27.07.2015 14:00 Uhr

Ajax ist über die Physis zu knacken

An Talent mangelt es Ajax mit Sicherheit nicht
An Talent mangelt es Ajax mit Sicherheit nicht

Den große Glanz vergangener Tage strahlt Ajax Amsterdam zwar nicht mehr aus, ins Duell der dritten Qualifikationsrunde der Champions League mit Rapid am Mittwoch (ab 21:05 Uhr im weltfussball-Liveticker) gehen die Niederländer aber dennoch als Favorit. "Am Papier sind wir stärker", analysierte Ajax-Trainer Frank de Boer. Die Grün-Weißen erwartet eine Mannschaft, die technisch hochentwickelten Offensivfußball bietet, in der Defensive aber mit körperlichen Defiziten zu kämpfen hat.

"Die Aufstiegschancen für Ajax liegen bei 60 Prozent", meinte Marco van Wijngeeren, Chefredakteur des niederländischen Fußballportals voetbal.com. Der Vizemeister der Eredivisie konnte die Mannschaft der letzten Saison zum größten Teil halten. Prominente Neuzugänge wie Johnny Heitinga, Yaya Sanogo von Arsenal oder der deutsche U21-Nationalspieler Amin Younes (fällt jedoch in Wien verletzt aus) sollen dem Kollektiv noch mehr Stabilität geben.

"De Boer lässt das typische, traditionelle Ajax-Spiel spielen. Die Flügel sind dabei extrem wichtig. Sie lassen den Ball laufen und möchten das Spiel immer von hinten aufbauen. Bis zum Abschluss dauert es aber immer zu lange. Die jungen Spieler sind körperlich nicht so stark. Da kann Rapid sicherlich punkten. Auch über Konter kann man Ajax weh tun", analysierte van Wijngeeren.

Das Herzstück der Mannschaft ist das starke Mittelfeld. Daley Sinkgraven präsentierte sich in der Vorbereitung gut in Form. Davy Klaassen und Riechedly Bazoer werden vermutlich neben ihm zum Zug kommen. Der Däne Lasse Schöne sammelte in den Testspielen nur wenige Minuten und wird mit einem Platz auf der Bank vorlieb nehmen müssen. Falls die Mitte zu wenig körperliche Präsenz an den Tag legt, könnte auch der Serbe Nemanja Gudelj ins Spiel kommen.

Anfällige Defensive

Vorne ist das Team hochtalentiert, allerdings fehlt ein wenig die Durchschlagskraft. Arkadiusz Milik wird vermutlich den Vorzug vor Sanogo bekommen. Während die Entwicklung des Polen nach oben zeigt, wartet die Arsenal-Leihgabe noch immer auf den Durchbruch. Bisher gelang dem ehemaligen U20-Weltmeister in seiner Profi-Karriere erst ein Erstliga-Treffer, was ihm bei den Fans der Gunners den Spitznamen "Sa-no-goal" einbrachte.

Auf den Flügeln wurden ursprünglich Anwar El Ghazi sowie Amin Younes in der Startelf erwartet, doch DFB-U21-Teamspieler Younes fällt verletzt aus und reiste nicht mit nach Wien. Dafür ist der dänische Angreifer Viktor Fischer rechtzeitig für das Rapid-Match fit geworden.

"Hinten drinnen ist Ajax wie jedes holländische Team schwach", meinte van Wijngeeren. Gemeint ist natürlich die Verteidigung und nicht Torhüter Jasper Cillessen. Der Elftal-Schlussmann wird im Moment von Manchester United gejagt. Ein Abgang würde die Amsterdamer hart treffen.

Rapid wird gegen Ajax ganz anders spielen müssen, als in der Meisterschaft. Knapp 80 Prozent Ballbesitz wie gegen Ried werden die Grün-Weißen nicht bekommen. Aggressives Pressing und schnelle Gegenstöße könnten als Rezept dienen. Vor knapp eineinhalb Jahren machte es RB Salzburg schon vor, wie man gegen die Niederländer spielen muss. "Salzburg hatte damals ein sehr gutes, effizientes Team. Ajax ist nun sicherlich gewarnt, aber ich schätze Rapid auch schwächer ein", fügte van Wijngeeren an.

Der größte Vorteil der Wiener ist, dass die Holländer noch nicht in die Meisterschaft gestartet sind. "Letztes Jahr haben sie einen etwas langweiligen Fußball gezeigt. In der Vorbereitung haben sie noch nicht geglänzt. Es fehlt die Eingespieltheit, die Schärfe und der Spielrhythmus." Im Hinspiel hat Rapid diesen Bonus noch, im Rückspiel wahrscheinlich nicht mehr. Eine gute Ausgangslage vor der Reise nach Amsterdam ist daher doppelt wichtig.

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Johannes Sturm

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