24.06.2021 12:17 Uhr

Deja-vu: Aus dem Hintergrund schießt diesmal Goretzka

Leon Goretzka traf zum umjubelten 2:2
Leon Goretzka traf zum umjubelten 2:2

Raus mit Applaus: Außenseiter Ungarn verkauft sich in der "Todesgruppe" F richtig gut - und fährt unter Tränen doch nach Hause.

Ádám Szalai weinte bittere Tränen - und mit dem tief enttäuschten Kapitän trauerte ganz Ungarn. Wie beim "Drama von Bern" 1954 hatte Deutschland die "Magyarok" in der 84. Minute mitten ins Herz getroffen. Dass Leon Goretzka wie einst Helmut Rahn auch aus dem Hintergrund, aber "nur" zum 2:2 einschoss, änderte nichts daran: Für Ungarn stürzte in diesem Moment die Fußball-Welt ein.

"Es ist schwer, Worte zu finden", sagte Peter Gulacsi. Der Torwart von RB Leipzig stand nach dem dramatischen Aus in der "Todesgruppe" F mit Szalai, Willi Orban und all den anderen traurigen Helden vor dem ungarischen Anhang, ihre Hände hatten sie alle auf ihre Herzen gelegt. Gemeinsam sangen Spieler und Fans voller Stolz und Pathos ihre Nationalhymne, viele weinten bitterlich. Danach flogen Trikots und Schuhe in den Block, wo die rechtsextreme "Karpathische Brigade" von der Polizei bewacht wurde.

Leipzigs Gulácsi: "Sehr bitter und schwer"

"Das war die schwerste Gruppe, die man in Europa bekommen kann", sagte Gulácsi im "ZDF", "aber wir waren trotzdem bis zur 84. Minute im letzten Spiel dran, weiterzukommen." Doch nach der späten Niederlage gegen Titelverteidiger Portugal (0:3) und dem heroischen Unentschieden gegen Weltmeister Frankreich (1:1) war das zweite Remis zu wenig. "Das ist ärgerlich", sagte Gulácsi nach seinem schweren Patzer beim ersten Gegentor mit zerknirschtem Gesicht, "das ist sehr bitter und schwer."

Der italienische Trainer Marco Rossi, der die Ungarn zu Europameistern der Defensive formte, war "extrem stolz" auf seine Jungs. "Wir sind enttäuscht, weil wir so nah dran waren", sagte er und ergänzte, der zweite Achtelfinal-Einzug nach 2016 wäre "historisch und unglaublich" gewesen: "Aber leider gehen auch die schönsten Geschichten irgendwann zuende."

Leidenschaft, Herz, Organisation und Intensität - mit diesen Qualitäten habe seine Elf zu Hause "sieben, acht Millionen Fans" verzückt. Der Mainzer Szalai glänzte als Torschütze, sein Kollege Roland Sallai dürfte vom SC Freiburg nach einem tollen Turnier nur schwer zu halten sein. "Ich habe meine Jungs beglückwünscht und ihnen gesagt, dass sie die EM erhobenen Hauptes verlassen", sagte Rossi, "darauf können sie noch in vielen Jahren stolz sein."

Zunächst aber wartet auch auf Ungarn ein Duell mit England - in der WM-Qualifikation am 2. September. Die Tränen werden dann getrocknet sein.

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