01.10.2019 09:10 Uhr

Khedira und Can: Unverzichtbar vs. ausgebootet

Sami Khedira (l.) und Emre Can stehen (noch) bei Juventus unter Vertrag
Sami Khedira (l.) und Emre Can stehen (noch) bei Juventus unter Vertrag

Am Dienstag trifft Juventus Turin in der Champions League auf Bayer Leverkusen. Mit Sami Khedira und Emre Can stehen zwei Deutsche bei der Alten Dame unter Vertrag. Ihre Schicksale könnten nicht gegensätzlicher sein.

Es ist der 31. August 2018. Ein trockener, heißer italienischer Sommertag neigt sich dem Ende entgegen. Ebenso die Partie zwischen den beiden Serie-A-Schwergewichten Juventus und SSC Neapel im Turiner Allianz Stadium. Gegen 22:00 Uhr, in der 60. Spielminute, verlässt Sami Khedira beim Stand von 2:0 für Juve das Feld.

Für ihn kommt Emre Can. In den folgenden 30 Minuten verlieren die Turiner die Kontrolle im Mittelfeld und verspielen den Sieg fast noch. Erst ein Eigentor in der Nachspielzeit rettet den 4:3-Erfolg und die drei Punkte - ein Spielverlauf mit Symbolcharakter.

Am Dienstagabend gegen Bayer Leverkusen wird Khedira aller Voraussicht nach wieder in der Startelf stehen. Can nicht, er wird nicht einmal auf der Bank sitzen, auf keinen Fall eingewechselt werden.

Denn Juventus berief den 25-Jährigen nicht in seinen Champions-League-Kader. Die Botschaft: Beim italienischen Rekordmeister kein Platz mehr für Can.

Emre Can bei Juventus ausgebootet, Sami Khedira unverzichbtar

Als die überraschende Ausbootung bekannt wurde, sprach der frühere Liverpooler von einem "Schock" und davon, dass er wütend sei. "Man hat mir garantiert, dass ich dabei sein werde", so Can. Trainer Maurizio Sarri habe ihm "keine Begründung" für die Nicht-Nominierung genannt. "Unter einer Minute" habe das Gespräch mit dem Coach gedauert.

Dabei schien Khediras Situation vor der Saison deutlich schlechter zu sein als die seines Landsmannes. Im Februar hatte sich der Weltmeister von 2014 einer Herz-OP unterziehen müssen, im April folgte ein Eingriff am Knie. Um finanziellen Spielraum für die Kaderplanung zu schaffen, wollten die Juventus-Bosse den 32-Jährige angeblich lieber heute als morgen loswerden.

Doch der frühere Stuttgarter nahm den Kampf an. Khedira widersetzte sich der anfänglichen Skepsis von Trainer Sarri so deutlich, dass dieser letztlich auf einem Verbleib des Routiniers bestand - und ihn trotz hochkarätiger Konkurrenten wie den Neuzugängen Aaron Ramsey und Adrien Rabiot bislang in jedem Pflichtspiel einsetzte.

Khedira werde "oft unterschätzt", begründete Sarri den Stammkraft-Status des Ex-Nationalspielers. Der "Corriere della Sera" jubilierte, Khedira, in Italien ehrfürchtig "Deutscher Diesel" genannt, sei "in einen Jungbrunnen gefallen".

Wohin zieht es Emre Can?

Can dagegen wurde Opfer der suboptimalen Personalplanung von Juventus mit einem vor allem im Mittelfeld aufgeblähten Kader. Das Tischtuch zwischen dem Profi und seinem Arbeitgeber ist zerschnitten, die Zeichen stehen auf Trennung.

Er wolle und müsse "Champions League spielen", proklamierte Can. "Frankreich und Spanien" seien mögliche Ziele für einen Wechsel. Das Ausschluss-Kriterium: Der neue Verein muss in der Königsklasse vertreten sein. 

In La Liga träfe dies auf den FC Barcelona zu. Mit den Katalanen wurde Can bereits im Sommer in Verbindung gebracht. Womöglich beert er dort Ivan Rakitić. Der Kroate hat in seiner aktuellen Rolle als Ersatzspieler mit Stammkraft-Gehalt dem Vernehmen nach keine Zukunft bei den Katalanen.

Doch auch Gerüchte über einen möglichen Wechsel Cans zu Paris Saint-Germain halten sich seit Wochen hartnäckig. PSG-Trainer Thomas Tuchel hält angeblich große Stücke auf den Noch-Turiner.

Wie wahrscheinlich ein Winter-Transfer ist, dürfte von den Angeboten abhängen, die bei Juventus eingehen. Fest steht allerdings: Lange werden Can und Khedira nicht mehr zusammen bei der Alten Dame unter Vertrag stehen.

Simon Lürwer

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