15.09.2023 12:06 Uhr

DFB-Team mit "Fußball zum Heulen" zurück zu alter Stärke?

Louis van Gaal ist einer der Kandidaten für den Bundestrainer-Job
Louis van Gaal ist einer der Kandidaten für den Bundestrainer-Job

Louis van Gaal wäre als Bundestrainer definitiv kein Ja-Sager. Traut sich der DFB, ihn zu holen?

Louis van Gaal steckte die Fäuste in die Taschen seiner nachtblauen Anzughose, als Lionel Messi auf ihn zustürmte. Blabla, quak-quak - wie der argentinische Weltstar Sekunden nach dem letzten Elfmeter im WM-Viertelfinale seine rechte Hand auf und zu bewegte, war mehr als eindeutig.

Louis van Gaal war gescheitert: Mit einem defensiven, komplett zerstörerischen 5-3-2-Ansatz, der im heiligen 4-3-3-Tempel der Niederlande die achte Todsünde ist.

Zynische Ergebnismacherei, und das im Lande Johan Cruyffs? Das sei "Fußball zum Heulen", schimpfte da Marco van Basten. Die Zeitschrift "Voetbal International" analysierte: "Van Gaal wollte so sehr Weltmeister werden, dass er dafür die Kernwerte des niederländischen Fußballs, des offensiven, abenteuerlichen und kreativen Spiels, verschacherte." Und: "Als Niederlande hast du eine Kultur zu pflegen."

Andererseits: Wenn Louis van Gaal, 72 und vor wenigen Wochen erneut wegen Prostatakrebs operiert, wirklich Bundestrainer werden sollte - braucht die deutsche Nationalmannschaft nicht genau das? War die Rückkehr zum Ergebnisfußball nicht schon Erfolgsrezept des jüngsten Sieges gegen Frankreich? Louis van Gaal und Deutschland: Das könnte passen.

Van Gaal fühlt sich geehrt

Noch allerdings glaubt er selbst nicht so recht an seine Chance. "Ich fühle mich geehrt, dass ich als einer der Kandidaten genannt werde. Aber es wurde noch nie ein Ausländer für den Posten des Bundestrainers ausgewählt", sagte van Gaal bei "Sky".

Doch Bernd Neuendorf reagierte umgehend: Klar könne ein Ausländer Bundestrainer werden, sofern er Deutsch spreche, signalisierte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. Eine weitere Spur: EM-Chef Philipp Lahm, Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger haben alle in den vergangenen Tagen sehr von ihrem früheren Trainer geschwärmt.

Denn Louis van Gaal hat im deutschen Fußball prägenden Einfluss gehabt. Als Standardwissen gilt, dass er beim FC Bayern das Fundament der erfolgreichen Heynckes-Guardiola-Ära gegossen hat, in Spielweise und Personalauswahl. Er ließ Bastian Schweinsteiger zentral spielen, Thomas Müller immer und stand mit den Münchnern im Champions-League-Finale gegen Inter Mailand, das er verlor.

"Das bayerische Lebensgefühl passt mir wie ein warmer Mantel", hat van Gaal 2009 gesagt. Warum? "Mia san mia, ich bin ich. Selbstbewusst, arrogant, dominant, ehrlich, arbeitsam, innovativ, aber auch warm und familiär." Es ist eine Selbstbeschreibung, die sich die Entscheider beim DFB wohl noch einmal genau durchlesen werden. Stur, ließe sich ergänzen: Tod oder Gladiolen.

Van Gaal: "Fußball funktioniert mit Gehirn und Ball"

Wer Louis van Gaal holt, der holt definitiv keinen Ja-Sager. Van Gaal kann ein Haus anzünden und dann die Türe abschließen. Er schwankt zwischen brüsker Zurückweisung, besonders gegenüber Journalisten, und charmantem Umgarnen. "Einen dicken Kuss an alle Muttis vom Trainer des Meisters", rief er der Menge vom Münchner Rathausbalkon aus 2010 zu. Es ist ein legendärer Auftritt, die Suche nach dem Video lohnt sich sehr.

Der DFB muss sich nun überlegen, ob er diesen unbequemen Weg gehen mag. "Laufen ist für die Tiere", hat Louis van Gaal einmal gesagt: "Fußball funktioniert mit Gehirn und Ball." Klingt doch gar nicht so schlecht.

Auch die Geschichte mit Lionel Messi hat noch einen Clou. Selbstverständlich lässt ein Louis van Gaal so etwas nicht auf sich sitzen! Deshalb erzählt er jedem, der es hören will, dass die WM 2022 eine einzige Verschwörung war, um Messi endlich den Goldpokal zuzuschanzen. Blabla, quak-quak.

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