14.06.2016 11:53 Uhr

Russland zwischen Hoffen und Bangen

Ob Roman Neustädter gegen die Slowakei spielen wird, ist noch offen
Ob Roman Neustädter gegen die Slowakei spielen wird, ist noch offen

Mit einem Sieg gegen die Slowakei wäre das Achtelfinale ganz nah, doch die Angst vor Krawallen überschattet den zweiten Auftritt von Russland. Die Sbornaja weiß vor dem wichtigen Spiel nicht wirklich, woran sie ist.

Nach dem 1:1 zum Auftakt gegen England könnte die diesmal favorisierte Sbornaja mit einem Erfolg am Mittwoch in Lille (15.00 Uhr) einen großen Schritt Richtung K.o.-Runde vollziehen. Nach den Ausschreitungen von Marseille und der Ausschlussandrohung durch die UEFA allerdings muss die Elf von Trainer Leonid Slutskiy das Verhalten der eigenen Fans auf der Tribüne mehr fürchten als den sportlichen Gegner auf dem Rasen.

Zumal die Sicherheitslage erneut angespannt ist. Am Dienstag stoppte die französische Polizei bei Cannes einen Bus mit russischen Fans, denen die Ausweisung droht. Einen Tag nach dem Duell zwischen Russland und der Slowakei kommt es im nahegelegenen Lens zum Gruppenspiel England gegen Wales. Im Norden Frankreichs könnte es also rund um die beiden Risikospiele den nächsten brenzligen Zusammenstoß englischer und russischer Hooligans geben.

Bekannte Neonazis unter den Verdächtigen

Die Sorgen sind berechtigt: Englische Medien berichten, dass sich unter den 150 Fans, die laut Staatsanwaltschaft die Randale in Marseille angezettelt hatten, auch bekannte Neonazis befinden. Zudem soll Alexander Schprygin, Präsident der "Allrussischen Fan-Vereinigung" und Mitglied der rechten Szene in Russland, mit einer offiziellen UEFA-Akkreditierung als Teil der russischen Delegation in Frankreich sein. Der russische Verband RFS erklärte allerdings, Schprygin habe weder mit dem Verband noch mit der offiziellen EM-Delegation etwas zu tun.

"Klar, es ist Europameisterschaft, jeder ist verrückt nach Fußball und die Emotionen kochen hoch. Aber warum schlagen sich die Menschen dafür die Köpfe ein?", schrieb der Schalker Roman Neustädter in einer Internet-Kolumne. Ansonsten blocken Spieler und Betreuer des WM-Gastgebers von 2018 Fragen zu nicht-sportlichen Themen meist ab.

Kreml verurteilt die Gewalt

Die russische Führung hat die Ausschreitungen derweil als "völlig inakzeptabel" verurteilt. Kremlsprecher Dmitri Peskow rief die russischen Fußballtouristen auf, sich strikt an geltende Gesetze zu halten.

"Man kann auch nur an unsere Fans appellieren, nicht auf Provokationen zu reagieren", sagte er in Moskau der Agentur "Interfax" zufolge. Auch die russischen Sportfunktionäre sollten mäßigend auf die Fans einwirken, forderte er.

An der Randale in verschiedenen französischen Städten seien aber nicht nur Russen, sondern auch andere Nationen beteiligt gewesen. Peskow verurteilte die Äußerungen Moskauer Politiker, die das Vorgehen der russischen Fans gutgeheißen hatten.

Slowaken unter Druck

Ob Neustädter wie gegen die Engländer erneut von Beginn an auf der Sechser-Position auflaufen darf, ist noch offen. Gut möglich, dass der zuletzt leicht angeschlagene und gegen die Three Lions erst spät eingewechselte Denis Glushakov diesmal Neustädter aus der Startelf verdrängt. Auch wenn die Russen zum Turnierauftakt mit ihrem biederen Auftritt nicht gerade glänzen konnten und nur mit sehr viel Glück zum Punktgewinn kamen, gelten sie gegen die Slowaken als Favorit.

"Auf dem Papier ist Russland vielleicht stärker als wir, aber das ist Theorie", sagte der Noch-Kölner Dušan Švento. Seine Mannschaft steht nach der Niederlage im Duell der EM-Neulinge gegen Wales schon gewaltig unter Druck. Trainer Ján Kozák kündigte daher Umstellungen an. "Bestimmte Änderungen wird es geben, aber noch ist es zu früh, sie zu konkretisieren", sagte er.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten