18.09.2022 11:35 Uhr

Verletzte und Sorgenkinder: Flick als Aufbauhelfer gefragt

Bundestrainer Hansi Flick ist in der Länderspielpause gefordert
Bundestrainer Hansi Flick ist in der Länderspielpause gefordert

Verletzte, formschwankende Bayern-Stars und das ewige Thema Katar: Hansi Flick ist zwei Monate vor der WM in vielen Rollen gefragt.

Damit hatte Hansi Flick wohl am allerwenigsten gerechnet. Verletzungen gibt es vor großen Turnieren immer, wie jetzt bei Marco Reus, Florian Wirtz oder Florian Neuhaus - davon muss ein Bundestrainer bedauerlicherweise ausgehen. Doch dass er ab Montag im Kreise der deutschen Fußball-Nationalmannschaft seine tief geknickte Bayern-Achse psychologisch aufbauen muss, das ist schon eine dicke Überraschung.

Beim "Startschuss Richtung WM" in Katar (20. November bis 18. Dezember), das hat Flick selbst betont, sind er und seine Spieler aufgefordert, "relativ schnell in den Turniermodus zu kommen und Leistung abzurufen". Dazu dienen nicht nur die Nations-League-Spiele gegen Ungarn in Leipzig (23. September) und drei Tage später in Wembley gegen England: Flick muss auch erneut das Dauerthema Katar moderieren.

Unter dem Titel "Sport und Menschenrechte: Maßnahmen vor, während und nach der FIFA Weltmeisterschaft Katar 2022" wird bei einem Kongress am Montag in Frankfurt/Main die Einstimmung auf politische Reizthemen, aber auch auf Land und Leute fortgesetzt. Neben Vertretern aus Sport, Politik und Wirtschaft werden "einige Nationalspieler" erwartet.

Uhr für Reus, Neuhaus und Wirtz tickt

Sie sollen sich in Vorträgen, Diskussionen und Workshops nochmals aus erster Hand informieren - und dann im Turnierverlauf kundig kritischen Fragen begegnen können. Dabei sind neben dem DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf unter anderem Luise Amtsberg, Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, die katar-kritische norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness und Abdulla Bin Mohammed bin Saud Al-Thani, der Botschafter des Emirats in Deutschland.

"Nur gemeinsam können wir aus den Erfahrungen dieser WM die richtigen und nötigen Schlüsse für die künftige Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen ziehen", sagte Neuendorf. Dazu stehe der DFB im engen Austausch mit verschiedenen Organisationen, Initiativen und der Politik. "Mit unserem Kongress wollen wir diesen Dialog (...) weiter vorantreiben. Der DFB hat Verantwortung. Und die nehmen wir auch mit Blick auf Katar wahr."

Flick obliegt die sportliche Verantwortung für ein möglichst erfolgreiches Turnier. Zu den ungewohnten Sorgen um plötzlich ratlos wirkende Bayern-Stars wie Jamal Musiala, Leroy Sané oder Thomas Müller kam am Samstag das Bangen um Reus. Der Kapitän von Borussia Dortmund, gerade erst nach fast einem Jahr Abstinenz wieder nominiert, knickte im Derby gegen Schalke 04 böse um. Immerhin ist nichts gebrochen, das Außenband ist lädiert, Sportdirektor Sebastian Kehl vermutet "drei bis vier Wochen Pause". Auch für Wirtz (nach Kreuzbandriss) und Neuhaus (Kreuzband-Teilanriss) tickt die Uhr täglich lauter.

Flick als Bundestrainer noch ungeschlagen

Flick hat unter der Woche die Champions-League-Spiele des BVB und des FC Liverpool besucht. Generell aber wollte er seine Spieler seit Juni "bewusst ein bisschen in Ruhe lassen, damit sie den Kopf freibekommen für den Verein". Er selbst sei schon "absolut im WM-Modus" und wolle "jeden Einzelnen in Topform bekommen". Für Kandidaten wie Mats Hummels oder Mario Götze stehe die Türe ausdrücklich noch offen.

Ohnehin, betonte der in 13 Länderspielen noch ungeschlagene Bundestrainer, habe jeder "noch alle Chancen, auf den WM-Zug aufzuspringen". Die Türe aber wird sich in den kommenden Wochen langsam schließen - wer wohl durch den letzten Spalt schlüpfen kann?

Flick befeuerte den internen Konkurrenzkampf unter anderem mit einer richtig dicken Überraschung - er nominierte Armel Bella Kotchap vom FC Southampton. Die Botschaft: Soll sich mal niemand seines Platzes zu sicher sein.

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