27.09.2017 17:46 Uhr

Trotz Personalmisere: TSG will Euro-Bann brechen

Julian Nagelsmann will auch international eine Rolle mit der TSG Hoffenheim spielen
Julian Nagelsmann will auch international eine Rolle mit der TSG Hoffenheim spielen

Am Mittwochvormittag stieg Julian Nagelsmann noch ohne große Sorgen in den Lufthansa-Flieger - dem Erfolgsdruck und den Verschleiß-Erscheinungen zum Trotz.

"Das Personal-Puzzle wird nicht schwierig. Der menschliche Körper ist in der Lage, alle vier Tage zu spielen", sagte der Trainer von 1899 Hoffenheim vor dem Start des Fluges LH 342 von Frankfurt/Main nach Varna mit demonstrativer Gelassenheit.

Doch dann wurde der Coach des Bundesligisten vor dem ersten Europa-League-Auswärtsspiel der Klubgeschichte beim bulgarischen Serienmeister Ludogorez Rasgrad doch noch Personalproblemen eingeholt, die weitaus größer als angenommen sind. Nagelsmann muss am Donnerstag (21:05 Uhr) ohne Serge Gnabry, Sandro Wagner, Benjamin Hübner und Florian Grillitsch auskommen. Schon zuvor war klar, dass die bereits zuletzt fehlenden Kerem Demirbay, Ádám Szalai und Ermin Bičakčić nicht auflaufen können.

Doch trotz der langen Verletztenliste und den Müdigkeits-Erscheinungen aufgrund der Dreifach-Belastung möchte Nagelsmann endlich den Europacup-Bann brechen. Nach drei Niederlagen in den bisherigen drei internationalen Partien der TSG will der "Trainer des Jahres" unter Beweis stellen, dass er auch Europapokal kann. In Bulgarien soll etwas Zählbares her.

"Wir sind ja nicht mit einer totalen Rumpftruppe hier. Wir sollten nicht nur über die Verletzten sprechen", sagte Nagelsmann am Mittwochabend: "Wir haben viele gute Spieler dabei und wir wollen mit den ersten drei europäischen Punkten am Freitag in den Flieger nach Hause steigen."

TSG unter Zugzwang

Nach der Niederlage zum Auftakt der Gruppenphase gegen Sporting Braga (1:2) stehen die Kraichgauer in der Gruppe C bereits unter Zugzwang. Schließlich hat Nagelsmann seine Ansprüche klar formuliert. "Wir wollen in der Gruppe eine bedeutende Rolle spielen und in die nächste Runde einziehen", äußerte der 30-Jährige, der mit seiner Mannschaft in den Playoffs zur Champions League am FC Liverpool gescheitert ist.

Dass in den Hoffenheimern das Potenzial für internationale Erfolg steckt, haben sie national bereits bewiesen. In der laufenden Bundesliga-Saison ist der Klub von Mehrheitseigner Dietmar Hopp nach wie vor ungeschlagen und liegt auf dem zweiten Platz. 14 Punkte nach sechs Spieltagen bedeuten zudem einen Vereinsrekord.

Allerdings sind die zurückliegenden Siege beim FSV Mainz 05 (3:2) und gegen Schalke 04 (2:0) glücklich zustande gekommen. Die zehn Pflichtspiele in den sechs Wochen seit Saisonbeginn stecken den Profis in den Knochen - vor allem, weil Nagelsmann aufgrund der Verletzungen zuletzt nicht mehr so rotieren konnte, wie er wollte.

Vorsicht vor dem Serienmeister

Dabei wäre in Rasgrad die bestmögliche Aufstellung nötig. Denn die Erfolge der Bulgaren, die es 2014 und 2016 in die Gruppenphase der Champions League geschafft haben, sind beeindruckend. Seit 2012 wurde Rasgrad sechsmal in Folge Meister. Ludogorez gelang es weltweit als zweitem Klub, direkt nach dem Aufstieg vor fünf Jahren das nationale Triple aus Meisterschaft, Pokal und Supercup zu holen.

Möglich gemacht werden die Erfolge durch das Geld des Pharma-Unternehmers und Oligarchen Kiril Domuschiev. Das verdeutlicht schon ein Blick auf den Kader, in dem zehn Brasilianer stehen. "Die Mannschaft ist in der Liga eigentlich immer das bessere Team und häufig auch unterfordert", sagte der frühere Bundesliga-Keeper Bernd Dreher, der in Rasgrad als Torwart-Trainer arbeitet: "Wenn sie dann auf internationalem Parkett richtig gefordert sind, können sie viel mehr abrufen."

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