Bayer Leverkusens Joel Pohjanpalo ist ein typischer Finne. Auch nach seiner Hattrick-Gala gegen den HSV bleibt der 22-Jährige auf dem Boden. Auf dem Platz könnte er dagegen in Zukunft noch häufiger explodieren.

Joel Pohjanpalo ist ein ruhiger Typ, ein typischer Finne. Er weiß jedoch: Wer in 40 Bundesligaminuten vier Tore erzielt, ist entweder ein Star oder wird umgehend zu einem gemacht. Gerade bei all dem Trubel um seine Person ist für Bayer Leverkusens Super-Joker wichtig, die Bodenhaftung zu behalten. "Ich glaube, er kann diesen Hype um ihn gut verarbeiten. Er wird jetzt nicht den Boden unter den Füßen verlieren. Er weiß ganz genau, dass er weiter hart arbeiten muss", sagte Bayer-Kapitän Lars Bender vor dem Champions-League-Auftakt der Rheinländer am Mittwoch gegen ZSKA Moskau.

Tatsächlich wirkt der 22-Jährige besonnener als so mancher seiner Altersgenossen, die nach einer Handvoll Ligaspiele statt durch Leistung mit ihrem fahrbaren Untersatz von sich reden machen. Der Angreifer weiß, worauf es als Offensivspieler in Deutschlands Eliteliga ankommt. "Ich bin ein Stürmer, und mein Job ist es, nach Gegelegenheit ein Tor in jedem Spiel zu machen. Und wenn es mir nicht gelingt, werde ich natürlich traurig sein", sagte Pohjanpalo.

"Gibt Selbstvertrauen"

Grund zur Trauer hatte der Youngster bislang nicht. Als Einwechselspieler demontierte er nach seinem Ligadebüt inklusive Premieren-Tor in Mönchengladbach (1:2) den Hamburger SV (3:1) per Hattrick in einer Weise, wie man es sonst nur Bayern Münchens "Berufskanonier" Robert Lewandowski zutraut. "Joel hat seine Rolle in den ersten beiden Spielen, wo wir zurückgelegen haben, hervorragend angenommen, hat seine Tore gemacht. Das hat ihm zusätzliches Selbstvertrauen gegeben", sagte Bayer-Coach Roger Schmidt.

Die Diskrepanz zwischen dem zurückhaltenden Joel abseits des Feldes und dem "Killer", wie Leverkusens Torwart Bernd Leno Pohjanpalo nach dem HSV-Spiel nannte, stößt auch in der Mannschaft auf Beachtung. "Er ist eigentlich ein ruhiger Kerl, aber auf dem Platz ist er komplett anders. Er rennt, schuftet und arbeitet viel in Richtung Tor", sagte der Olympia-Zweite Julian Brandt.

Kommt die nächste Leistungsexplosion?

Wegen der dünnen Personaldecke in Leverkusens Offensive wird Pohjanpalo mit Sicherheit weiter seine Einsätze bekommen. Nationalspieler Kevin Volland kehrte erst jüngst nach seinem Mittelhandbruch zur Mannschaft zurück und ist laut Schmidt "noch nicht bei hundert Prozent", Stefan Kießling fiel für die ersten Saisonspiele mit einer Hüftverletzung aus, und für Flügelflitzer Karim Bellarabi ist nach seinem Muskelbündelriss die Hinrunde bereits beendet.

Pohjanpalos Qualitäten werden also dringend gebraucht. Besonders im Abschluss kommt lediglich Javier Chicharito Hernandez an den Torinstinkt des Finnen heran. "Pohjanpalo fackelt nicht lange, wenn er im und rund um den Strafraum den Ball bekommt", sagte Finnland-Ikone Sami Hyypiä, der den Youngster vor drei Jahren als Bayer-Coach den Verantwortlichen empfahl, der "Bild".

Ob als Joker oder vielleicht auch endlich einmal von Beginn an: Die nächste Leistungsexplosion des leisen Torjägers kommt bestimmt.