22.12.2017 14:14 Uhr

Ibra zwischen Neustart und trostlosem Abgang

Zlatan Ibrahimovic war nach seinem Comeback bisher nur selten im Trikot zu sehen
Zlatan Ibrahimovic war nach seinem Comeback bisher nur selten im Trikot zu sehen

Vom roten Trikot mit der Nummer zehn war zuletzt nicht viel zu sehen. Meist schlich Zlatan Ibrahimovic nach 90 Minuten auf der Bank dick eingepackt in die Katakomben. Dem schwedischen Superstar fehlt auch einen Monat nach seinem Comeback die nötige Fitness. Immerhin sendete Ibra im Pokal ein positives Signal.

Am 18. November gab Ibrahimovic rund sieben Monate nach einem Kreuzbandriss sein Saisondebüt für die Red Devils. Seither hat der Schwede es in Premier und Champions League nur auf fünf Kurzeinsätze und ganze 73 Minuten Spielzeit gebracht.

Beim Liga-Erfolg in West Bromwich saß Ibrahimovic wie schon zuvor gegen Bournemouth nur auf der Bank. Zuvor hatte José Mourinho seinen exzentrischen Stürmer zweimal gar nicht in den Kader berufen. Beim verlorenen Derby gegen City stand Ibra für eine Viertelstunde auf dem Platz ohne dabei in irgendeiner Form aufzufallen.

Zweifel an der Fitness

Ex-United-Verteidiger Paul Parker sprach anschließend gegenüber "ESPN" aus, was wohl viele Fans denken. "Eine Sache, die er gegen City nie gemacht hat, war hinterherrennen. Jeder ist jetzt ein bisschen skeptisch, wie fit er im Moment ist."

Und die Zweifel kommen nicht von ungefähr. Beobachter waren durchaus überrascht, als Ibrahimovic keine sieben Monate nach seiner schweren Verletzung zurück auf den Platz wollte.

"Löwen erholen sich anders als Menschen", hatte der Schwede damals betont und sich dabei womöglich ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt. Im United-Trainingszentrum in Carrington befürchtet man nach Informationen der "Sun" mittlerweile, dass Zlatan "nie wieder der Alte" sein wird.

Mourinhos Geduld wird strapaziert

Um den Schweden doch wieder in die Spur zu kriegen, nahm José Mourinho seinen Topangreifer schon mehrfach gar nicht in den Kader auf und verordnete dem Schweden individuelle Trainingseinheiten.

Uniteds Coach sprach unmissverständlich aus, was er von Ibrakadabra erwartet. "Er muss an seiner Fitness und der Stabilität seines Knies arbeiten", forderte der Portugiese. Nur dann kann der United-Toptorjäger der vergangenen Saison (28 Treffer) auch in der laufenden Spielzeit noch eine Rolle spielen.

Nachdem Manchester United den ausgelaufenen Vertrag mit dem verletzten Stürmer im Sommer nach langem Zögern doch um ein Jahr verlängert hatte, hatte das bei Mourinho noch anders geklungen.

"Wir werden geduldig auf seine Rückkehr warten", hatte der 54-Jährige nach der Unterschrift im August verlauten lassen. "Lasst ihn seine Zeit nehmen und im richtigen Moment zurückkommen", hieß es noch im Oktober.

Winter-Transfer möglich

Nun ist Ibrahimovic zurück, spielt aber trotzdem kaum. Und das obwohl Uniteds zweiter Topstürmer Romelu Lukaku im Laufe der Saison häufig verunsichert vor dem Tor wirkte und zwischenzeitlich in zehn Partien nur zweimal traf.

Mourinho baut dennoch immer wieder auf seinen belgischen Sturmtank, wenn auch eher notgedrungen. "Zlatan ist noch nicht bereit, volle 90 Minuten zu spielen", vermeldete The Special One noch vor Wochenfrist über den Schweden, der 2017 erstmals seit zehn Jahren in seiner Heimat nicht zum Fußballer des Jahres gekürt wurde.

So halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass Mourinho schon im Winter noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden könnte, um genügend Optionen im Angriff zu haben.

Medienberichten zufolge sollen der Brasilianer Malcolm von Girondins Bordeaux auf Mourinhos Einkauzfszettel stehen. Der 20-Jährige, der auch bereits mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wurde, ist zwar eher auf dem Flügel zuhause, kann aber auch zentral agieren. Zudem werden BVB-Youngster Christian Pulisic und Real-Madrid-Superstar Gareth Bale als Optionen gehandelt.

Zlatan antwortet wie Zlatan

Klar scheint, dass Zlatan Ibrahimovic in seiner aktuellen Verfassung bei den Red Devils keine große Rolle spielen kann. Klar ist auch, dass der 36-Jährige kaum noch einen anderen Topklub finden wird. Wenn Ibra sich bei United nicht mehr empfehlen kann, droht dem Superstar am Ende seiner schillernden Karriere ein trostloser Abgang.

Im Pokalspiel bei Bristol City durfte Ibrahimovic jüngst erstmals wieder von Beginn an ran, da Sturmtank Romelu Lukaku eine Pause verordnet bekam. Ibra antwortete den Kritikern auf seine Art und erzielte mit einem sehenswerten direkten Freistoß den zwischenzeitlichen Ausgleich für die Red Devils. Die peinliche 1:2-Pleite beim Zweitligisten konnte der ansonsten weitestgehend blasse Angreifer aber auch nicht verhindern.

Vielleicht war der Treffer für Ibrahimovic dennoch der Startschuss zum Comeback nach dem Comeback. Zuzutrauen und zu wünschen wäre es Ibrakadabra allemal.

Lennart Wegner

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