06.03.2019 13:13 Uhr

Gedemütigt und ratlos: Real Madrid am Abgrund

Gareth Bale und Co. stehen bei Real Madrid vor einem Scherbenhaufen
Gareth Bale und Co. stehen bei Real Madrid vor einem Scherbenhaufen

Mit dem Aus im Champions-League-Achtelfinale endet bei Real Madrid eine Ära. Der stolze Klub steht vor einer Saison ohne großen Titel. Die Zukunft von Trainer Santiago Solari ist fraglich.

Die Ära der Galaktischen endete in einer traumatischen Demontage, Real Madrid verfiel in kollektive Depression: Toni Kroos und die Superstars des spanischen Rekordmeisters, die Königlichen, die Regenten der Champions League, schritten gedemütigt, rat- und kraftlos vom Rasen des Estadio Santiago Bernabeu. Der Titelverteidiger und Rekordsieger - blamabel ausgeschieden im Achtelfinale der Champions League.

1011 Tage nach dem ersten von drei Champions-League-Titeln nacheinander wurde Real am Dienstagabend von den jungen Wilden von Ajax Amsterdam vorgeführt. Das 1:4 (0:2) markierte die höchste Europapokal-Heimpleite Madrids und nach dem 2:1 im Hinspiel das sensationelle vorzeitige Aus.

Erstmals seit 2010 steht der stolze Klub aus der spanischen Hauptstadt nicht unter den letzten Acht der Königsklasse. Die Fans machten ihrem Frust lautstark Luft, die Presse ging mit Real hart ins Gericht.

Real Madrid erreicht Tiefpunkt

"So fällt ein Gigant auseinander", schrieb die klubnahe "Marca", die Reals "schlimmste Champions-League-Pleite der Geschichte" ausgemacht hatte. "AS" sprach von einem "Desaster", "El Mundo Deportivo" analysierte das "große Fiasko".

Denn die Pleite gegen Ajax war der traurige Tiefpunkt einer ruinösen Woche, in der Real Champions League, Pokal und Meisterschaft verspielte - und zudem zweimal vor heimischer Kulisse den Clásico gegen den Erzrivalen FC Barcelona verlor. In der Copa del Rey war im Halbfinale Endstation, in La Liga beträgt der Rückstand kaum aufzuholende zwölf Punkte.

Die Gemengelage dürfte Folgen haben. "Nach dem Fehlschlag des Jahrhunderts werden Köpfe rollen", schrieb die "Marca". Besonders in Gefahr: Santiago Solari. Der Trainer hat das Scheitern Reals mitzuverantworten, einen Rücktritt schloss er am Dienstagabend aber aus.

Kommt José Mourinho?

"Ich bin nicht hierhergekommen und habe den Klub in einer schwierigen Phase übernommen, um aufzugeben", sagte der 42-Jährige, der seit Oktober 2018 im Amt ist. Seine Tage in Madrid dürften dennoch in absehbarer Zeit gezählt sein. Dass sich Ex-Coach Jose Mourinho aus der Ferne bereits selbst ins Gespräch brachte, passt ins Bild.

Ob der Portugiese Madrid auf Anhieb zu alter Stärke führen könnte, scheint jedoch fraglich. Der Zerfall der erfolgsverwöhnten Mannschaft begann früher. Womöglich erkannte Zinédine Zidane, dass das Team seinen Zenit überschritten hatte, als der französische Coach Ende Mai 2018 überraschend das Ende der Zusammenarbeit verkündete. Als schwerwiegend erwies sich zudem der Abgang von Superstar und Tor-Garant Cristiano Ronaldo zu Juventus Turin. Als Führungsspieler und Goalgetter war der fünfmalige Weltfußballer nicht zu ersetzen.

Umbruch unvermeidlich - Kroos vor dem Aus?

Spätestens im Sommer wird Real einen Umbruch einleiten müssen. Die Zukunft gehört Spielern wie dem brasilianischen Supertalent Vinicius Junior, dem 2014er-Weltmeister Kroos droht trotz Vertrag bis 2022 hingegen das Nachsehen.

Nach einer abermals schwachen Vorstellung des Mittelfeldspielers stürzte sich Spaniens Presse auf Kroos. "Seine Batterien sind leer. Er hat keine Beine mehr, um wirkungsvoll zu erscheinen", schrieb "Sport".

Kroos selbst gab sich kleinlaut und selbstkritisch, er sprach von "Enttäuschung" und "fehlender Konstanz" im Team. "Es tut weh", sagte er. Auch für Kroos war eine Ära zu Ende gegangen.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten