28.06.2016 13:43 Uhr

Jobkiller EURO: No country for coaching men

Roy Hodgson nahm seinen Hut nach der peinlichen Niederlage gegen Island
Roy Hodgson nahm seinen Hut nach der peinlichen Niederlage gegen Island

Die EURO in Frankreich ist ein raues Pflaster für Nationaltrainer. Roy Hodgson? Rücktritt nach der Island-Blamage. Leonid Slutskiy? Trat ebenfalls nach dem EM-Aus zurück. Wer spielt noch um seine Zukunft?

Nein, Nachfragen ließ Roy Hodgson gar nicht erst zu. Es war spät am Abend, kurz nach 23.00 Uhr, als er mit starrem Blick sein finales Statement als Teammanager der englischen Nationalmannschaft verlas.

"Es ist Zeit für jemand anderen, um zu übernehmen", sagte der 68-Jährige nach dem peinlichen Achtelfinal-Aus gegen den EM-Neuling Island: "Es tut mir leid, dass es wieder mit einem Ausscheiden geendet hat." Dann schlich er nach knapp zweieinhalb Minuten ohne weiteres Wort aus dem Saal.

Vergessen war die perfekte EM-Qualifikation, die bei Fans und Spieler große Hoffnungen geweckt hatte. Zu schwer wog die 1:2-Blamage des selbsternannten Titelanwärters gegen den Underdog aus Island. Nach Hodgsons Aus, der als fünfter Teammanager der vergangenen 15 Jahre seinen Posten vorzeitig räumen muss, wird im Fußball-Mutterland wieder einmal über einen Nachfolger diskutiert.

Bitterer Del Bosque-Abschied droht

Das Stühlerücken auf den Trainerbänken der Nationalteam ist bei Großereignissen längst normal geworden. Wer nicht liefert, muss in der Regel gehen. Und wer trotz eines Scheiterns im Amt bleibt, ist in seiner Position zumindest massiv geschwächt.

Rumäniens Anghel Iordănescu und Russlands Leonid Slutskiy haben ihre Jobs nach den schwachen Vorrunden-Auftritten ihrer Team bereits verloren - und im Turnierverlauf könnten noch weitere Abschiede folgen.

Spaniens Vicente Del Bosque, Österreichs Marcel Koller und auch Kroatiens Ante Čačić sind öffentlich angezählt. Auch Frankreichs Didier Deschamps wird am Erfolg gemessen. Alles andere als der Titel bei der Heim-EM wäre für die "Grande Nation" eine bittere Enttäuschung - und würde für den Weltmeister von 1998 das Aus bedeuten.

Mit einem Abschied will sich Del Bosque nach eigenem Bekunden noch nicht beschäftigen. Auch nach dem Achtelfinal-Aus gegen Italien betonte er, dass er weitermachen wolle. Doch der Erfolgstrainer, der die Spanier zu den Titeln bei der WM 2010 und der EM 2012 führte, ist längst nicht mehr unantastbar.

Italiens scheidender Trainer kein Problem

Die Presse legte ihm bereits den Rücktritt nahe, und im Sinne eines Neuanfangs in Spanien scheint dieser Schritt unausweichlich. "Es ist vorbei. Es ist ein schlechtes Ende für Del Bosque, auch wenn wir ihm ewig dankbar sein werden", schrieb die "AS" entsprechend, und "El Mundo Deportivo" titelte: "Del Bosque hat so ein Ende nicht verdient."

Koller war mit seinen stark eingeschätzten Österreichern bereits in der Vorrunde gescheitert und hatte dabei insbesondere taktische Mängel offenbart. Er beorderte David Alaba ins offensive Mittelfeld, doch der Münchner Bundesligastar kam in seiner Rolle als Spielgestalter überhaupt nicht zurecht - Koller hielt an seinem Plan dennoch stur fest und scheiterte krachend. Auch Čačić muss sich vorwerfen lassen, im Achtelfinale gegen Portugal (0:1 n.V.) zu wenig riskiert zu haben.

Derlei Diskussionen gibt es beim deutschen Angstgegner Italien nicht. Dort ist zwar schon längst klar, dass Antonio Conte nach der EURO zum FC Chelsea in die englische Premier League wechselt, doch das scheint die Squadra Azzurra nur noch enger zusammengeschweißt zu haben. Am Samstag in Bordeaux soll das im Viertelfinale auch Deutschland zu spüren bekommen. "Wir spielen jetzt gegen das beste Team dieser EM und müssen dafür auch unser Bestes leisten. Wir werden etwas Großartiges in uns finden müssen", sagte Conte.

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