14.06.2016 13:59 Uhr

Die roten Fehlerteufel streiten sich

Eden Hazard verpatzte den EM-Auftakt mit seinen Belgiern
Eden Hazard verpatzte den EM-Auftakt mit seinen Belgiern

Eden Hazard? Unsichtbar! Kevin de Bruyne? Grauenhaft! Belgien ist seine Rolle als Geheimfavorit schon nach dem ersten EM-Spiel los. Zu allem Überfluss gibt es auch noch Reibereien zwischen Kapitän und Trainer.

Der Frust bei Kevin De Bruyne und seinen Mannschaftskollegen saß so tief, dass sogar der Respekt vor dem "Kampfschwein" verloren ging. Als Trainer Marc Wilmots seine Spieler nach der ernüchternden EM-Auftaktpleite zu den Fans schickte, verweigerte ihm ausgerechnet sein Kapitän die Gefolgschaft: Eden Hazard streifte sich im Anschluss an das 0:2 gegen Italien wütend die Spielführer-Binde ab und lief an seinem Coach vorbei in die Kabine - die mehrmaligen Aufforderungen von Wilmots in seine Richtung ignorierte der Star des FC Chelsea.

Auch weit nach Schlusspfiff benahmen sich die "Roten Teufel" wie beleidigte Kinder, denen gerade das Lieblingsspielzeug weggenommen wurde. Hazard ließ sich eigens von einem Betreuer aus dem Stadion eskortieren, um ja kein Wort in der Öffentlichkeit verlieren zu müssen. Der erschreckend schwache De Bruyne ward gar nicht gesehen und verschwand durch einen Hinterausgang. Die Mannschaft, die das zerstrittene Land einen soll, präsentierte sich auf und abseits des Platzes wie eine Ansammlung egoistischer Stars ohne Zusammenhalt.

Wilmots stellt sich vor de Bruyne

Im Gegensatz zu den Profis fand die heimische Presse die richtigen Worte für den trostlosen Auftritt - meist untermauert durch ganzseitige Fotos von Spielern mit hängenden Köpfen. Die Zeitung "La Libre Belgique" erkannte "zu viele Fehlerteufel". "De Morgen" sah, dass Italien "enorme Krater in die Verteidigung" geschlagen hatte. Und für "Le Soir" stand das "teuflische Fazit" fest: "Romelu Lukaku und Kevin De Bruyne können nicht mithalten."

In der Tat bot der frühere Star des VfL Wolfsburg, der vor einem Jahr für die Bundesliga-Rekordablöse in Höhe von 75 Millionen zu Manchester City nach England gewechselt war, eine grauenhafte Vorstellung. Der 24 Jahre alte Offensivspieler ließ nicht im Ansatz erkennen, warum er im vergangenen Jahr zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt worden war.

Doch obwohl De Bruyne so gut wie nichts zustande brachte, stellte sich Wilmots trotz der bohrenden Fragen vor seinen Star. "Natürlich kann Kevin besser spielen. Aber es ist nicht an der Zeit, um Einzelne zu kritisieren", sagte der Coach: "Ist er vielleicht müde nach einer langen Saison? Vielleicht ist das so. Aber Kevin hat in der Vergangenheit schon so viel für die Nationalmannschaft getan, da werde ich ihn jetzt nicht hinrichten."

Wilmots kämpferisch

Ob Wilmots aber überhaupt in der Lage ist, den Schutzpatron zu spielen, erscheint fraglich. Schließlich nagte nicht nur die Hazard-Szene an seiner Autorität. Auch die Fans pfiffen Wilmots für die Auswechslungen von Lukaku und Radja Nainggolan aus. Obwohl er gar nicht danach gefragt wurde, sah sich Wilmots hinterher gleich mehrfach dazu genötigt, seine Entscheidungen zu rechtfertigen.

Am Ende gab sich der Ex-Schalker, der mit seinem Team im zweiten Spiel am Samstag auf Irland trifft, aber dann doch noch einmal kämpferisch. "Unsere Abwehrfehler werden auf diesem Niveau natürlich sofort bestraft. Aber es ist noch nichts verloren. Wir können noch die nötigen Punkte für ein Weiterkommen holen", äußerte der 47-Jährige: "Es ist gar nicht so schlecht, dass wir auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden. Jetzt müssen wir Zusammenhalt zeigen!"

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