18.04.2015 10:00 Uhr

Lazio: "Deutsches Auto" kommt ins Rollen

Momentan viel Grund zum Jubeln: Miroslav Klose und seine Teamkollegen
Momentan viel Grund zum Jubeln: Miroslav Klose und seine Teamkollegen

Lazio Rom schwimmt seit Wochen auf einer Welle des Erfolgs und ist das Team der Stunde in Italien. Im Top-Duell mit dem souveränen Serie-A-Tabellenführer Juventus am Samstag (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) wollen die Laziali das nächste Ausrufezeichen setzen. Am Saisonende winkt nicht nur die direkte Qualifikation für die Königsklasse, sondern auch ein Titel.

Ausgerechnet beim Jubiläumsspiel von Miroslav Klose gab es für Lazio gegen den FC Genua nichts zu holen. In seinem 100. Einsatz in der Serie A konnte der Weltmeister die 0:1-Schlappe seiner Mannschaft nicht verhindern. Lazios Keeper Federico Marchetti hatte in der 30. Minute für eine Notbremse im Strafraum die Rote Karte gesehen, Diego Perotti den fälligen Strafstoß für die Gäste verwandelt.

Die Laziali belegten nach der Niederlage den sechsten Rang, satte zwölf Punkten hinter der ungeliebten AS Roma auf Champions-League-Platz zwei. Angesichts dieser Tabellenkonstellation schien klar: Lazio ist nach wie vor kein Spitzenteam, spielt nur um die Europa League und auch in der Ewigen Stadt erneut die zweite Geige. Das war Anfang Februar.

Husarenritt auf Platz zwei

Gut zwei Monate später hat sich die Situation grundlegend verändert. Alle acht Ligapartien im Anschluss an das Genua-Spiel gewannen die Biancocelesti in teils beeindruckender Manier, schoben sich auf den zweiten Tabellenplatz vor und haben nun einen Zähler Vorsprung auf den in den letzten Jahren erfolgreicheren Nachbarn.

"Die Mannschaft von Trainer Stefano Pioli ist wie ein deutsches Auto: elegant, zuverlässig, bequem", schwärmte die "Gazzetta dello Sport" nach der einmal mehr bärenstarken Leistung Lazios beim 4:0-Kantersieg gegen Empoli zuletzt. Ein gewohnt blumiger, aber in diesem Fall absolut treffender Vergleich der auflagenstärksten Sportzeitung des Landes.

Hinten hui und vorne auch

Denn – um sprachlich im Bild zu bleiben - der Motor der Laziali schnurrt tatsächlich wie ein Kätzchen. 21 Tore schossen die Römer während ihrer Siegesserie, gerade einmal zwei Gegentreffer kassierten sie in diesem Zeitraum. Der vor der Saison ohne große Erwartungen aus dem Umfeld ins Amt gehievte Pioli hat eine nahezu perfekte Mischung aus defensiver Stabilität und Offensivpower gefunden.

Vor allem die Abteilung Attacke kann herausragende Zahlen vorweisen: 58 Mal hat Lazio in dieser Spielzeit der Serie A bereits eingenetzt, so oft wie kein anderes Team. Allein Felipe Anderson, Antonio Candreva und Klose - das brillante Sturm-Trio der Hauptstädter - waren an sage und schreibe 45 Treffern direkt beteiligt.

Keineswegs chancenlos nach Turin

Wenn es am Samstag in Turin gegen die mit Abstand beste Defensive der Liga geht, werden die Qualitäten des 36-jährigen WM-Rekordtorschützen und seiner beiden Nebenmänner besonders gefragt sein. Nachdem die Alte Dame am vergangenen Wochenende in Parma zahlreiche Stars schonte und sich eine 0:1-Niederlage einhandelte, wird im Spitzenspiel wieder die A-Elf auf dem Platz stehen - und das mit breiter Brust, nachdem am Dienstag durch das 1:0 gegen Monaco die Tür zum Champions-League-Halbfinale weit aufgestoßen wurde.

Dennoch trauen viele Experten den Römern in ihrer aktuellen Galaform einen Achtungserfolg im Juventus-Stadium zu. Auch Pioli rechnet sich beim Branchenprimus durchaus etwas aus. "Wir wollen gegen Juve unser Siegesserie fortsetzen und werden alles dafür geben", so der 49-Jährige.

"Wir haben noch nichts erreicht"

Bei aller Euphorie im hellblauen Lager sollte allerdings klar sein: Angesichts des Zwölf-Punkte-Rückstands auf die Tabellenspitze verbieten sich unabhängig vom Ergebnis am Samstag allzu ausufernde Träumereien vom ersten Scudetto seit 15 Jahren. "Wir müssen fokussiert bleiben und weiter hart arbeiten", fordert Pioli stattdessen von seinen Schützlingen und fügt hinzu: "Wir haben gesehen, welches Potenzial in der Mannschaft steckt, aber wir haben noch nichts erreicht."

Das könnte sich im Saisonendspurt ändern. Denn die direkte Champions-League-Qualifikation wäre ein Riesenerfolg für den Klub, der seit 2007/2008 nicht mehr im Konzert der ganz Großen des europäischen Fußballs mitgemischt hat. Zudem kommt es am 7. Juni im Finale um den italienischen Pokal erneut zum Duell mit Juventus. Im heimischen Stadio Olimpico können die Laziali dann ihre starke Spielzeit mit einem Titelgewinn krönen.

Tobias Knoop

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