27.06.2016 07:59 Uhr

Frankreich - ein Team der Einzelkönner

Im Wechsel erfolgreich: Antoine Griezmann (l.) und Olivier Giroud (r.)
Im Wechsel erfolgreich: Antoine Griezmann (l.) und Olivier Giroud (r.)

Diesmal war es Griezmann. Davor Payet. Als Ensemble funktioniert Frankreichs Nationalmannschaft aber noch immer nicht richtig. Ob England oder Island, das Team muss sich weiter verbessern, soll der Traum vom Heim-Titel wahr werden.

Frankreich hat das Zeug zum Einzelkönner-Europameister. Die Spieler reden zwar immer wieder von der Mannschaft, dem Team, der ganzen Truppe. Und Trainer Didier Deschamps sieht sich als Verwalter von 23 Profis. Allerdings: Nur zwei Spieler sorgten bislang für die fünf Tore des Viertelfinalisten bei der Europameisterschaft im eigenen Land. Das hat auch eine gewisse Aussagekraft.

FRANKREICHS STÄRKE:

Die Genialität einzelner Spieler. Gegen die Iren war von Antoine Griezmann lange Zeit nicht all zu viel zu sehen. Als es drauf ankam, war er zur Stelle. Nicht Paul Pogba, der ansonsten die Mannschaft mit sich riss, nicht Dimitri Payet, der prädestinierte Schütze für die Last-Minute-Tore. Nein, diesmal war es der 25 Jahre alte Griezmann, der mit seinen Turniertoren zwei und drei zuschlug.

FRANKREICHS SCHWÄCHE:

Die fehlende Souveränität als Mannschaft. Die Abwehr, als vermeintliches Sorgenkind in die EM gestartet, steht relativ sicher. Zwei Gegentore ließ sie in vier Spielen zu, beide nicht mal aus dem Spiel heraus, sondern durch Elfmeter. Doch selbst das gibt der Mannschaft als Gesamtgebilde nicht den nötigen Halt. Sie hat noch nicht die Ausstrahlung eines Champions, der Druck als Gastgeber lastet (manchmal zu) schwer auf den Spielern. Der Frage, ob das 2:1 gegen die Iren nun der Befreiungsschlag war, entgegnete Deschamps: "Ich hoffe es."

FRANKREICHS FLEXIBILITÄT:

Deschamps probiert aus. Und wenn es nicht klappt, reagiert er. Gegen Albanien ließ er im zweiten Gruppenmatch statt gewohntem 4-3-3- im 4-2-3-1-System beginnen. Es funktionierte nicht, zur Pause stellte Deschamps wieder um. Er rede darüber vorher auch mit den Spielern, betonte er nach dem Spiel gegen Irland. Diesmal brachte er Bayerns Kingsley Coman erst zur Pause, dadurch konnte Griezmann weiter nach vorn rücken. Es zahlte sich aus.

FRANKREICHS WILLE:

Abschreiben kann man diese Mannschaft nicht so schnell. Last-Minute-Sieg gegen Rumänien (2:1), Last-Minute-Sieg gegen Albanien (1:0) und gegen die Iren zum ersten Mal im Turnier auch einen Rückstand aufgeholt. Charaktertest bestanden. "Sie haben den Willen", betonte Deschamps. "Diese Mannschaft wird geliebt und sie tut alles dafür, geliebt zu werden."

FRANKREICHS TRAINER:

Er weiß, wie sich Titel anfühlen. Als Spieler Europameister und Weltmeister. Als Trainer im Vereinsfußball erfolgreich. Er leitet dieses Team, er formt es in jedem Training. Und notfalls auch mit klarer Ansage. "Ich kann die Stimme heben", sagte er nach dem Spiel gegen Irland mit Blick auf die Pausenansprache nach den ernüchternden ersten 45 Minuten.

FRANKREICHS WUNSCHGEGNER:

England oder Island wird es sein am kommenden Sonntag im Stade de France von Saint-Denis. Gegen Island verloren die Franzosen noch nie: In elf Begegnungen feierten sie acht Siege, dreimal trennten sich die Teams remis. Gegen die Engländer gab es bei einer EM auch noch nie eine Niederlage für Frankreich: Ein Sieg und zwei Unentschieden stehen zu Buche. "England oder Island - es gibt keine leichten Gegner", meinte Payet.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten