05.08.2015 10:16 Uhr

Check: Mitschwimmen oder Untergehen?

Shinji Okazaki will bei Leicester in der Premier League den Durchbruch schaffen
Shinji Okazaki will bei Leicester in der Premier League den Durchbruch schaffen

Am Wochenende startet die englische Premier League in die neue Saison. weltfussball nimmt die 20 Mannschaften ins Visier. Dieses Mal im Check: Freche, angriffslustige Füchse, Hornissen und Kanarienvögel sowie ein Klub von Englands Südküste, der irgendwie ganz anders ist als alle Konkurrenten.

Leicester City:

Die ersten Spiele: Sunderland AFC (H), West Ham United (A), Tottenham Hotspur (H)

Top-Neuzugänge: Shinji Okazaki (FSV Mainz 05/11 Mio.), N'Golo Kanté (SM Caen/9 Mio.), Christian Fuchs (Schalke 04/ablösefrei)

Mit Okazaki und Fuchs sicherte sich Leicester City die Dienste von zwei alten Bundesliga-Haudegen. Hinzu kommen mit den Franzosen Kanté und Benalouane weitere neue Hoffnungsträger zu den Füchsen. Die Leistungsträger der letzten Saison konnten quasi allesamt gehalten werden, mit ihnen soll an den formidablen Endspurt der Spielzeit 2014/2015 angeknüpft werden. Zur Erinnerung: Leicester holte zum Saisonschluss 22 von 27 möglichen Punkten.

Es gehören im Kern gestandene Spieler wie Robert Huth, Kasper Schmeichel oder Marcin Wasilewski zum Team von Trainer-Oldie Claudio Ranieri, in dem Altmeister Esteban Cambiasso keinen neuen Vertrag mehr bekam. Ranieri setzt seine große Karriere (zuletzt bei Inter und AS Monaco) bei den Füchsen fort und hat sich bei den LCFC-Anhängern direkt beliebt gemacht: "Ich will hier nicht zu viel verändern, der Mannschaft meinen italienisch-taktischen Weg mitgeben. Hier wurde eine sehr gute, solide Basis geschaffen. Das will ich fortsetzen und dann in Europa ankommen." Für diese Saison scheinen die Europacup-Ränge noch etwas hoch gegriffen. Knüpft Leicester an den stabilen Kontrollfußball mit fünf "Zu-Null-Spielen" im April und Mai an, ist eine Platzierung in der oberen Tabellenhälfte aber drin.

Player to watch: Shinji Okazaki

Mit 27 Toren in den letzten beiden Saisons war der Japaner der mit Abstand beste Angreifer beim FSV Mainz 05. Für elf Millionen Euro schnappte sich Leicester City den 29-Jährigen, der nach Johannes Geis der teuerste Verkauf der Mainzer Vereinsgeschichte ist. Seine flexible und quirlige Spielweise in der Offensivreihe kann der Ranieri-Elf auf jeden Fall weiterhelfen. Allerdings wird er sich in der körperbetonten Premier League erst einmal von neu beweisen müssen. Auch der interne Konkurrenzkampf mit Leonardo Ulloa, Jamie Vardy und Andrej Kramarić muss erst einmal gewonnen werden.

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AFC Bournemouth:

Die ersten Spiele: Aston Villa (H), Liverpool FC (A), West Ham United (A)

Top-Neuzugänge: Tyrone Mings (Ipswich Town/11,3 Mio.), Max Gradel (AS St.-Étienne/10 Mio.), Christian Atsu (FC Chelsea/Leihe)

Im 116. Jahr des Vereinsbestehens spielt der AFC Bournemouth endlich in der Premier League. Noch 2010 waren die Cherries viertklassig, ein Jahr zuvor drohte ihnen nach einem 17-Punkte-Abzug sogar das Aus in der Football League Two. Nach dem sensationellen Aufstieg startet Bournemouth als absoluter Underdog in die Saison. Allein der Kader von Mitaufsteiger Watford FC ist in etwa doppelt so viel Wert wie der des AFC.

Sei's drum: Mit riesiger Aufstiegseuphorie und vollkommener Unbekümmertheit will die Mannschaft von Coach Eddie Howe, der sogar schon als künftiger Trainer der Three Lions ins Gespräch gebracht wird, für Furore sorgen. Sie geht in 38 Spielen als Außenseiter ins Rennen. Das meint auch der überaus beliebte Trainer selbst, der wie kein anderer für das Bournemouther Fußballmärchen steht: "Wir hoffen darauf, konkurrenzfähig zu sein. Und im Moment machen die Spieler allen Anschein, dass sie es auch sein werden. Finanziell werden wir mit den Gegnern nicht mithalten können. Aber auf dem Platz geht es nicht um Geld. Da geht es um Fußballer, die ihr Spiel spielen wollen."

Player to watch: Matt Ritchie

Der 25-Jährige gilt als kreativer Kopf des AFC-Offensivspiels. Er bereitete zuletzt so viele Treffer vor wie kein anderer in Englands zweiter Liga (17), schoss außerdem 15 Tore selbst. Er soll vor allem Top-Torjäger Callum Wilson, Millionen-Einkauf Max Gradel und Chelsea-Leihgabe Christian Atsu mit Bällen füttern.

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Watford FC:

Die ersten Spiele: Everton FC (A), West Bromwich Albion (H), Southampton FC (H)

Top-Neuzugänge: Étienne Capoue (Tottenham Hotspur/8,9 Mio.), José Manuel Jurado (Spartak Moskau/8,6 Mio. Euro), Sebastian Prödl (Werder Bremen/ablösefrei)

Der Kader der Hornets ist in Person von Gomes (Hoffenheim), Jurado (Schalke), Behrami (Hamburg), Holebas (1860 München) und Prödl (Bremen) gespickt mit ehemaligen Bundesligaprofis. Daneben hat sich der Championship-Vizemeister namhaft für großes Geld verstärkt. Bislang investierte Watford rund 30 Millionen Euro in neues Personal, unter anderem in den französischen Nationalspieler und Mittelfeldstrategen Étienne Capoue oder den niederländischen Aufsteiger Steven Berghuis. Ablösefrei kamen zudem die international erfahrenen Miguel Britos (zuletzt SSC Neapel) und bereits erwähnter Sebastian Prödl.

Ein fußballerisches Schwergewicht sitzt auch auf der Trainerbank. Neu-Coach Quique Flores gewann 2010 mit Atlético Madrid die Europa League und den Supercup. Aufgrund der hochwertigen Neuzugänge für die Defensive und der ohnehin schon erstligatauglichen Sturmreihe mit Troy Deeney und Odion Ighalo (letzte Saison zusammen 41 Tore) sind die Plätze zwölf bis 15 ein realistisches Saisonziel.

Player to watch: Troy Deeney

Endlich darf sich der Watford-Knipser in der Premier League beweisen! Der 27-Jährige erzielte alleine in den letzten drei Spielzeiten 64 Ligatore für die Hornets, hat aber bislang kein einziges Erstligaspiel auf dem Konto. Auf ihm und seinem kongenialen Sturmpartner Odion Ighalo ruhen die Offensivhoffnungen, er soll die Rot-Gelben zum Klassenerhalt ballern.

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Norwich City:

Die ersten Spiele: Crystal Palace (H), Sunderland AFC (A), Stoke City (H)

Top-Neuzugänge: Robbie Brady (Hull City/9,9 Mio.), Youssuf Mulumbu (West Bromwich Albion/ablösefrei), Andre Wisdom (Liverpool FC/1,8 Mio. Leihgebühr)

Mit Robbie Brady haben die Canaries nach dem direkten Wiederaufstieg den zweitteuersten Transfer ihrer Klubgeschichte getätigt. Auch mit Saint-Etienne-Rückkehrer Ricky van Wolfswinkel und Youssouf Mulumbu von West Brom hat sich der Aufsteiger mit Akteuren verstärkt, die bereits Stammspieler in europäischen Topligen waren. Trainer-Youngster Alex Neil (34 Jahre) übernahm Norwich im Januar auf Rang sieben in der Championship liegend, entfachte dann eine neue Begeisterung im Team und holte in 22 Ligaspielen 15 Siege. Entsprechend groß das Selbstvertrauen des Headcoaches: "Gute Spieler können alles erreichen, und ich gebe ihnen klare Richtlinien. Wenn sie die umsetzen, werden wir Erfolg haben. Da bin ich mir sicher!"

Die Ostengländer sind sofort zum Saisonstart zum Siegen verdammt. In den ersten Wochen lassen die großen Namen noch auf sich warten. Norwich muss daher bis zur Novemberpause schon ein Punktepolster aufbauen. In den Advents- und Weihnachtswochen warten dann die Topteams reihenweise.

Player to watch: Nathan Redmond

Der Flügelspieler debütierte bereits mit 16 Jahren für Birmingham City im League-Cup und bringt es als 21-Jähriger schon auf über über 160 Pflichtspieleinsätze. Der U21-Nationalspieler war es auch, der spätestens in den Aufstiegsplayoffs mit zwei Treffern zum Shootingstar avancierte. Von ihm erwartet der ganze Verein nun den nächsten Schritt, und das ist nicht weniger als der Durchbruch in der Premier League.

>> zur Transferübersicht der Kanarienvögel

Mehr dazu:
>> 1. Teil: Leicester, Bournemouth, Watford, Norwich
>> 2. Teil: Crystal Palace, West Bromwich, Aston Villa, Sunderland
>> 3. Teil: Swansea, Stoke, West Ham, Newcastle
>> 4. Teil: Tottenham, Liverpool, Southampton, Everton
>> 5. Teil: Chelsea, ManUnited, ManCity, Arsenal 

Mats-Yannick Roth

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