27.04.2014 10:48 Uhr

Bayern wollen "geile Stimmung" gegen Real

Bayern-Trainer Pep Guardiola war mit den Gedanken bei seinem verstorbenen Freund Tito Vilanova. Foto: Marc Müller
Bayern-Trainer Pep Guardiola war mit den Gedanken bei seinem verstorbenen Freund Tito Vilanova. Foto: Marc Müller

Pep Guardiola schien zwischenzeitlich mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Das Kinn stützte er auf der rechten Hand ab, der leere Blick des Bayern-Trainers war gen Boden gerichtet.

Sein Team um den erstarkten Franck Ribéry bejubelte beim 5:2 (1:2) gegen Werder Bremen derweil die torreiche Generalprobe für den Champions-League-Klassiker gegen Real Madrid. Inmitten seiner schwierigsten Schaffensperiode in München und vor dem von ihn als "Finale" deklarierten Spiels traf Guardiola die Nachricht vom Tod seines langjährigen Wegbegleiters in Barcelona, Tito Vilanova (45), ganz besonders schmerzhaft.

"Diese Traurigkeit wird mich für immer begleiten", gestand Guardiola. Der Trauerflor während des Spiels war auf seinem dunklen Pullover kaum sichtbar. Tief atmete der 43-Jährige bei der Pressekonferenz durch. "Es ist nicht einfach für mich, in Deutsch zu sprechen über ein sehr spezielles Ding für mich." Bei aller Anteilnahme aber war er gezwungen, den Fokus nach der wechselhaften Partie gegen Werder Bremen auf das Halbfinal-Rückspiel am Dienstag zu richten. Ob und wann Guardiola nach Barcelona reise, wisse er nicht, sagte Sportvorstand Matthias Sammer beim Pay-TV-Sender Sky und wollte aus dem Werder-Spiel "Selbstbewusstsein" für Real mitnehmen. Zumindest das Gefühl, das beteuerten alle nach dem Schlusspfiff, sei jetzt gut.

Werder kein Maßstab

Als Maßstab für die Königlichen in der Münchner Arena konnten die Hanseaten beim sommerlichen und sehr unterhaltsamen Kick natürlich nicht herhalten. Aber zwei wichtige Erkenntnisse gab es trotzdem: Ribéry kam nach sieben Pflichtspielen ohne Treffer als Torschütze, Wegbereiter und mit den meisten Ballkontakten (106) wieder etwas auf Touren. Keineswegs erfreulich, aber fast noch wichtiger: Wenn die wackelnde Bayern-Defensive gegen Cristiano Ronaldo und Gareth Bale so verteidigt wie gegen Werder, ist der Traum von der historischen Titelverteidigung in der Champions League schon zur Halbzeit vorbei.

Kein Problem, meint Thomas Müller. "Das Bremen-Spiel ist nicht wichtig, sondern die Stimmung ist wichtig, wir müssen jetzt schauen, dass wir alles Positive freisetzen", forderte der WM-Torschützenkönig. "Ich hoffe, dass wir bis Dienstag eine richtig geile Stimmung hinkriegen." Ein "bisschen an eine Hölle", so Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, soll die Arena die Gäste aus Spanien am Dienstag erinnern. Madrid um Doppel-Torschützen Cristiano Ronaldo schoss sich mit 4:0 gegen CA Osasuna warm.

Guardiola: "Das haben unsere Fans nicht verdient"

Um die Anhänger, wie es die Münchner seit Tagen beschwören, wirklich mitzunehmen, dürfen sich die Bayern nicht solche Konzentrationsschwächen wie gegen den einstigen Titelkampf-Rivalen leisten. "Das ist das erste Mal, dass ich ein bisschen enttäuscht und traurig bin. Die erste Halbzeit - das hatten unsere Fans nicht verdient", erklärte Guardiola entschuldigend. "Wenn wir unsere Ballverluste nicht kontrollieren, wenn wir Cristiano, di Maria und die anderen laufen lassen, sind sie besser als wir." Gegen Real steht Guardiolas Ballbesitz-Modell trotz aller Erfolge in der Vergangenheit auf dem Prüfstand: bei einem Aus könnte den Spanier eine wuchtige Systemdiskussion treffen.

Dass die Münchner wie diesmal nach Gegentoren durch Theodor Gebre Selassie (10. Minute) und Aaron Hunt (36.) mit fünf Treffern von Ribéry (20.), Claudio Pizarro (53./57.), Bastian Schweinsteiger (61.) und Arjen Robben (74.) antworten, ist gegen Madrid nicht zu erwarten. "So wie in der ersten Halbzeit brauchen wir am Dienstag nicht anfangen zu spielen", erklärte Jerome Boateng.

Ribery auf dem Weg der Besserung

"Wir müssen von Anfang Gas geben, mit Leidenschaft und Herz spielen. Aber das ist ganz normal, wenn es um ein Finale geht", betonte Philipp Lahm. Der Kapitän rechnet dabei auch fest mit einem überzeugenden Ribéry, der auf seinem Weg aus der Arena bei der Frage nach Interviews abwehrend die Hand hob. "Ich bin positiv, dass Franck wieder ein ordentliches oder überragendes Spiel macht am Dienstag und wir dann ins Finale einziehen", erklärte Lahm.

Gegen Bremen ging es für den Franzosen auf jeden Fall schon deutlich aufwärts. "Wir brauchen seine Aggressivität", bekundete Guardiola, der den sensiblen Franzosen während der Partie abklatschte oder auch mal auf die Wange tätschelte. Nach dem Spiel wurde sogar Bremens Robin Dutt zum Bayern-Fan. "Viel Erfolg am Dienstag", wünschte Dutt. "Wir drücken die Daumen."

dpa

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