16.06.2016 09:14 Uhr

Rakitić vs. Rosický: Duell der Spielmacher

Ivan Rakitić lenkt die Geschicke der Kroaten
Ivan Rakitić lenkt die Geschicke der Kroaten

Was der kroatischen Künstler-Kolonie als erstes zu ihrem nächsten Gegner Tschechien einfällt, war klar. "Ihr bester Spieler ist Tomáš Rosický", sagte Marcelo Brozović von Inter mit einer gewissen Ehrfurcht in seiner Stimme.

Tschechiens bereits 35 Jahre alter Regisseur steht für genau das, was die Kroaten bei dieser EM selbst im Überfluss haben: Technik, Kreativität und die unschätzbare Erfahrung, für einen großen Verein zu spielen. Vor allem zwischen den Spielmachern beider Teams gibt es vor diesem wichtigen Duell am Freitag in Saint-Etienne (18:00 Uhr) einige Parallelen.

Kroatiens Ivan Rakitić räumt seit zwei Jahren alle bedeutenden Vereinstitel mit dem FC Barcelona ab. Rosický spielt sogar schon seit zehn Jahren für den FC Arsenal. Beide nutzten die Bundesliga als Sprungbrett für eine große Karriere, beide haben aber auch nicht nur uneingeschränkt positive Erinnerungen an ihre Zeit in Deutschland.

Dortmund hat Rosický gehemmt

Der kleine, filigrane Rosický floh vor zehn Jahren vor den damaligen wirtschaftlichen Problemen bei Borussia Dortmund nach England. "Was in Dortmund in den Jahren des Fast-Crashs passierte, hat mich irgendwie blockiert", sagte er den "Ruhr-Nachrichten" später einmal. Rakitić wurde beim großen Rivalen Schalke 04 sogar als zu langsam und wenig robust eingestuft. 2011 verscherbelte man ihn für nur etwas mehr als eine Million Euro an den FC Sevilla. "Nach Schalke kann mich nichts mehr schocken", hat er schon mehrfach gesagt.

Spätestens bei dieser EM gibt es aber keine großen Gemeinsamkeiten mehr zwischen der tschechischen Nummer zehn und dem sieben Jahre jüngeren Rivalen. Rosický ist nach einer langen Verletzungspause ohne Spielpraxis angereist. Trotzdem ragt er selbst in diesem Zustand noch aus einem eher mittelmäßigen Team heraus, das nach dem 0:1 gegen Spanien zum Auftakt unter Erfolgsdruck steht.

"Ich habe das Selbstvertrauen, dass alles gut läuft", sagt Rosický weiter unbeirrt. Seine Aufgabe sieht er auch darin, den vielen unerfahrenen Spielern in seinem Team zu helfen. "Sie haben noch nie gegen Spieler wie Iniesta gespielt", erklärte er. "Sie haben solche Spieler bislang nur im TV gesehen. Das ist ein großer Unterschied."

Rakitić kein Alleinkämpfer

Rakitić und seine Kroaten können sich dagegen schon mit einem Sieg in Saint-Etienne vorzeitig für die K.o.-Runde dieser Europameisterschaft qualifizieren. Und im Gegensatz zu Rosický muss er sich auch nicht allein um die Spielkultur seiner Mannschaft kümmern.

Luka Modrić von Real Madrid, Ivan Perišić von Inter Mailand oder der eingangs erwähnte Brozović: Das sind seine Nebenleute. "Wir haben ein Team, das auf dem höchsten Level spielt", sagte Rakitić nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen die Türkei. "Wir sind wie eine große Familie. Wir spielen bereits ein paar Jahre zusammen."

Wenn alles zusammenpasst, hat auch ein kleines Land wie Kroatien oder Tschechien die Chance, ein solches Turnier zu gewinnen. Es braucht dafür eine Generation gleich mehrerer herausragender Spieler, eine besondere Harmonie - und das nötige Glück. Die Tschechen hätten es 2004 beinahe geschafft. Viele sagen, dass Pavel Nedved, Rosický und Co. damals die beste Mannschaft der EM in Portugal stellten. Ihr fehlte nur das Glück. Sie scheiterte im Halbfinale an Griechenland.

Zwölf Jahre später sehen sich die Kroaten in einer ähnlichen Rolle. Rakitić ist 28, Modrić 30, Mario Mandžukić von Juventus Turin 29. Sie haben alle schon die Champions League gewonnen und sagen sich bei dieser EM: Wann, wenn nicht jetzt? "Wir wollen etwas schaffen, was zuvor noch nie jemand in Kroatien erreicht hat", meinte Rakitić.

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