12.11.2023 10:31 Uhr

Nagelsmann sucht Anregungen beim Football

Julian Nagelsmann geht mit der DFB-Elf neue Wege
Julian Nagelsmann geht mit der DFB-Elf neue Wege

Julian Nagelsmann schaut vor den Fußball-Länderspielen auf den Football. Die Konzentration gilt der Defensive.

Als Gast der New England Patriots hat Julian Nagelsmann die Unterschiede zwischen Fußball und Football zuletzt im Detail studiert. "Die NFL-Spieler sind viel breiter", sagte der Bundestrainer während der USA-Reise beeindruckt, die unzähligen taktischen Varianten in den Playbooks haben ihn ebenfalls begeistert: "Das geht bei uns aber nicht. Würde ich das so machen, wäre ich wohl nicht lange im Amt."

Dennoch lag es für Nagelsmann nahe, vor den Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft gegen die Türkei (18. November) und Österreich (21. November) erneut bei den Patriots vorbeizuschauen - die nämlich waren nach Frankfurt gekommen, um vor ausverkauftem Haus gegen die Indianapolis Colts zu spielen. Und am Main versammelt der Bundestrainer ja am Montagvormittag seine deutlich schmaleren Fußballer.

Denen will er schnellstmöglich beibringen, sich defensiv gleichfalls schonungslos dem Gegner in den Weg zu werfen. Bei der EM soll die Abwehr des viermaligen Weltmeisters stehen wie eine Wand - durchaus mit behutsam implementiertem Variantenreichtum.

Nagelsmann freut sich auf Länderspiel-Highlights

"Unsere Baustelle ist stabiles Verteidigen, das wollen wir jetzt hinkriegen", kündigte Nagelsmann an, "auch mit einer erweiterten taktischen Herangehensweise. Wir müssen defensiv variabler werden."

Das Spiel gegen die Türken im Berliner Olympiastadion wird somit in zweifacher Hinsicht zum Härtetest. Einerseits ist der Gegner bereits für die EM qualifiziert, also eine Herausforderung auf Turnier-Niveau, andererseits wird der mächtige Beton-Bau vor Stimmung überkochen.

"Das wird sehr, sehr laut. Es werden viele türkische Fans da sein, das ist immer schön, eine starke Emotionalität zu spüren. Wir freuen uns auch, wenn die deutschen Fans mitgrölen und dagegenhalten", sagte der Bundestrainer.

In Wien dann, "in einer wunderschönen Stadt, in einem sehr geschichtsträchtigen Stadion", werde es ebenfalls heiß hergehen: "Das wird außergewöhnlich. Wir wollen diese beiden Tests nutzen, die unter dem Vorzeichen Emotionalität stehen."

Auf dem Platz aber haben Klarheit und Struktur Vorrang, besonders defensiv.

Weitere EM-Kandidaten auf dem Prüfstand

Ob er Joshua Kimmich nach rechts hinten verschieben wird, um eine seit Langem offene Baustelle zu schließen, verriet Nagelsmann noch nicht, darüber wird er wohl in den kommenden Tagen sprechen (müssen). Das höchst brisante Thema der Rückkehr von Manuel Neuer ist hingegen auf den März verschoben - dann wird der langjährige Stammtorhüter nach langer Verletzungspause wieder nominiert werden. Es sind schon die letzten Länderspiele, bevor der Bundestrainer seinen EM-Kader benennen muss.

Das bedeutet auch, dass im Frühjahr die Zeit der Experimente vorbei ist. Noch kann Nagelsmann mit Namen spielen, er will einige Profis in Training und Wettkampf sehen, von denen er sich bisher noch kein klares Bild machen konnte.

Im Sturm gibt es eine Art Vortanzen der Kandidaten: Erst war es Kevin Behrens, nun ist Marvin Ducksch an der Reihe, im März könnte es Maximilian Beier sein, oder vielleicht Phillip Tietz.

Insgesamt gebe es "drei, vier, fünf" Anwärter für den Platz eines "echten Stürmers" im EM-Kader neben dem gesetzten Niclas Füllkrug. Wichtig ist Nagelsmann, dass die Offensive, die er "das Prunkstück" nennt, bei der Konzentration auf die Abwehrarbeit nicht zu kurz kommt. Er könnte eine Anleihe im Football machen: Dort wechseln sich Offense und Defense auf dem Platz ab. Dauerhafter Erfolg entsteht nur, wenn beide funktionieren.

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