WM-Quali. Südamerika 2015-2017 » 11. Spieltag » Liveticker: Brasilien - Argentinien 3:0

Fazit:
Das mit Spannung erwartete Duell der südamerikanischen Fußball-Großmächte entwickelte sich zu einer eindeutigen Angelegenheit. Allenfalls zwanzig Minuten lang bewegten sich beide Mannschaften auf Augenhöhe, was aber auch in der vorsichtigen Abtastphase begründet lag. Nachdem die Brasilianer ihre erste echte Torchancen effizient genutzt hatten, zeichnete sich eine immer größere Überlegenheit der Hausherren ab. Und mit dem 2:0 unmittelbar vor der Pause machte der Rekordweltmeister einen entscheidenden Schritt. Zwar gaben sich die Argentinier nicht auf, versuchten nach Kräften, sich zu wehren. In ihren Mitteln jedoch war die Albiceleste erheblich beschränkt. Auffällig waren ungeahnte Defensivschwächen und eklatante Mängel im Spielaufbau. Lionel Messi allein vermochte die zahlreichen Baustellen der Gäste nicht zu bearbeiten. Während Argentinien schweren Zeiten entgegensieht und um die WM-Qualifikation zittern muss, verteidigt Brasilien seine Tabellenführung in Südamerika souverän.

Lionel Messi probiert es noch einmal. Das Dribbling führt den Argentinier an drei Gegenspielern vorbei rechts in den Strafraum. Der Passversuch in die Mitte prallt an Thiago Silva ab.

Damit hat Tite sein Wechselkontingent restlos ausgeschöpft.

Gelbe Karte für Lucas Biglia (Argentinien)
Nach einem taktischen Foul gegen Neymar fängt sich Lucas Biglia seine erste Verwarnung im laufenden Wettbewerb ein.

Und so schwingt sich die gesamte Mannschaft des Rekordweltmeisters auf, die Angelegenheit spielerisch zu lösen. Insgesamt ist das eine runde Sache. Die Argentinier dagegen mühen sich zwar nach Kräften, aber da läuft überhaupt nichts zusammen.

Entsprechend dauert es mit der Ausführung des Freistoßes. Dann tritt Lionel Messi rechts an der Strafraumgrenze an. Mit dem linken Fuß zirkelt er die Kugel an der Mauer vorbei aufs kurze Eck. Dorthin ist Alisson abgetaucht und greift sich das Kunstleder.

Coutinho spielt den Ball von der rechten Seite flach in die Mitte. Da droht Neymar schon wieder zu enteilen. Im Sechzehner wirft sich gerade noch Nicolás Otamendi dazwischen und blockt im letzten Moment ab.

Gelbe Karte für Nicolás Otamendi (Argentinien)
Folglich bringen die Gauchos Härte ins Spiel. Nicolás Otamendi streckt Neymar nahe der Mittellinie nieder und holt sich seine fünfte Verwarnung ab.

Tooor für Brasilien, 3:0 durch Paulinho
Aus dem linken Halbfeld flankt Marcelo. Die Argentinier bekommen des nicht geklärt. Rechts von der Grundline passt Renato Augusto in die Mitte, wo Paulinho recht unbedrängt auftaucht. Dessen abgefälschter Schuss landet im rechten Eck. Das ist der erste Treffer für den 28-Jährigen in dieser WM-Qualifikation.

Zabaleta auf der Linie! Paulinho tankt sich zentral durch. Dann soll, der Pass auf Neymar folgen, der aber wird von Otamendi abgefangen. Die Kugel prallt zu Paulinho zurück, der im Sechzehner Sergio Romero umkurvt. Den Rechtsschuss aufs eigentlich verwaiste Tor kratzt Pablo Zabaleta von der Linie.

Argentinien bemüht sich zwar, mehr auf die Beine zu stellen. Eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber dem erste Durchgang ist noch nicht zu erkennen.

Gelbe Karte für Marcelo (Brasilien)
Ein Foul an Kun Agüero bringt Marcelo die zweite Gelbe Karte im laufenden Wettbewerb ein.

Tite schickt seine Mannschaft personell unverändert in den zweiten Spielabschnitt.

Halbzeitfazit:
Einen schweren Nackenschlag musste Argentinien unmittelbar vor dem Pausenpfiff einstecken. Das brasilianische 2:0 dürfte für die Albiceleste schwer zu verdauen sein. Zwar verzeichneten auch die Gäste anderthalb Torchancen, insgesamt jedoch agierten die Männer von Edgardo Bauza viel zu ideenlos und ausrechenbar. Zu oft wurde die Verantwortung auf Lionel Messi abgeschoben, der es dann richten sollte. Doch Passgeber und Anspielstation in einer Person – das funktionierte eben nicht. Deutlich ausgewogener stellte sich das bei den Hausherren dar. So entwickelte die Seleção mehr Zielstrebigkeit und zeigte sich bei der Ausnutzung der Torgelenheiten recht effizient.

Tooor für Brasilien, 2:0 durch Neymar
In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs steckt Gabriel Jesus auf halblinks zu Neymar durch. Der Superstar hat freie Bahn in den Sechzehner. Mit dem rechten Fuß schiebt der 24-Jährige die Kugel überlegt ins lange Eck und erzielt seinen vierten Treffer in dieser WM-Qualifikation.

