12.09.2017 10:31 Uhr

Bayern-Explosionsgefahr statt Luxusproblem

Carlo Ancelotti steht beim FC Bayern vor einer großen Herausforderung
Carlo Ancelotti steht beim FC Bayern vor einer großen Herausforderung

Ein Blick auf die Ersatzbank genügte schon, um das ganze Konfliktpotenzial zu erahnen. Da saßen Arjen Robben, Franck Ribéry und James Rodríguez einträchtig nebeneinander - und sie sahen nicht gerade begeistert aus. Carlo Ancelotti hatte beim 0:2 in Hoffenheim mit Blick auf den Start in der Champions League gegen den RSC Anderlecht rotieren lassen und auf drei seiner Superstars verzichtet.

Die Diskussionen ließen nach der ersten Saisonniederlage nicht lange auf sich warten. Schon in den Wochen zuvor hatte sich der Italiener immer wieder erklären müssen. Da war es hauptsächlich um Thomas Müller gegangen.

Er danke allen, "die mir Vorschläge machen, aber die brauche ich nicht", sagte Ancelotti deshalb schon am vergangenen Freitag bestimmt. "Ich weiß, was ich tue, es muss sich niemand Sorgen machen."

"Ich kann keinem Spieler eine Startelf-Garantie geben"

Ancelotti wird in einem heißen Herbst keine Rücksicht auf Einzelschicksale nehmen. "Ich kann die Saison nicht mit elf Spielern durchspielen. Es muss Rotation geben", sagte er, und fügte an: "Ich kann keinem Spieler eine Startelf-Garantie geben - keinem! Es werden immer einige auf der Bank sitzen, einige sogar auf der Tribüne. Aber es steht in meiner Verantwortung." Punkt. Einmischung nicht erwünscht.

In den kommenden Wochen wird das Gerangel bei den Bayern um die begehrten Plätze in der Startelf und sogar im Kader so heftig wie wohl noch nie sein. "Wir werden viele Härtefälle haben", sagte Mats Hummels. In Hoffenheim fehlten sogar noch Stars wie Arturo Vidal, Jérôme Boateng und David Alaba.

Die Qual der Wahl

Streitfälle sind programmiert, Unruhe ist aber unerwünscht. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge drohte seinen Stars bereits. "Wer öffentlich den Trainer, den Verein oder die Mitspieler kritisiert, kriegt ab sofort Stress mit mir", sagte er am Montag in einem "Bild"-Interview.

Der Bayern-Boss weiß, wie groß die Gefahr unzufriedener Profis im Münchner Luxus-Kader ist. In der Innenverteidigung muss Ancelotti zwischen den vier Hochkarätern Hummels, Boateng, Javí Martinez und Niklas Süle wählen. Im Mittelfeld gibt es sogar neun prominente Kandidaten für nur fünf Plätze.

"Grundsätzlich gibt es keinen Spieler beim FC Bayern, der eine Stammplatz-Garantie hat. Das steht in keinem Vertrag drin, nicht einmal bei Manuel Neuer. Und er ist das, was ich als absoluten Stammspieler bezeichnen würde", sagte Rummenigge.

Konkurrenzkampf als Treibstoff

Auf der Doppelsechs kommen Sebastian Rudy, Rekord-Einkauf Corentin Tolisso, Vidal und Thiago infrage - aber auch Martinez könnte da spielen. Auf den Außenbahnen stehen Stars wie Robben, Ribéry, James, Kingsley Coman und Müller im Wettstreit. Um den einen Platz im Offensivzentrum rangeln ebenfalls Müller, James und Thiago. Selbst bei den Außenverteidigern gibt es jeweils zwei Spieler für eine Position: Joshua Kimmich und Rafinha auf rechts, Alaba und Juan Bernat auf links.

"Natürlich gibt es Konkurrenzkampf, aber das ist normal in einem großen Team. Das ist doch der Treibstoff, die Energie, die Motivation für eine Mannschaft", hatte Ancelotti schon bei der Verpflichtung seines Wunschspielers James vor Wochen betont. Es sei doch "kein Problem, wenn auch mal einer draußen sitzt".

Das sehen die Stars ganz anders. Vor allem in den großen Partien setzt sich niemand gerne auf die Bank. Dann kann sich der Treibstoff schnell entzünden.

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