27.04.2018 12:26 Uhr

80-Minuten-Überzahl: Arsenal hadert mit sich selbst

Arsène Wenger war in seinem letzten internationalen Spiel in London unzufrieden
Arsène Wenger war in seinem letzten internationalen Spiel in London unzufrieden

Trotz mehr als 80-minütiger Überzahl ist der FC Arsenal in der Europa League gegen Atlético Madrid im Halbfinal-Hinspiel nicht über ein 1:1 hinausgekommen. Es dürfte schwierig werden, Arsène Wenger mit einem Titel zu verabschieden.

Arsène Wenger war schnell im Spielertunnel verschwunden. Seinen letzten Europapokalabend in London, wenige Wochen vor dem Abschied vom FC Arsenal, hatte sich der Franzose anders vorgestellt. "Wenn man sich anschaut, wie das Spiel gelaufen ist, war es das denkbar schlechteste Resultat", ärgerte sich der Teammanager nach dem 1:1 (0:0) gegen Atlético Madrid trotz mehr als 80-minütiger Überzahl und teils drückender Überlegenheit.

Wengers Hoffnung, den Klub nach 22 Jahren mit einem weiteren Titel zu verlassen, hat einen herben Dämpfer bekommen. Durch das unbefriedigende Unentschieden im Halbfinal-Hinspiel der Europa League stehen die Gunners in Spanien vor einer ganz schwierigen Aufgabe - das wäre nicht nötig gewesen.

"Es fühlt sich wie eine verpasste Chance an", sagte Wenger: "Ihr Torwart hat viele Paraden gezeigt und sie haben bei ihrer einzigen Chance getroffen. Aber wir müssen positiv bleiben, wir müssen an uns glauben." Antoine Griezman (82.) hatte die Arsenal-Führung von Alexandre Lacazette (61.) spät ausgeglichen.

Simeone soll Schiedsrichter beleidigt haben

Das 102. Europacup-Heimspiel für Wenger auf der Bank der Londoner begann durch tatkräftige Mithilfe der Madrilenen perfekt. Nach 75 Sekunden sah Verteidiger Sime Vrsaljko Gelb, sein zweites Foulspiel brachte ihm Gelb-Rot (10.) ein. Kurz darauf reklamierte Madrids Trainer Diego Simeone so heftig, dass er auf die Tribüne geschickt wurde (13.).

Der Argentinier, für sein schlechtes Benehmen an der Seitenlinie berühmt-berüchtigt, soll "hijo de puta", spanisch für "Hurensohn", in Richtung des französischen Referees Clement Turpin gerufen haben. Das wollen aufmerksame Lippenleser erkannt haben.

Und so stand Simeone fast während des gesamten Spiels an einem Treppenaufgang, beobachtete aus der Ferne das Geschehen, jubelte ausgelassen beim Tor und drehte dem Spielfeld nach den Schlusspfiff sofort den Rücken zu - mindestens genauso schnell wie Wenger.

Bei der Aufarbeitung der dramatischen Anfangsviertelstunde gab sich Simeone zahm. "Ich habe sehr viel Respekt vor den Schiedsrichtern", sagte der 47-Jährige, der an der Seitenlinie schon für mehrere Skandale gesorgt hat. "Jeder macht Fehler, alles geht so schnell."

Özil bleibt blass - Mustafi rutscht aus

Simeone musste sich fest auf die Zunge beißen, denn dem unbeherrschten Chefcoach droht mal wieder eine Sperre. Gut möglich, dass er am kommenden Donnerstag (21:05 Uhr) im zweiten Duell mit Arsenal wieder an einer Treppe steht, vielleicht auch beim Finale am 16. Mai in Lyon - wenn Atlético es denn dorthin schafft.

Die Voraussetzungen sind gut. Arsenal hatte zwar 76 Prozent Ballbesitz, spielte gegen die tiefstehenden Spanier aber oft zu umständlich und vergab viele Torchancen. Mesut Özil war in der Offensive mal wieder kaum zu sehen, Verteidiger Shkodran Mustafi, der zweite deutsche Weltmeister im Aufgebot der Gunners, agierte beim Gegentor unglücklich.

Nach einem Konter, eingeleitet durch einen dummen Ballverlust von Danny Welbeck, narrte der Franzose Griezman erst seinen Landsmann Laurent Koscielny und dann Torhüter David Ospina, Mustafi rutschte im falschen Moment aus und war auf dem Boden liegend schließlich machtlos.

Simeone sah es gern und verneigte sich vor seiner Mannschaft. "Diese Spieler sind Helden. Du musst große Eier haben, um mehr als 80 Minuten so zu verteidigen. Nächste Woche muss das Stadion explodieren."

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