Auf dem linken Flügel schickt Ángel Di María seinen Mannschaftskollegen Emanuel Mas steil in den Sechzehner. Was dann folgt ist Flanke oder Torschuss? Diese Frage kann nur der Außenverteidiger selbst beantworten. In jedem Fall muss Alisson nicht eingreifen. Und ein Abnehmer für den scharfen Ball findet sich auch nicht.

Neymar führt auf der rechten Seite den Ball, bewegt sich in den Strafraum und vernascht dort zwei Gegenspieler. Aus ganz spitzem Winkel findet der 24-Jährige den Weg ins Tor nicht, trifft den rechten Außenpfosten.

Nach einem Foul von Miranda an Lionel Messi bekommen die Gäste einen Freistoß in aussichtsreicher Position zugesprochen. Der Kapitän selbst legt sich die Kugel in halbrechter Position zurecht.

Die Seleção bleibt aktiv, ruht sich nicht auf der Führung aus. Damit wird der Gegner weiterhin beschäftigt und der tut sich schwer, selbst in Strafraumnähe zu geraten.

Tooor für Brasilien, 1:0 durch Coutinho
Auf der linken Seite bedient Neymar seinen Teamkollegen. Coutinho zieht zur Mitte. Aus halblinker Position visiert der Profi vom FC Liverpool den rechten Torwinkel an. Aus etwa 17 Metern wuchtet der 24-Jährige die Kugel mit dem rechten Fuß unhaltbar ins Kreuzeck und markiert seinen zweiten Treffer im laufenden Wettbewerb.

Da ist der erste Torschuss dieser Begegnung. Aus zentraler Position zieht Renato Augusto ab. Der Rechtsschuss aus etwa 19 Metern segelt deutlich über den Querbalken und zwingt Sergio Romero nicht zum Eingreifen.

Nach einem Foul von Fernandinho fordert Lionel Messi Gelb für den Brasilianer - natürlich in dem Wissen, dass dieser bereits verwarnt ist. Der chilenische Unparteiische lässt den Karton erneut stecken, ahndet auch die Unsportlichkeit des argentinischen Kapitäns nicht.

Im Mittelkreis wird Gabriel Jesus von Javier Mascherano regelrecht gefällt. Schiedsrichter Julio Bascuñán verzichtet überraschend auf das Zücken der Gelben Karte.

Zumindest ergreifen die Brasilianer nun auch vermehrt die Initiative, so dass sich eine überaus ausgeglichene Begegnung entwickelt. Man begegnet sich mit großem Respekt und absolut auf Augenhöhe.

Gelbe Karte für Fernandinho (Brasilien)
Der Ellbogen von Fernandinho landet im Gesicht von Lionel Messi. Wirkliche Absicht liegt da eigentlich nicht vor. Dennoch gibt es die erste Verwarnung dieser Partie. Für den Mittelfeldspieler ist es die erste in der laufenden Qualifikation.

Argentinien gestaltet die Anfangsphase sehr aktiv mit. Die Albiceleste hat sogar mehr vom Spiel. Noch aber sind die beiden Strafräume nicht betreten worden.

Inzwischen haben sich die Protagonisten auf dem Rasen eingefunden. Man nimmt Aufstellung für die Nationalhymnen. Zunächst sind die Gäste dran. Wenig später dürfen dann die Brasilianer inbrünstig los schmettern.

Und so richten die Gastgeber die Konzentration auf die anstehende Aufgabe. Dem Kontrahenten bringt man großen Respekt entgegen. Aber auch die Brasilianer wissen, dass sich bei Argentinien alles um Lionel Messi dreht. Diesbezüglich ließ Tite verlauten: "Wir werden unsere Strategie der letzten Spiele ändern. Wir müssen Messis Aktionen eingrenzen, aber keineswegs wird es eine persönliche Manndeckung geben."

An dieser Stelle erfolgt der Hinweis auf die Mannschaftsaufstellungen, die mit dem gewohnten Klick auf Spielschema einzusehen sind.

Die Abhängigkeit vom Superstar räumte selbst Nationaltrainer Edgardo Bauza ein. An dieser zentralen Figur muss sich alles andere ausrichten. Und so möchte es der 58-Jährige "schaffen, die Spieler aufzubieten, die sich am besten mit seinem Spiel in Einklang bringen lassen". Zudem spricht Bauza auch vom notwendigen "Gleichgewicht zwischen Angriff und Defensive", was angesichts des enormen Offensivpotenzials mit Spielern wie Gonzalo Higuaín, Ángel Di María, Paolo Dybala oder Sergio Agüero offenbar schwer zu finden ist.

Nach zögerlichem Start in die Eliminatorias sind die Brasilianer inzwischen dort angekommen, wo sie sich nach dem eigenen Verständnis sehen. Am letzten Spieltag Mitte Oktober zog die Seleção an Uruguay vorbei und erklomm die Tabellenspitze. Der Rekordweltmeister hat bereits fünf Zähler mehr gesammelt als die Argentinier, die ebenfalls sehr schwer in die Gänge kamen, sich zwischenzeitlich scheinbar gefangen hatten, dann aber wieder den Faden verloren. Rang sechs ist für die Albiceleste absolut indiskutabel. Zur Erinnerung: Nur die ersten Vier qualifizieren sich direkt für die WM 2018. Der Fünfte muss in die Relegation gegen den Ozeanien-Vertreter. Ab Platz sechs scheiden die Mannschaften aus. Der Vizeweltmeister also hat etwas nachzuholen.