26.09.2007 17:00 Uhr

DFB-Frauen im WM-Finale - 3:0-Sieg gegen Norwegen

Tianjin (dpa) - Als der dritte Einzug in das Finale einer Weltmeisterschaft perfekt war, gab es für die deutschen Fußballerinnen kein Halten mehr. Vor 54 019 Zuschauern im Olympic Sport-Center von Tianjin bezwang die DFB-Auswahl im WM-Halbfinale Norwegen klar mit 3:0 (1:0).

Erst lagen sich die DFB-Spielerinnen freudetrunken in den Armen, dann tanzten sie gemeinsam Ringelrein und bedankten sich mit einem kollektiven «Diver» bei den Fans. Um 21.50 Uhr (Ortszeit) war die ganze Last abgefallen und der Traum von der erfolgreichen Titelverteidigung ganz nahe gekommen.

«Ich bin total stolz und glücklich. Wir haben uns in das Spiel reingebissen. Der Schlüssel zum Erfolg war sicher, dass wir sehr kompakt gestanden und kaum Chancen des Gegners zugelassen haben», meinte Trainerin Silvia Neid erfreut über den Triumph und den WM- Rekord, ohne Gegentor in das Endspiel eingezogen zu sein: «Wir haben wieder zu Null gespielt. Das gab es noch nie bei einer WM.» Schon jetzt hat jede deutsche Spielerin 35 000 Euro Prämie sicher.

Auf der Tribüne drückte DFB-Präsident Theo Zwanziger die Daumen, streichelte wieder seinen neuen Glücksbringer, ein kleines Amulett, das er vor dem Viertelfinale von einem chinesischen Taxifahrer bekommen hatte. «Es sieht unscheinbar aus, hat aber übernatürliche Kräfte», sagte er schmunzelnd. Am liebsten hätte der 62-Jährige nicht nur jede einzelne Spielerin in den Katakomben geherzt, sondern auch die ganze Welt umarmt. «Das ist eine der schönsten Stunden, die ich im Fußball bisher erleben durfte. Ich hatte Tränen in den Augen.»

Einmal mehr war es Spielführerin Birgit Prinz, die im 170. Länderspiel ihre Mannschaft auf die Siegesstraße brachte, wenngleich letztlich die Norwegerin Trine Rönning ihre scharfe Hereingabe per Eigentor (42.) über die Linie bugsierte. Kerstin Stegemann (72.) und die eingewechselte Martina Müller (76.) machten dann per Doppelschlag endgültig alles klar. «Das 1:0 kurz vor der Pause war enorm wichtig», befand Neid, «und klasse war, dass wir auch in der zweiten Hälfte nicht nachgelassen und weiter nach vorn gespielt haben.» Prinz war erst nach dem 2:0 beruhigt. «Da wusste ich, dass eigentlich nichts mehr schief gehen kann», sagte die Torjägerin, die mit den Provokationen der Norwegerinnen vor dem Spiel auf ihre Weise umging. «Ich denke, ich habe die richtige Antwort auf dem Platz gegeben.»

Im dritten Endspiel nach 1995 und 2003 trifft die DFB-Elf, die als erster Weltmeister der Geschichte auch vier Jahre danach wieder ins Finale gelangte, am 30. September in Shanghai auf die USA oder Brasilien, die in Hangzhou gegeneinander antreten. «Eigentlich ist er mir egal. Die USA spielen so ähnlich wie Norwegen, Brasilien ist technisch sehr versiert. Auf jeden Fall werde ich mir das Spiel ganz relaxed am Fernseher anschauen», sagte Neid.

Wie ihr norwegischer Kollege Bjarne Berntsen vertraute die DFB-Trainerin der selben Startformation wie im Viertelfinale. Anders als beim 3:0 gegen Nordkorea fand der Titelverteidiger schnell ins Spiel, war von Beginn an hellwach. Doch bis zur Führung kurz vor der Pause, als Prinz nach einem Pass der für Melanie Behringer (Wadenprobleme) eingewechselten Fatmire Bajramaj mit ihrer scharfen Hereingabe das 1:0 «erzwang», blieben die Chancen ungenutzt. Sandra Smisek (1./13.), Renate Lingor (13.) und Prinz (17.) zielten zu ungenau.

Die Norwegerinnen hatten zwar in der temporeichen und lange Zeit ausgeglichenen Partie durchaus Chancen, doch Torfrau Nadine Angerer hielt auch im fünften WM-Spiel ihren Kasten sauber. Großen Anteil daran hatte wieder die starke Abwehrreihe um Ariane Hingst und Annike Krahn. So stand am Ende der 13. Sieg im 29. Länderspiel gegen den Dauerrivalen aus Skandinavien, der im WM-Finale 1995 noch 2:0 gegen Deutschland gewonnen hatte. Die DFB-Elf mit Rückhalt Angerer hat nun eine weitere besondere Bestmarke aufgestellt: Das letzte Gegentor kassierte Deutschland im Finale 2003 gegen Schweden (41. Minute) - es folgten 507 WM-Minuten ohne Gegentreffer. Prinz: «Man fühlt sich auch vorne wohler, wenn man weiß, dass hinten nicht viel anbrennen kann.»

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