07.08.2015 15:29 Uhr

Check: Angriff ist die beste Verteidigung

Sergio Agüero ist der Schlüsselspieler im Dress der Skyblues
Sergio Agüero ist der Schlüsselspieler im Dress der Skyblues

Am Wochenende startet die englische Premier League in die neue Saison. weltfussball nimmt die 20 Mannschaften ins Visier. Im fünften Teil im Fokus: Die Sorgen und Hoffnungen der "Big Four" aus Manchester und London.

Manchester United:

Die ersten Spiele: Tottenham (H); Aston Villa (A); Newcastle United (H)

Top-Neuzugänge: Morgan Schneiderlin (Southampton FC/35 Mio.); Memphis Depay (PSV Eindhoven/27,5 Mio.); Bastian Schweinsteiger (FC Bayern /18 Mio.)

Nach Investitionen in Höhe von rund 300 Millionen Euro in den letzten beiden Jahren ist die Zeit der Ausreden vorbei: Der Rekordmeister muss in dieser Saison um den Titel mitspielen. Der Kader ist qualitativ hochwertig, extrem tief besetzt und bietet Louis van Gaal nahezu unendlich viele Optionen, auf Gegner und Spielstände zu reagieren.

"Wir sind viel besser als im letzten Jahr", stellt der Trainer deshalb auch wenig überraschend fest. "Wenn wir so spielen wie in den letzten sechs Monaten der vergangenen Saison, können wir ein gutes Jahr haben", verzichtet van Gaal dennoch bewusst auf Kampfansagen. Doch auch der Niederländer weiß: Für die Fans und Besitzer der Red Devils zählen nach dem beispiellosen Kaufrausch nur Trophäen.

Obwohl der Rekordmeister in diesem Sommer in allen Mannschaftsteilen aufgerüstet hat, sind noch zwei Baustellen offen. Zum einen fehlt ein weltklasse Stürmer, der Wayne Rooney das Toreschießen abnehmen und ihn dabei unterstützen kann. Zum anderen verkörpert die Innenverteidigung maximal gehobenen Durchschnitt. Sollte David de Gea nach Madrid wechseln, würde zudem ein echter Spitzenkeeper fehlen. Schwachstellen, die im Kampf um den Titel entscheidend sein können.

Player to watch: Juan Mata.

Nach Wayne Rooney (12) und Robin van Persie (10) war der spanische Welt- und Europameister in der letzten Saison Uniteds bester Torschütze (9). Der 27-Jährige ist der einzige echte Zehner im Kader und wird dem Offensivspiel in van Gaals System erneut seinen Stempel aufdrücken müssen, damit sich der Traum von Trophäen erfüllt.
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Arsenal FC:

Die ersten Spiele: West Ham United (H); Crystal Palace (A); Liverpool FC (H)

Top-Neuzugänge: Petr Čech (Chelsea FC/14 Mio.)

Und jährlich grüßt das Murmeltier: Auf dem Papier gehen die Gunners wie üblich als eine der stärksten Mannschaften in die Saison. Das Team ist gespickt mit Edel-Technikern und an guten Tagen in der Lage, jeden Gegner der Welt zu schlagen. Mit Petr Čech wurde endlich ein weltklasse Keeper verpflichtet, der Arsenal "zwölf bis 15 Punkte retten kann", wie Ex-Mitspieler John Terry glaubt. So weit die guten Nachrichten.

Mehr als erstaunlich ist die Zurückhaltung der Gunners auf dem Transfermarkt. Obwohl Geld im Überfluss vorhanden ist, im Sturm und defensiven Mittelfeld Handlungsbedarf besteht und die Bank mehr Talent als Klasse hergibt, sind die Londoner nicht wirklich aktiv geworden. Dabei steht außer Frage, dass dem Team im Vergleich zu Manchester United, ManCity und Chelsea das gewisse Etwas fehlt.

"Wir arbeiten hart, um bereit zu sein, wenn sich eine besondere Möglichkeit für uns ergibt", deutet Arsène Wenger weitere Verpflichtungen an. Zwar glaubt der Franzose, der Klub könne "problemlos mit dem vorhandenen Personal in die Saison gehen", allerdings weiß der 65-Jährige auch, dass der Weg zum Titel nur über weitere Investitionen in Millionenhöhe führt.

Player to watch: Mesut Özil.

Bei allen Qualitäten, die der Spielmacher mitbringt, die mitunter wichtigste fehlte dem Deutschen in seinen ersten Jahren auf der Insel oft: Konstanz. Gute Leistungen gegen West Bromwich, Aston Villa und Crystal Palace sind schön und gut, auf die nächste Stufe hebt er die Gunners allerdings erst, wenn er sein unglaubliches Potenzial auch gegen die Spitzenmannschaften abruft. 
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Manchester City:

Die ersten Spiele: West Bromwich (A); Chelsea FC (H); Everton FC (A)

Top-Neuzugänge: Raheem Sterling (Liverpool FC/62 Mio.); Fabian Delph (Aston Villa/11,5 Mio.); Patrick Roberts (Fulham FC/7 Mio.)

