13.11.2016 15:44 Uhr

Portugals André Silva: Baustelle geschlossen!

André Silva ist die neue Sturmhoffnung Portugals
André Silva ist die neue Sturmhoffnung Portugals

Wer sich Europameister nennen darf, hat im Normalfall wenig Grund zu klagen. Und tatsächlich: Im Kader der Portugiesen tummeln sich in nahezu allen Mannschaftsteilen Spieler auf Weltklasseniveau. Nun scheint auch die letzte große Problemzone behoben: Das Sturmzentrum.

"Portugal hat wieder einen Stürmer!" - das Urteil der Sportzeitung "A Bola" über den 21-jährigen André Silva fällt euphorisch aus. Der Angreifer vom FC Porto, der sämtliche Juniorenmannschaften der Drachen durchlief, hat mächtig Eindruck geschunden. Innerhalb kürzester Zeit ist das Ausnahmetalent zu einem der gefährlichsten Torjäger der portugiesischen Liga NOS aufgestiegen.

17 Pflichtspiele im Vereinsdress, zehn Treffer, drei Vorlagen - vom Durchbruch im Profibereich zu sprechen, wäre da fast schon untertrieben. Kein Wunder, dass auch Europameister-Macher Fernando Santos längst auf die Qualitäten des Youngsters setzt.

Im September durfte André Silva erstmals für die Seleção Portuguesa auflaufen. Mittlerweile sind drei weitere Einsätze hinzugekommen, in denen der Shootingstar seine Topform auf beeindruckende Art und Weise bestätigte. Seinem Premierentor in der WM-Quali gegen Andorra folgte ein Dreierpack gegen die Färöer Inseln. Mehr Eigenwerbung geht kaum.

Perfekter Partner für die Zauberfraktion?

Schon jetzt schwärmen seine Mitspieler in höchsten Tönen von dem 1,85 Meter großen Angreifer. "Er macht sich sehr gut, bringt sich immer ein und hilft der Mannschaft, Chancen zu kreieren", lobte Kapitän Cristiano Ronaldo kürzlich. Zwischen den Zeilen spricht Erleichterung aus den Worten des Weltfußballers. Schließlich musste die Zauberfraktion der Portugiesen, der neben CR7 so namhafte Akteure wie Nani und Ricardo Quaresma angehören, lange auf einen spielstarken Partner im Sturmzentrum warten.

Nachdem die Ära von Pauleta (88 Länderspiele/47 Tore) und Nuno Gomes (79/29) im Nationalteam beendet war, herrschte zwischen der berüchtigten Flügelzange lange Zeit Ebbe. Allenfalls mittelmäßige Brechertypen wie der Ex-Bremer Hugo Almeida, Hélder Postiga oder EM-Finaltorschütze Éder kamen in jüngerer Vergangenheit immer wieder zu Einsätzen, obwohl allen Dreien die technischen Fähigkeiten des übrigen Kaders stets abgingen. Nicht selten riss Ronaldo seine Arme frustriert in die Höhe und schimpfte vor sich hin, wenn ein vielversprechender Spielzug mal wieder vom Mann in der Sturmmitte verstolpert worden war. Entsprechend groß sind nun die Hoffnungen in den vielseitigen André Silva.

Mehr als nur Verwerter

Was den früheren U-Nationalspieler so interessant macht, ist sein riesiger Aktionsradius. Vom aggressiven Anlaufen der gegnerischen Verteidiger über das raumschaffende Ausweichen auf die Flügel bis hin zum Festmachen der Bälle im Zentrum: André Silva bringt sich überall ein. So verkörpert er einen modernen Typus des Neuners, der im Vergleich zur Knipser-Konkurrenz durchaus komplett wirkt. Die Zeiten des reinen Verwerters sind ohnehin längst vorbei.

So verwundert es nicht, dass die europäische Klubelite schon beim FC Porto Schlange steht. Der unter Nuno Espírito Santo zuletzt wiedererstarkte Champions-League-Sieger von 2004 denkt natürlich nicht daran, sein Eigengewächs ziehen zu lassen. Schließlich wurde der Vertrag des Angreifers erst im Sommer bis 2021 verlängert. Rund 60 Millionen Euro soll die Ausstiegsklausel betragen, falls interessierte Vereine wie der FC Barcelona, Atlético Madrid oder Arsenal ernst machen. Schreitet die Entwicklung des 21-Jährigen allerdings weiter derart schnell voran, dürften die Klubs ihre Portemonnaies bereitwillig öffnen.

Bis dahin sollen noch einige Glanzmomente des portugiesischen Hoffnungsträgers hinzukommen. Wenn der Europameister am Sonntag Lettland fordert, schauen Scouts aus ganz Europa zu, um den einstmals auch im Rollhockey erfolgreichen André Silva bei seiner Lieblingsbeschäftigung zu beobachten: Tore schießen. Es scheint, als hätte Portugal seine größte Baustelle endlich geschlossen.

Heiko Lütkehus

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