08.06.2016 09:59 Uhr

Spaniens Keeper: "San Iker" droht die Bank

Iker Casillas droht im spanischen Team die Ersatzbank
Iker Casillas droht im spanischen Team die Ersatzbank

Kahn oder Lehmann hieß es vor der Weltmeisterschaft 2006 im deutschen Lager. Casillas oder De Gea lautet nun das viel diskutierte Duell im Team von Titelverteidiger Spanien. Und auch diesmal winkt die Wachablösung.

Nationaltrainer Vicente del Bosque verweigert weiter eine klare Aussage über seine Präferenzen: "Um zu sehen, wer in der ersten Partie gegen Tschechien spielt, müssen wir bis zum 13. warten. Ich muss die Entscheidung über die Torhüter nicht jetzt treffen", sagt er unmittelbar vor Turnierbeginn.

Nibelungentreue zu "San Iker", zum "Heiligen Iker", wie der Weltmeister, zweifache Europameister, Rekordnationalspieler und Kapitän genannt wird? Oder doch eine Entscheidung für die Zukunft und die Klasse von De Gea, dem zehn Jahre jüngeren Torwart von Manchester United? Wohl erst die Aufstellung für das erste Gruppenspiel des Titelverteidigers am kommenden Montag in Toulouse wird es verraten. Vieles spricht für De Gea.

Vorteil De Gea?

Beim blamablen 0:1 gegen Georgien am Dienstagabend in Getafe stand De Gea zwischen den Pfosten. Casillas hatte zuvor beim 6:1 gegen Südkorea den Vorzug erhalten. Del Bosque lässt sich einfach nicht in die Karten schauen, aber: Noch nie hatte er im letzten Testspiel vor einem Turnier einen anderen Schlussmann aufgeboten als im Ernstfall.

Casillas hatte dieser Tage trotz der Ungewissheit viel Freude: Sein zweiter Sohn Lucas kam rechtzeitig zur Europameisterschaft zur Welt. "Hoffentlich mit dem EM-Pokal unterm Arm", hieß es beim Glückwunsch auf der Homepage der spanischen Nationalmannschaft. Der Torhüter und Mama Sara Carbonero grüßten für die Fotografen winkend vor dem Krankenhaus in Madrid. Die TV-Journalistin errang bei der WM 2010 in Südafrika weltweit Aufmerksamkeit, als Casillas sie mitten im Interview küsste.

Casillas' Patzer bleiben in Erinnerung

Damals rettete der Keeper von Real Madrid im Finale gegen die Niederlande mit seiner Fußabwehr gegen Arjen Robben den 1:0-Sieg. In Erinnerung bleiben aber auch seine Patzer beim blamablen WM-Vorrunden-Aus der Spanier 2014 in Brasilien.

Ein Jahr später flüchtete Casillas von Real zum FC Porto, nachdem De Gea bei den Königlichen als Neuzugang gehandelt wurde. Der Wechsel platzte, doch der Abgang des Nationalhelden nach 26 Jahren (davon 16 als Profi) und 725 Pflichtspielen geriet zu einem unwürdigen Schauspiel. Statt, wie es geplant war, den Keeper inmitten der 16 Trophäen, die er zusammen mit Madrid geholt hatte, noch einmal zu feiern, gab es nur bittere, tränenreiche Worte von Casillas im Journalistenkreis.

Unwürdiges Schauspiel in Madrid

Casillas fühlte sich zeitweise "wie eine Voodoo-Puppe, in die alle hineinbohren". Für Trainer José Mourinho galt er als Maulwurf, die Fans lästerten und pfiffen ihn bei jedem Fehler aus. Und seine Mutter Mari Camen wetterte, dass Präsident Florentino Pérez ihn "rausgeworfen" habe.

Am Ende gab es noch Streit ums Geld: Schließlich hatte Casillas bei Real einen Vertrag bis 2017 und soll sieben Millionen Euro im Jahr verdient haben. In Portugal ist der fünffache Welttorhüter des Jahres zur Ruhe gekommen. Eines Tages aber wolle er darüber schreiben, "warum ich auf diese Art und Weise Real verlassen musste."

Für del Bosque ist und bleibt Casillas "ein gigantischer, außerordentlicher Super-Torwart, der allen Respekt verdient." Aber das könnte nicht reichen für den 35-Jährigen bei seiner fünften EM-Teilnahme. Bereits Anfang des Jahres hatte Casillas wiederum seinem Trainer gesagt, dass er die Entscheidung des Trainers respektieren werde - "egal ob ich die Nummer 1,2 oder 3 bin". Auf dem Trikot trägt er jedenfalls noch die 1.

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