Wer in den letzten vier Jahren die Plätze 1, 2, 1 und 2 belegte, gehört automatisch zum Kreis der Titelanwärter. Die überragende Offensivabteilung der Citizens ist dabei der größte Trumpf. In drei der letzten vier Spielzeiten stellte City den besten Angriff der Liga. Dennoch will man 60+ Millionen für einen weiteren Offensivspieler wie Kevin de Bruyne ausgeben. Ein absurder Plan, zumal sowohl im defensiven Mittelfeld als auch in der Abwehr Nachholbedarf besteht.

Weder Kapitän Vincent Kompany noch Yaya Touré spielten zuletzt auf Top-Niveau. Martin Demichelis wird nicht jünger und erst recht nicht schneller. 40-Millionen-Mann Eliaquim Mangala gilt für die Premier League schon jetzt als ungeeignet. Einen Abwehrspieler sucht man auf der Transferliste der Skyblues trotzdem vergeblich. Die Balance-Probleme in der notorisch offensiv ausgerichteten Elf bleiben ein großes Risiko.

"Sie haben viele Spieler, die nicht so schnell nach hinten kommen, wie sie es sollten", stellte schon Burnley-Coach George in der letzten Saison fest. "Wenn man weiß, wo man hinschauen muss, findet man die Räume auch", sagte der Trainer eines Tabellenvorletzten. Jene Lücken werden in der Champions League jedes Jahr schonungslos offengelegt. Ein einziger Sieg in den letzten sechs Saisonspielen gegen United, Arsenal und Chelsea zeigt, dass auch die Konkurrenz aus der Liga erkannt hat, wie man die Skyblues knacken kann.

Player to watch: Sergio Agüero.

Die Citizens gehen einmal mehr nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" in die Saison. Ein Plan, der vor allem dank Agüero Jahr für Jahr aufgeht. Der Argentinier zählt zu den besten Stürmern der Welt und beweist immer wieder, dass auf ihn Verlass ist. Nur wenn er seine Topform erneut abrufen kann, wird City 2015/16 um Titel mitspielen.
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Chelsea FC:

Die ersten Spiele: Swansea City (H); Manchester City (A); West Bromwich (A)

Top-Neuzugänge: Radamel Falcao (AS Monaco/Leihe); Asmir Begovic (Stoke City/11 Mio.)

Mit einem nahezu unveränderten Kader geht Chelsea das Unternehmen Titelverteidigung an. Viele Gründe, das Team in der Spitze weiter aufzurüsten, hat José Mourinho auch nicht. Die Abwehr ist eingespielt und hat sich mit nur 32 Gegentoren in der letzten Saison bewährt. Im Mittelfeld stehen körperlich robuste und technisch versierte Spieler zur Verfügung. Vorne hat Goalgetter Diego Costa in Radamel Falcao einen prominenten Nebenmann bekommen. Vieles spricht für eine perfekte Mischung.

Erst der Blick auf die Bank zeigt, wo der Schuh drückt. Dem Kader fehlt es auf einigen Positionen an Tiefe. Einen halbwegs adäquaten Ersatz für Spieler wie Eden Hazard, Cesc Fàbregas, Willian, Oscar oder auch Matic und Ivanovic sucht man vergeblich. André Schürrle, Mohamed Salah und Juan Cuadrado waren drei Versuche, diese Schwachstelle auszumerzen, doch keiner von ihnen erfüllte das Anforderungsprofil des Special One.

Auf diese Problematik angesprochen, antwortete der Portugiese gewohnt selbstbewusst: "Sie sprechen mit dem Trainer der besten Mannschaft Englands – wir haben keine Schwachstellen." Im Vieraugengespräch mit Roman Abramovich dürfte seine Antwort anders lauten. Will Chelsea mehr als "nur" um den nationalen Titel mitspielen, sind weitere Neuzugänge unumgänglich.

Player to watch: Eden Hazard.

Für José Mourinho war Englands "Spieler des Jahres" im letzten Jahr besser als Cristiano Ronaldo - und dabei noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen. "Er wird stärker und stärker. Nicht nur körperlich, sondern auch was seine Einstellung angeht", lobt "Mou" seinen Lieblingsschüler, der im Vorjahr mit 14 Toren und zehn Assists glänzte. Bereits mit seinen 24 Jahren ist der Belgier ein Spieler, der den Unterschied macht. Sollte sich Hazard nochmals steigern, spricht nicht viel gegen die nächste Meisterschaftsfeier in blau.
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Mehr dazu:
>> 1. Teil: Leicester, Bournemouth, Watford, Norwich
>> 2. Teil: Crystal Palace, West Bromwich, Aston Villa, Sunderland
>> 3. Teil: Swansea, Stoke, West Ham, Newcastle
>> 4. Teil: Tottenham, Liverpool, Southampton, Everton
>> 5. Teil: Chelsea, ManUnited, ManCity, Arsenal

Christian Schenzel

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