18.02.2015 10:16 Uhr

FC Basel: Neuer Kurs, neues Glück

Höhenflug: Der FC Basel steht zum zweiten Mal im Achtelfinale der Champions League
Höhenflug: Der FC Basel steht zum zweiten Mal im Achtelfinale der Champions League

In der heimischen Liga zieht der FC Basel einsam und allein seine Kreise, im Teich der Großen zählt der Schweizer Serienmeister dennoch zu den kleinen Fischen. Ein Kurswechsel soll das Problem lösen.

Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, bis der FC Basel in historische Dimensionen vorstoßen würde. Im Sommer 2014 war es schließlich so weit. Die fünfte Meisterschaft in Folge bedeutete ein Novum in der Geschichte des Schweizer Fußballs. Ein Meilenstein für den Verein, die Spieler und das Umfeld, ein Schlag ins Kontor für die Konkurrenz aus Zürich, Bern und Genf.

Der erneute Triumph des FCB zeigt gleichzeitig das große Dilemma der Super League: der Wettbewerb ist keiner mehr. Echte Konkurrenz für den Serienmeister ist nicht in Sicht. Die Liga ist längst eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Auf der einen Seite steht der übermächtige FC Basel, auf der anderen die sportlich und wirtschaftlich abgehängten Vereine aus dem Rest des Landes.

"Gewinnen allein reicht nicht mehr"

Mit einem Umsatz von rund 70 Millionen Euro pro Jahr bewegt sich Basel auf dem Level eines renommierten deutschen Bundesligisten. Andere Schweizer Vereine erwirtschaften nicht mal die Hälfte dieser Summe. Knapp 20 Millionen Euro investierte der FCB im Sommer in Neuzugänge, mit insgesamt 15 Nationalspielern ging man in die Saison.

Die Erwartungshaltung ist dementsprechend gewachsen, wie Sportdirektor Georg Heitz erklärt: "Wir sind Opfer des eigenen Erfolgs. Gewinnen allein reicht nicht mehr, es soll auch noch möglichst spektakulär sein." Zumindest spektakulärer als unter Murat Yakin, der im Sommer trotz zwei gewonnener Meisterschaften überraschend entlassen wurde.

Zu viel Ergebnisfußball, zu wenig Show – das ließe sich mit dem FC Basel 2014/15 nicht mehr vereinbaren. Yakin musste gehen, sein Konzept passte einfach nicht mehr zum neuen Kurs. Der Ex-Dortmunder Paulo Sousa übernahm. Dessen Bilanz ist im Vergleich zum Vorjahr nur unwesentlich besser. Allerdings führte er den Verein zum zweiten Mal in der Geschichte in die K.o.-Runde der Champions League. Ein großer Schritt in die gewünschte Richtung.

Ein schwieriger Spagat

So positiv die sportliche Entwicklung für den FC Basel ist, der Sprung auf die nächste Stufe hat auch seine Schattenseiten. Der Kader muss Jahr für Jahr verbessert werden, um den neuen Ansprüchen zu genügen. Das geht nur durch erhöhte Ausgaben. "Wir sind es dem Publikum schuldig, in die Mannschaft zu investieren", sagt Georg Heitz.

Ein Fußballklub sei nicht dafür da, am Ende des Tages möglichst viel Geld auf dem Konto zu haben. "Die Leute wollen unterhalten werden, und dafür muss man auch viel Geld in die Hand nehmen." Das Problem: Je mehr Geld der Verein in Spieler von außerhalb investiert, desto geringer werden die Chancen der eigenen Juwele, einen Platz in der Mannschaft zu ergattern. Ein schwieriger Spagat, den der Traditionsverein, der jährlich immerhin knapp sechs Millionen Euro in sein Nachwuchszentrum pumpt, meistern muss.

Ausbildungs- und Verkäuferverein

Für den FC Basel gestaltet sich dieser Balanceakt noch komplizierter als für die fußballerischen Großmächte aus Madrid, Barcelona, München und London, denn noch immer gelten die Schweizer als Ausbildungs- und Verkäuferverein. In den letzten zehn Jahren wechselten allein 21 Spieler und drei Trainer vom FCB in die Bundesliga. Dazu gehörten unter anderem Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka, Valentin Stocker und Yann Sommer – Leistungsträger, die der Klub nur dank seiner cleveren Transferpolitik und der guten Jugendarbeit ersetzen konnte.

Auf Dauer adäquaten "Nachschub" zu finden, wird jedoch nicht leicht. "Jedes Jahr müssen wir vier bis fünf Stammspieler ersetzen. Es gibt keine Garantie, dass es danach immer erfolgreich weitergeht", warnt Heitz vor einem möglichen Ende der fetten Jahre.

Auch die Tatsache, dass der FCB in der Schweiz längst nicht mehr einziger Ansprechpartner für talentierte Jugendspieler ist, bereitet Sorgen. Andere Ansprüche, ein qualitativ besserer Kader – da überlegt es sich so mancher zwei Mal, ob er sich dem harten Konkurrenzkampf stellen soll. Fakt ist allerdings auch: In Basel haben junge Talente noch immer große Chancen, sich in den Kreis der ersten Mannschaft zu spielen. Ein entscheidender Pluspunkt.

Ähnliches Schicksal, größere Erfolge

Die überraschende Vertragsverlängerung mit dem europaweit begehrten Breel-Donald Embolo hat gezeigt, dass der FC Basel mittlerweile zu einem Verein geworden ist, der Abwerbeversuche größerer Klubs kontern kann. Kommt es hart auf hart, sind allerdings auch dem Schweizer Branchenprimus die Hände gebunden. Kurswechsel hin oder her.

Mit dem FC Porto wartet nun im Champions-League-Achtelfinale (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) ein Gegner, der ein ähnliches Schicksal teilt. Auch die Portugiesen sind ein Ausbildungs- und Verkäuferverein. Allerdings sind die Iberer im Vergleich zum FCB schon einen großen Schritt weiter, holten allein in den letzten 28 Jahren fünf europäische Titel. Davon sind die Schweizer trotz ihrer beeindruckenden Entwicklung noch weit entfernt.

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Christian Schenzel

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