06.07.2016 10:07 Uhr

"Allez les Bleus" - Gegen den Angstgegner

Frankreich will seinen Angstgegner bezwingen
Frankreich will seinen Angstgegner bezwingen

Rache für das WM-Aus in Brasilien und endlich ein Sieg nach all den Demütigungen - Frankreich fiebert dem Duell um den Einzug ins EM-Finale gegen Deutschland entgegen.

Mit dem magischen Tor-Trio und einer gigantischen Stimmung will das Team von Didier Deschamps den K.o.-Fluch gegen Deutschland ein für allemal beenden. "Je mehr wir sie zum Verteidigen zwingen, umso besser", betont Deschamps vor dem Klassiker an diesem Donnerstag (21.00 Uhr).

Es gibt praktisch keinen Superlativ, der von französischer Seite noch nicht gebraucht wurde. Deutschland, der "Everest" ("L'Équipe"). "Wir treffen auf das beste Team der Welt. Ganz einfach", meinte Deschamps und kündigte kämpferisch an: "Deswegen werden wir auch alles geben, um dieses Spiel erfolgreich zu bestreiten."

Der Angstgegner

Nach fast sechs Jahrzehnten will diese Équipe tricolore eine deutsche Mannschaft wieder in einem K.o.-Spiel bei einem großen Turnier bezwingen - den Angstgegner, wie Sturm-Hüne Olivier Giroud zugeben musste. Selbst wenn das letzte Testspiel mit einem 2:0-Sieg - allerdings unter sportlich bedeutungslosen Bedingungen durch die Attentate am 13. November 2015 - für Frankreich zu Ende gegangen war.

"Es ist schwerer, sie in Pflichtspielen zu besiegen", meinte der bisher dreimal bei der EM erfolgreiche Giroud und hatte gleich noch einen Tipp mit Blick auf seinen deutschen Arsenal-Vereinskollegen Mesut Özil für seinen Trainer parat. "Er ist wichtig für uns im Verein und auch für Deutschland. Wir müssen ihn jederzeit im Auge behalten."

Aufstellung?

Wie sehr wird sich aber Frankreich nach Weltmeister Deutschland richten? Wird Deschamps nach dem 5:2-Sieg und der zweiten Halbzeit beim 2:1 gegen Irland erneut auf ein 4-2-3-1-System setzen, um Top-Torjäger Antoine Griezmann auf einer Achse mit Giroud spielen zu lassen? Deschamps lässt die Öffentlichkeit zappeln.

"Ich habe ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken und werde genau das auch tun", kündigte der 47-Jährige an. 18 Jahre nach dem WM-Titel im eigenen Land und 16 Jahre nach dem EM-Triumph bei der 2000er-Ausgabe in Belgien und den Niederlanden kann und will er Frankreichs Fußballer nun als Trainer zum Titel führen.

Frankreich komplett

Ihm stehen alle Spieler zur Verfügung. Vor allem wird es aus Sicht der Franzosen darauf ankommen, dass das Zehn-Tore-Trio Giroud/Dimitri Payet (beide 3)/Griezmann (4) seine Brillanz und Wucht zeigen kann. "Halbfinale in unserem Land in einem kochend heißen Stade Vélodrome. Wir glauben daran", meinte EM-Toptorschütze Grießmann. Beim 2:0-Gruppensieg gegen Albanien hatten er und Payet mit ihren Treffern den Fußball-Tempel in der südfranzösischen Hafenstadt zum Beben gebracht. Selbst vor dem Spiel waren dort schon 134 Dezibel gemessen worden.

Seit nunmehr 17 Heimspielen bei einer EM oder WM sind die Franzosen ungeschlagen. Über zwei Last-Minute-Siege gegen Rumänien (2:1) und Albanien (2:0), ein 0:0 gegen die Schweiz, einen 2:1-Sieg nach 0:1-Rückstand gegen Irland und dem bislang besten Auftritt beim Kantersieg gegen Island gelang Frankreich in die Runde der besten vier - das vom Verband vorgegebene Mindestziel.

Erinnerungen an Fontaine

210 000 Euro bekommt jeder Spieler dafür schon mal. 250 000 wären es beim Einzug ins Endspiel und 300 000, wenn der neue Rekordkapitän Hugo Lloris am Abend des 10. Juli die EM-Trophäe im Stade de France überreicht bekommt. Gegner wird für Frankreich oder Deutschland entweder Portugal oder Wales sein.

Vor zwei Jahren wurden Deschamps und sein Team von Deutschland im Viertelfinale der WM gestoppt. Einen Sieg in den K.o.-Phasen einer EM oder WM feierte Frankreich gegen Deutschland zuletzt 1958 - vier Tore gelangen dem mittlerweile 82-jährigen Just Fontaine damals beim Spiel um WM-Platz drei. Und er sieht jetzt gute Chancen, dass die Geschichte neu geschrieben wird. Durch die Ausfälle von Sami Khedira, Mats Hummels und Mario Gomez sei Deutschland nicht mehr so der Favorit. "Ich sehe Frankreich im Finale", wurde er von der Zeitung "Le Parisien" zitiert.

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