16.11.2015 15:13 Uhr

Ligen-Check: Wer ist eigentlich Batshuayi?

Michy Batshuayi (Mitte) ist momentan Marseilles Lichtblick
Michy Batshuayi (Mitte) ist momentan Marseilles Lichtblick

Wenn man an Frankreich und an Fußball denkt, wird einem derzeit ein wenig flau im Magen. Zu eng verknüpft sind die traurigen Ereignisse vom vergangenen Freitag mit dem runden Leder. Doch trotz dieser schweren Schläge gegen die Unbeschwertheit des Fußballs und seiner friedlichen Anhängschaft, das Leben mit und um den Fußball geht weiter. Auch in Frankreichs Liga kehrt man am kommenden Wochenende, so gut es geht, zum Ligaalltag zurück. weltfussball nutzt die Länderspielpause und gibt euch einen Einblick über die sportlichen Ereignisse in der französischen Ligue 1.

An der Ligaspitze marschiert wie seit Jahren die Millionentruppe aus Paris vorweg. Dahinter ist es in der Ligue 1 allerdings hochspannend. Vor allem ein Aufsteiger hat wochenlang die etablierten Klubs geärgert und muss nun zeigen, ob die Luft auch noch für mehr reicht. Wesentlich spannender als beim Blick auf die Tabelle gestaltet sich hingegen die Spitze der Torjägerliste. In Marseille reift ein neues belgisches Sturmtalent heran und mischt zusammen mit einem Kameruner die Torjägerriege um Ibrahimović, Cavani und Lacazette auf.

Das Überraschungsteam: Angers SCO

Nur als Dritter hinter ESTAC Troyes und dem GFC Ajaccio stieg das Team vom Angers Sporting Club de l'Ouest in der vergangenen Spielzeit aus der zweiten in die erste Liga auf und hat in der aktuellen Saison eigentlich nur ein Ziel: den Klassenerhalt. Mit Jonathan Kodija den eigenen Top-Torjäger an die Engländer von Bristol City verloren, verstärkte sich der Klub aus dem französischen Département Maine-et-Loire im Sommer lediglich mit ablösefreien Spielern.

Doch wie so oft kann aus der Not auch eine Tugend werden. Mit nur einer Niederlage in den ersten zehn Spielen und Siegen gegen etablierte Klubs wie Marseille oder Montpellier hat sich der Aufsteiger im oberen Drittel der Tabelle festgesetzt. Und auch wenn man zuletzt nur einen Punkt aus den letzten drei Begegnungen geholt hat, rangiert Angers aktuell noch auf Platz vier der Ligue 1. Zum Vergleich: die beiden Mitaufsteiger aus Ajaccio und Troyes stehen momentan auf einem Abstiegsplatz.

Am Beton aus Anjou (''La dalle angevine''), wie es zur Abschreckung schon im Spielertunnel des Jean-Bouin eingraviert ist, beißen sich in dieser Saison die Gegner oft die Zähne aus. Mit nur neun Gegentreffer zeichnet sich das Team von Stéphane Moulin vor allem in der Defensive aus. Vorne stellt mit man mit lediglich zwölf erzielten Toren hingegen die schwächste Offensivreihe in der oberen Tabellenhälfte, worin einer der Hauptgründe für Angers derzeitigen Einbruch zu sehen ist. Der Aufsteiger verzeichnet momentan eine Durststrecke von vier Pflichtenspielen ohne eigenen Treffer und ist nun gefordert zu zeigen, dass es nicht nur die Anfangseuphorie war, der man bislang einen internationalen Platz zu verdanken hat. Wenn es nach Moulin geht, wird es dabei jedenfalls nicht an der nötigen Motivation seiner Mannen scheitern:''Ich hämmere ihnen ein, dass ein Spiel auch in der Nachspielzeit gewonnen werden kann, auch in Unterzahl, und dass nicht schon alles nach 70 Minuten vorbei ist''

Die Tiefflieger der Saison: Marseille und Monaco

2010 konnte Olympique Marseille letztmalig die Meisterschaft feiern. In Monaco ist es trotz der Millioneninvestitionen in den letzten Spielzeiten sogar noch zehn Jahre länger her. Die Erwartungshaltungen in beiden Vereinen liegt dennoch deutlich höher, als das Tabellenbild es derzeit hergibt.

