27.05.2016 11:37 Uhr

ÖFB-Bewegungstherapie als Bestschießen

Das ÖFB-Team feierte in Schluein einen Kantersieg
Das ÖFB-Team feierte in Schluein einen Kantersieg

Das Testspiel der österreichischen Nationalmannschaft gegen die Uniun sportiva Schluein Ilanz brachte beim Trainingslager in der Schweiz am Donnerstag einen 14:0-Kantersieg. Die lockere ÖFB-Bewegungstherapie erfüllte den Zweck mit dem Bestschießen vollauf, dazu durften die äußerst freundlichen Gastgeber im Gebiet Flims/Laax/Falera den EM-Teilnehmer im Einsatz sehen und sich über eine Rekordeinnahme freuen.

In der vollen Raiffeisen Arena Crap Gries hatten sich 1.965 Zuschauer eingefunden, hinter einem Tor saß die Dorfjugend außerhalb des Platzes sogar auf der Aufschüttung einer Schottergrube als Gratis-Blitzer. Der Schweizer Ex-Teamchef "Köbi" Kuhn (noch gezeichnet vom Abstieg seines FC Zürich), Ski-Star Carlo Janka als Lokalmatador, ÖFB-Präsident Leo Windtner, Gisela Koller oder TV-Experte Herbert Prohaska: Die Gästeliste war fast wie bei einem richtigen Länderspiel.

Kleiner Unterschied: Es roch nicht nur nach Bratwürsten und Bier sondern auch nach Misthaufen sowie Kuhfladen. Auf den Teamdressen prangten ein Sponsor-Logo und ein weiterer Partner-Schriftzug. Die von ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig lang ersehnte Brust-Werbung bei Spielen des Nationalteams war endlich Realität. Schon gegen Malta und die Niederlande sowie natürlich bei der Europameisterschaft ist damit aber wieder Schluss.

Graubünden organiserte eigene ÖFB-Glücksbringerin

Für die nahende UEFA EURO 2016 in Frankreich hat man sich im Schweizer Kanton Graubünden sogar eine eigene Glücksbringerin für die Gäste aus Österreich überlegt. Curling-Weltmeisterin Binia Feltscher-Beeli aus Chur begleitete die Mannschaften auf das Spielfeld. "Sie weiß auch wie man eine Europameisterschaft gewinnt", verkündete der Platzsprecher.

Der kam weniger später mit den Tordurchsagen kaum nach: Rubin Okotie (4), Marcel Sabitzer (3), Zlatko Junuzović (2), Alessandro Schöpf, Lukas Hinterseer, Christian Fuchs, Stefan Ilsanker und Martin Hinteregger sorgten für die 14 ÖFB-Treffer.

In der Pause hatte es auf der Pressetribüne beim Auftritt der "Musica Falera" noch verzweifelte Versuche gegeben den Beruf des tapferen Schluein-Keepers Fabian Studer zu erfahren. Dazu wurde etwas erfolgreicher überlegt, ob man 90 durch 6 dividieren kann um so den Torschnitt auszurechnen.

23 Spieler dürfen zur EM und einer muss die Nummer 24 tragen

Noch einfacher war für andere die Rechnung, dass nur 23 Spieler mit zur EM fliegen dürfen und Valentino Lazaro bei seinem Einsatz nach der Pause die Nummer 24 trug.

Weitere Kommentare-Höhepunkte: "Was findet der Koller nur an dem Hinterseer?". Wenig später traf jener Deutschland-Legionär mit den meisten Bundesliga-Toren in der abgelaufenen Saison. "Der Hinteregger hat irgendwie was Tölpelhaftes!" Kaum ausgesprochen knallte der den Ball sehenswert aus der Distanz in die Maschen.

"Ich weiß nicht, wo bei Dir das Kreuzeck ist"

Nach der Partie, als beide Mannschaften gemeinsam die Welle gemacht hatten, musste sich Schiedsrichterin Esther Stäubli noch für ihren Schlusspfiff rechtfertigen.

Das erhoffte Ehrentor der Hausherren blieb aus, weil die Uhr auf der Anzeigetafel nach dem Wechsel zu spät eingeschaltet worden war. Stäubli hingegen hatte ihren Zeitmesser richtig bedient und machte korrekt nach 90 Minuten Schluss noch bevor das ÖFB-Team den sechstklassigen Schluein-Amateuren eine Chance ermöglichen konnte.

Dann wurde Kapitän Fuchs in der Mixed-Zone beim Radio-Interview über seinen "sehenswerten Treffer ins Kreuzeck" befragt. Der englische Sensationsmeister mit Leicester City antwortete spontan mit "Ich weiß ja nicht, wo bei Dir das Kreuzeck ist." Ein Lachen und ein paar Sätze später gab er auch schmunzelnd zu, dass er froh über das Ende der Anrufe nach dem Titel in der Premier League ist: "Da sind mir alle von euch schon ein wenig auf den Zeiger gegangen."

Okotie Schluein-Schützenkönig, Sabitzer-Partie gewinnt internes Duell

Rubin Okotie blieben zuvor Glückwünsche zum Torschützenkönig von Schluein erspart. "Jeder der vier Treffer tut gut. Wir haben alle Spaß gehabt und eine Super-Trainingseinheit absolviert. Der Gegner ist nicht zu hart in die Zweikämpfe gegangen und die Konzentration Richtung EM wird immer intensiver."

Marcel Sabitzer hatte zwar ein Tor weniger erzielt, aber mit "seiner Partie" nach der Pause das interne ÖFB-Duell für sich entschieden. "Es gibt keine Wetten oder so etwas. Aber natürlich haben wir uns da ein kleines Match geliefert und es werden Sprüche geklopft. Wir haben zwei Treffer mehr gemacht und Tore schießen ist immer gut."

Teamchef Marcel Koller, der wie die rot-weiß-rote Verbandsspitze mit einem Geschenkskorb bedacht wurde, gestand "Spaß gehabt zu haben." Nicht nur durch das 14:0-Schützenfest sei der "Zweck erfüllt worden. Die Partie war gemeinsam mit der Regeneration der vergangenen Tage eine nette Abwechslung für die Spieler nach der langen Saison bei ihren Vereinen."

Vom oberen Rand der Haupttribüne blickten indes die ersten umgezogenen Schluein-Kicker hinunter zum Medienauflauf beim österreichischen Nationalteam. Oben hatte man ein Bier in der Hand, unten reichte ein Griff zur Wasserflasche.

Mehr dazu:
>> ÖFB-Sportdirektor als EM-Architekt
>> ÖFB-Test soll ohne Faustrecht steigen
>> ÖFB-Camp heilt die Abstiegswunden
>> Die Erfahrungen von EM-"Routinier" Prödl
>> Alessandro spricht eben für Qualität
>> ÖFB-Mittelfeldabräumer im Hochgefühl
>> Auftakt zum EM-Countdown im Alpenregen
>> ÖFB-Camp startet bei Traumbedingungen
>> Janko vorzeitig im ÖFB-Camp eingerückt

Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Graubünden

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten