28.07.2014 20:10 Uhr

ÖFB-U19 unterliegt DFB in EM-Halbfinale klar

Österreich gegen Deutschland chancenlos
Österreich gegen Deutschland chancenlos

Der Traum vom EM-Finale ist für Österreichs U19-Nationalteam am Montagabend jäh geplatzt. Der ÖFB-Nachwuchs musste sich Favorit Deutschland im Halbfinale in Budapest klar mit 0:4 geschlagen geben. Der dritte Platz beim Turnier in Ungarn ist dennoch der größte Erfolg für den ÖFB-Nachwuchs seit 2006 bzw. 2007, als es bei der U19-EM und der folgenden U20-WM die Ränge drei bzw. vier gegeben hatte.

Auch für die U20-WM 2015 in Neuseeland hat sich das Team von Andreas Heraf qualifiziert. Im Halbfinale gegen den Nachwuchs von Weltmeister Deutschland waren die Österreicher aber chancenlos. Die Tore vor 1.150 Zuschauern im Szusza Ferenc-Stadion von Ujpest, darunter nicht einmal 100 ÖFB-Fans, erzielten Davie Selke (20.), Marc Stendera (30.), Levin Öztunali (58.) und Hany Mukhtar (68.).

Die Deutschen wurden ihrer Favoritenrolle vollauf gerecht. Zwar standen auch in der ÖFB-Startformation mit Torhüter Ivan Lucic (Bayern München), Kapitän Francesco Lovric (VfB Stuttgart) und Stürmer Florian Grillitsch (Werder Bremen) drei Deutschland-Legionäre, doch die deutsche U19 verfügte über deutlich mehr Erfahrung auf höchster Ebene - obwohl einige Toptalente von ihren Klubs nicht einmal abgestellt wurden.

Heraf versuchte es vor den Augen von ÖFB-Präsident Leo Windtner und Sportdirektor Willi Ruttensteiner wie gewohnt mit Pressing. Die Österreicher waren aber nur anfangs phasenweise gefährlich, der "Lucky Punch" blieb aus. Ein von Florian Grillitsch geblockter Abschlag von DFB-Torhüter Oliver Schnitzler landete nicht im Tor (10.). Dazu schoss Sinan Bytyqi nach Vorarbeit von Sascha Horvath von der Strafraumgrenze daneben (27.).

Deutschland spielerisch und körperlich klar besser

Die auch körperlich präsenteren Deutschen hatten das Spiel im Griff. Ein erster Treffer von Mukhtar zählte wegen Stürmerfouls an ÖFB-Keeper Lucic nicht (3.). Dafür waren danach Selke und Stendera erfolgreich, die schon in der Gruppenphase brilliert hatten. Diese hatten Deutschlands "Bubis", wie sie in der Heimat liebevoll genannt werden, ungeschlagen überstanden.

Selke traf nach einer Flanke (Lucic hatte den Ball zuvor nicht weit genug weggebracht) per Kopf zu seinem bereits sechsten Turniertor. Zehn Minuten später startete der Stürmer - Vereinskollege von Grillitsch bei Werder Bremen - aus leicht abseitsverdächtiger Position. Seine Hereingabe verwertete Stendera mit etwas Ballglück.

Öztunali legte nach Seitenwechsel nach, nachdem er Lovric düpiert hatte. Zum 4:0 durch Mukhtar leistete das Supertalent von Bayer Leverkusen, Enkel von DFB-Legende Uwe Seeler, mit einem Querpass die Vorarbeit. Der Sieg hätte sogar noch höher ausfallen können. Zu viele Unsicherheiten erlaubte sich die ÖFB-Defensive.

Das zweite Finale für den ÖFB bei einer Nachwuchs-Endrunde nach der U16-EM 1997 war in weiter Ferne. Bei der insgesamt siebenten Halbfinal-Teilnahme bei EM- oder WM-Endrunden war es die sechste Niederlage.

Im Finale am Donnerstag (ab 19:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) bekommt es Deutschland nun mit Portugal zu tun. Die Portugiesen setzten sich im zweiten Halbfinale am Montagabend in Felcsút gegen Titelverteidiger Serbien mit 4:3 im Elfmeterschießen durch. Die Penalty-Entscheidung war notwendig geworden, weil es zuvor zwischen den beiden Teams keine Treffer gegeben hatte.

Heraf: "Haben ein tolles Turnier gespielt"

ÖFB-U19-Teamchef Andreas Heraf fand nach der klaren Niederlage Worte der Anerkennung für den Sieger: "Deutschland war uns heute überlegen, das muss man neidlos anerkennen und ihnen gratulieren. In dieser Verfassung sind sie der große Titelfavorit. Nichtsdestotrotz haben wir ein tolles Turnier gespielt. Der dritte Platz und die WM-Qualifikation sind ein Riesenerfolg."

Auch ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner sah es ähnlich: "Die Mannschaft wurde heute unter Wert geschlagen. Das Turnier ist gesamt gesehen ein großer Erfolg. Österreich war unter den letzten vier Mannschaften und hat die Qualifikation für die Weltmeisterschaft geschafft. Die Teilnahme an einer Endrunde ist eine sehr wichtige Erfahrung für diese jungen Spieler. Die langfristige Entwicklung steht gegenüber Resultaten im Vordergrund."

Bei Österreichs Kapitän Francesco Lovric war die Enttäuschung "natürlich sehr groß, niemand verliert gerne 0:4. Deutschland war heute klar besser, das müssen wir akzeptieren. Vielleicht haben wir zu viel Respekt gezeigt. Wir werden die Niederlage als Mannschaft verarbeiten. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir ein sehr gutes Turnier gespielt haben. Man hat nicht oft die Chance, an einer Endrunde teilzunehmen. Und nächstes Jahr fahren wir zur WM nach Neuseeland, dort werden wir wieder alles geben."

Deutschlands U19-Teamchef Marcus Sorg, der als Kandidat für die Position als Assistent von Joachim Löw gilt, analysierte die Partie so: "Meine Mannschaft hat das großartig gemacht. Den Einzug ins Finale hat sie sich verdient. Sie hat gezeigt, welch große Qualität in ihr steckt und dass man für harte Arbeit belohnt wird. Jetzt wollen wir auch den zweiten Pokal in diesem Sommer nach Deutschland holen. Das war spielerisch schon sehr gut. Mir hat gefallen, dass das Team klug und konzentriert nach vorne gespielt und den Abschluss gefunden hat."

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apa/red

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