Ein verpatzter Saisonstart hat die Monegassen, die auf Platz neun momentan zumindest wieder auf Tuchfühlung zu den internationalen Plätzen stehen, lange schwer zu schaffen gemacht. Trotz dreistelliger Millioneneinnahmen durch die Verkäufe von Yougster Martial, Kondogbia, Abdennour, Kurzawa oder Carrasco ist es Monaco noch nicht gelungen, die Qualitäten der Neuzugänge vollends abzurufen. Vor allem in der Defensive drückt im Fürstentum mit 18 Gegentreffern noch ganz gewaltig der Schuh.

Beim Dreizehnten der Ligue 1 in Marseille konnte man bisher ebenfalls nicht die Masse an Abgänge hochklassiger Spieler verkraften. Mit Gignac, Ayew, Inbula, Payet und Thauvin verließen gleich fünf Stützen L'OM im Sommer und hinterließen ihren Nachfolger ein bisher nicht zu stemmendes Erbe. Dennoch gibt es bei den Südfranzosen auch einen Lichtblick.

Die Shootingstars: Michy Batshuayi (Olympique Marseille) und Benjamin Moukandjo (FC Lorient)

Bereits vor zwei Jahren bei Standard Liège in Belgien als Torjäger gefeiert, wagte Michy Batshuayi im Sommer 2014 den Sprung nach Frankreich zu Olympique Marseille. Hier in seiner ersten Saison trotz großer Konkurrenz durch Torjäger Gignac immerhin neun Mal in 26 Partien erfolgreich, startet der 22-jährige Belgier in dieser Saison bisher richtig durch. In allen dreizehn Saisonspielen zum Einsatz gekommen, zahlt Batshuayi das Vertrauen mit bislang acht Ligatreffern Woche für Woche zurück.

Der Lohn für seinen Mühen: Michy Batshuayi debütierte in diesem Jahr für Belgiens A-Nationalmannschaft und konnte letzte Woche im Freundschaftsspiel gegen Italien bereits sein zweites Länderspieltor im zweiten Einsatz bejubeln.

Neben dem Belgier mischt derzeit etwas überraschend auch noch der Kameruner Benjamin Moukandjo Frankreichs Torjägerhierarchie auf. Zusammen mit Superstar Zlatan Ibrahimović ist Lorients Moukandjo mit neun Treffern derzeit der erfolgreichste Torschütze in der Ligue 1 und überrascht damit viele Experten.

Vor zwei Jahren nochmal zurück in die Ligue 2 gewechselt und im letzten Jahre mit acht Saisontreffern zumindest passabel bei Stade Reims in die erste Liga zurückgekehrt, profitiert der Kameruner derzeit von Lorients offensiv ausgerichteter Spielweise und zeigt ganz neue Abschlussqualitäten. Anders als Batshuayi muss Moukandjo mit immerhin schon 27 Jahren jetzt beweisen, ob er auch langfristig das Zeug zum Torjäger hat.

Der Absteiger: Hervé Renard (OSC Lille)

Anfang diesen Jahres mit der Elfenbeinküste und 2012 mit Sambia beim Afrika Cup erfolgreich, scheint es um den Weltenbummler Hervé Renard in seiner Heimat Frankreich nicht so gut bestellt zu sein. Den international ambitionierten OSC Lille im Sommer übernommen, musste Trainer Renard vor wenigen Tagen nach 13 Punkten aus 13 Spielen und Tabellenplatz 16 bei den Nordfranzosen bereits wieder seinen Stuhl räumen.

''Es ist eine Ehre, bei so einem prestigeträchtigen Verein wie Lille zu arbeiten'', mit diesen Worten trat der 47-Jährige sein Engagement in Lille an, für das er extra seinen Kontrakt mit der Elfenbeinküste aufgelöst hatte. Nun scheiterte Afrikas Trainer des Jahres 2012 erneut frühzeitig im französischen Profifußball. Bereits im Oktober 2013 übernahm er den abstiegsbedrohten FC Sochaux und musste schon im Mai 2014 nach dem Gang in die zweite Liga wieder das Feld räumen. In Lille verpasste Renard also wieder einmal seine Chance, sich auch in seiner Heimat als Trainergröße zu etablieren.

Mehr dazu:
>> zur Tabelle der Ligue 1
>> zu Frankreichs Torjägerliste

Der Fahrplan für den weltfussball-Ligen-Check:

10.11. Portugal: Primeira Liga
11.11. Niederlande: Eredivisie
12.11. Türkei: SüperLig
13.11. Russland: Premier Liga
16.11. Frankreich: Ligue 1
17.11. Italien: Serie A
18.11. Spanien: Primera División
19.11. England: Premier League

Nils Marlow

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