31.03.2017 13:01 Uhr

Wenger, Sánchez, Özil: Arsenals Baustellen

Arsène Wenger zittert mit Arsenal um die Qualifikation für die Königsklasse.
Arsène Wenger zittert mit Arsenal um die Qualifikation für die Königsklasse.

Bei Arsenal läuft es einfach nicht mehr. Der Klub droht innerhalb weniger Wochen die gesamte Saison zu verspielen. Vor der Partie gegen Manchester City am Sonntag (ab 17:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) sind bei den Gunners zahlreiche Baustellen offen.

Arsenal steht unter Druck. Besser lässt sich die Situation der Londoner nicht zusammenfassen. In der Premier League setzte es zuletzt vier Niederlagen in fünf Spielen. Damit verbunden: der Absturz auf Rang sechs. 

Zudem ging der Klub im Achtelfinale der Champions League gegen den FC Bayern mit insgesamt 2:10 Toren unter. Nach dem peinlichen Ausscheiden konstatierte Granit Xhaka gegenüber der englischen Zeitung "Sun" noch trotzig: "Die Ergebnisse gegen Bayern waren sehr schlecht. Aber wir sind nicht weit von ihnen entfernt und meiner Meinung nach sind sie auf dem gleichen Niveau wie Arsenal."

Die folgende Niederlagenserie sollte Xhaka allerdings Lügen strafen. Gerade im defensiven Mittelfeld hakt es in dieser Saison bei den Londonern gewaltig.

Das macht sich bemerkbar: Nach 27 absolvierten Partien haben die Gunners 34 Gegentreffer kassiert, beinahe so viele wie in der gesamten vergangenen Saison. Damals waren es 36.

Fehlende Schaltzentrale

Besonders die fehlende Konstanz auf der Doppelsechs sorgt für Unruhe in der Gunners-Defensive.

Santi Cazorla, in der Vorsaison noch starker Spielgestalter vor der Abwehr, verletzte sich bereits im Oktober am Knöchel und wird in dieser Saison wohl nicht mehr fit werden.

Sein vormals kongenialer Partner Francis Coquelin kann an seine starke letzte Saison nicht anknüpfen. Vor allem in den Top-Spielen zeigt der Franzose stattdessen, warum er vor drei Jahren beim SC Freiburg nur zwischen Startelf und Ersatzbank pendelte.

So muss häufig Xhaka die Zügel vor der Verteidigung in die Hand nehmen. Das gelingt ihm – trotz seiner markigen Worte – nur selten. Außerdem kann der Heißsporn aufgrund seiner Undiszipliniertheiten nicht für die dringend benötigte Konstanz sorgen.

Bereits zwei Mal musste er in dieser Spielzeit vorzeitig unter die Dusche. Besonders der letzte Platzverweis im Ligaspiel gegen Burnley Ende Januar nagte am Schweizer Nationalspieler, der aufgrund seines aggressiven Spielstils grundsätzlich wie geschaffen für die Rolle des Leaders ist.

"Mein zweiter Platzverweis hat mich wirklich gestört. Ich habe eine gute Phase erlebt, mit 13 oder 14 Spielen am Stück, hatte den Rhythmus", erklärte Xhaka sein Dilemma.

Nur Sánchez in Top-Form

Fehlende Klasse kann man der Offensivabteilung der Gunners hingegen eigentlich nicht attestieren. Doch auch die Kreativspieler um Mesut Özil und Theo Walcott scheinen nach den Niederlagen gegen die Bayern ein wenig aus dem Tritt geraten.

Regisseur Özil sucht seit Wochen nach seiner überragenden Verfassung aus der Hinrunde. Mangels Alternativen muss meist Alexis Sánchez das Zepter in die Hand nehmen.

Der Chilene ist seit Wochen in Top-Form, im Angriff jedoch allzu oft auf sich allein gestellt. So kann selbst ein Spieler seiner Klasse nicht die entscheidenden Akzente setzen, um Arsenal wieder zurück in die Erfolgsspur zu bringen.

Vertragspoker bringt Unruhe

Wie lange er überhaupt noch im Gunners-Trikot aufläuft, ist seit dem 4. März mehr als fraglich. Im Spiel gegen den FC Liverpool ließ Arsène Wenger seinen besten Spieler ohne Ankündigung auf der Bank und brachte ihn erst nach der Halbzeitpause, als Arsenal bereits mit zwei Toren in Rückstand lag.

Gegenüber "BT Sports" kommentierte Wenger seine Entscheidung, Sánchez nicht von Anfang an zu bringen, als "diskutierbar".

Mehrere Tob-Klubs sollen Interesse am Chilenen haben, dessen Vertrag im Sommer 2018 ausläuft. Die Verhandlungen über einen neuen Vertrag im Norden Londons liegen zur Zeit auf Eis, sorgen jedoch seit Wochen für Unruhe im Umfeld des Vereins. 

Angeblich soll sich auch der FC Bayern intensiv mit Alexis beschäftigen. Der Chilene beteuerte jedoch unlängst gegenüber dem Portal "Publimetro" aus seiner Heimat: "Ich bin glücklich in London und ich hoffe, dass ich meinen Vertrag hier erfüllen kann."

Ob diese Aussage ein echtes Bekenntnis ist oder ob Sánchez nur den Preis für einen Abgang im Sommer drücken möchte, werden die nächsten Wochen zeigen.

Was macht Wenger?

Zumindest bei Özil scheinen sich beide Parteien im Vertragspoker anzunähern. Auch der Vertrag des deutschen Nationalspielers läuft im Sommer aus. "Momentan ist alles offen. Warten wir einfach ruhig ab, was passiert", so der Weltmeister in der "Sport Bild".

Teammanager Arsène Wenger geht sogar noch einen Schritt weiter. In der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Manchester City kommentierte er das Wechsel-Wirrwarr kurz und knapp: "Ich glaube, dass beide bleiben wollen."

Gerade bei Özil scheint die Entscheidung pro oder contra Arsenal auch mit der Zukunft von Wenger zusammenzuhängen. Durch die anhaltende Erfolgslosigkeit laufen die Fans seit Wochen Sturm und fordern seine Entlassung. Der Franzose lässt die Öffentlichkeit allerdings zappeln; die Frage, ob er bleibt, hängt wie ein Damoklesschwert über dem Emirates Stadium.

So liegt es letzten Endes an Wenger selbst, Fakten zu schaffen und mit einer zeitnahen Entscheidung für neue Aufbruchsstimmung bei den Londonern zu sorgen. Ein Sieg gegen Manchester City würde zumindest die Zeit bis dahin ein wenig erleichtern.

Sebastian Rotter

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