie von der internationalen Spitzenklasse weit entfernt sind. Das 0:3 im Hinspiel eingerechnet, hat Werder mit den Treffern von Sylvain Wiltord (8./55./64.), Mickael Essien (17./30.), Florent Malouda (60.) und Jeremy Berthod (80./Foulelfmeter) gegen Lyon sage und schreibe zehn Treffer kassiert. Nur Kosmetik waren die Ehrentreffer von Johan Micoud (32.) und Valerien Ismael (57./Foulelfmeter).

«Wir haben unsere Grenzen erreicht», kommentierte Ismael mit traurigem Blick. «Wir haben gelernt, welches Niveau hier gespielt wird.» Schonungslos kommentierte Allofs das Auftreten der Werder-Profis: «Sie haben sich bemüht. Dass sie das nicht mit klarem Verstand und nicht mit Cleverness gemacht habe, war zu sehen.» Die Spieler waren sich zumindest in der Einschätzung einig und unterließen gegenseitige Schuldzuweisungen. «Wir haben uns bis auf die Knochen blamiert», meinte Fabian Ernst. «So darf man sich nicht abschlachten lassen», befand Kapitän Frank Baumann, während Ludovic Magnin sagte: «Das war peinlich.»

Die Furcht, dass die Vorführung durch Olympique Lyon Spuren hinterlässt und die Mannschaft weiter verunsichert, war bei vielen deutlich zu spüren. Fast trotzig forderte Klose: «Es darf jetzt keinen Knacks geben. Wir müssen uns jetzt zusammenreißen und uns in der Bundesliga so präsentieren, dass wir wieder in die Champions League kommen.» Noch lassen Platz drei in der Bundesliga und das Pokal-Halbfinale gegen Schalke 04 den Bremern Möglichkeiten für eine erfolgreiche Saison. Die Gefahr, nun weiter abzustürzen und am Ende mit leeren Händen dazustehen, ist allerdings groß.

«Wir müssen erkennen, auch was die Zusammensetzung der Mannschaft angeht, dass es noch eine Menge Arbeit gibt», sagte Allofs. Um Werder international zu etablieren, wie es das Ziel des ehrgeizigen Managers ist, muss er die Mannschaft weiter verstärken. Dafür muss sich Bremen erneut für die Königsklasse qualifizieren. Wie lukrativ das finanziell ist, hat Werder trotz des Achtelfinal-Aus gemerkt. Mindestens zwölf Millionen Euro kassiert der Club. Die genaue Höhe steht erst nach Saisonende und Ausschüttung des so genannten Marktpools fest.

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