04.06.2016 17:04 Uhr

"Gabigol": Er nutzt Chancen, die keine sind

"Gabigols" Ruf wirft seinen Schatten voraus

Brasiliens Superstar Neymar verzichtet zugunsten der Olympischen Spiele auf die Copa América in den USA. Dadurch treten andere Spieler in den freien Platz im Rampenlicht – wie der 19-jährige Gabriel Barbosa, genannt Gabigol.

Etwas überraschend verkündete Neymar seinen Verzicht auf die Copa América und eröffnete damit anderen Kollegen Chancen, sich bei dem Kontinentalturnier in Szene zu setzen. Gabriel Barbosa, jüngster Spieler im Kader der Brasilianer und möglicher Neymar-Ersatz, ist dafür bekannt, dass er solche Möglichkeiten gerne beim Schopfe packt.

Dazu ein Rückblick auf das Jahr 2013: Der damals 16-Jährige Gabriel, Jugendspieler des FC Santos in der brasilianischen Série A, rückt zum Pokalspiel gegen Grêmio Porto Alegre überraschend in die erste Mannschaft von Santos. Er wird eingewechselt und erzielt in der 82. Minute das 1:0-Siegtor. Dabei hatte er bei der Partie eigentlich nur zuschauen wollen: "Es war ein Geschenk. Ich wollte mir mit meinem Vater das Match anschauen. Als ich dort war, erfuhr ich, dass ich spielen soll", sagte der überglückliche Teenager nach der Partie.

Gabigol steht für Tore am Fließband

Dass diese Leistung keine Eintagsfliege sein würde, konnte man schon dank seines Spitznamens vermuten. "Gabigol" wird er von Fans und Mitspielern aufgrund seiner starken Torquoten in den Jugendmannschaften des FC Santos genannt. Und auch im Profikader stellte er seine Knipserqualitäten bereits unter Beweis.

Nach seiner Debütsaison 2013 mit nur einem Treffer in zwölf Série-A-Spielen steigerte er sich stetig und erzielte 2014 sieben, 2015 schließlich neun Tore. Wohlgemerkt als Flügelstürmer. Gabriel Barbosa spielt als Linksfuß meist auf der rechten Außenbahn, kann aber auch auf der linken Seite oder im Sturmzentrum eingesetzt werden.

Einsatz von Beginn an?

Diese Variabilität könnte ihm nun auch in der Seleção zugutekommen. Das Sturmproblem der Mannschaft von der Copacabana ist schon länger bekannt, aktuell stehen nur Hulk von Zenit St. Petersburg und Jonas von Benfica als nominelle Angreifer im Kader von Nationalmannschaftscoach Dunga, wobei selbst Hulk lieber auf dem Flügel spielt.

Mit dabei sind zudem Lucas von PSG, Willian von Chelsea oder Coutinho von Liverpool. Spieler also, die in den Top-Ligen und bei etablierten Vereinen unterwegs sind. Sie haben die besseren Karten, auf Gabriels angestammter Außenposition eingesetzt zu werden, zumal es zum Turnierbeginn gleich gegen die starken Ecuadorianer geht, die als ärgster Konkurrent in der Gruppe B gelten dürften.

Treffsicher beim Länderspieldebüt

Allerdings könnte schon das zweite Gruppenspiel die große Chance für Gabriel bieten. Dann geht es nämlich gegen Haiti, auf dem Papier eines der schwächsten Teams bei der Copa América. Trainer Dunga hätte hier die Möglichkeit, ein Experiment zu wagen und Gabriel von Beginn an im Sturmzentrum auflaufen zu lassen.

Dass er das in ihn gesetzte Vertrauen durchaus rechtfertigen kann, bewies der in Sao Bernardo do Campo geborene Linksfuß bereits bei seinem Länderspieldebüt vor wenigen Tagen. Im Testspiel gegen Panama wurde Gabigol in der 64. Minute eingewechselt und erzielte neun Minuten später den 2:0-Endstand.

Körperliche Defizite als Nachteil

Ein vergleichsweise untypisches Tor, schaut man sich die technischen Fähigkeiten des 19-Jährigen an. Er ist dribbelstark und technisch versiert, findet auf engstem Raum überragende Lösungen und spielt damit bereits die eine oder andere Abwehr in der Série A auseinander. Doch darauf kam es bei seinem Länderspieldebüt nicht an – hier musste er nach einer unglücklichen Abwehr des Gegners einfach nur einnetzen.

Zumindest ließ Gabriel es einfach aussehen. Seine Abschlussqualitäten sind eine wichtige Eigenschaft, wenn er mit Hulk oder Jonas, der ebenfalls gegen Panama traf, um den Platz im Sturmzentrum konkurriert. Sein Nachteil könnte allerdings sein, dass er körperlich (noch) nicht so stark ist wie die beiden Kollegen. Außerdem waren seine Leistungen in der Liga noch zu inkonstant.

Doch auch Trainer Dunga wird wissen: Gabigol ist am besten, wenn er seine Gelegenheiten beim Schopf ergreifen muss. Nur dass er diesmal nicht mit seinem Vater als Zuschauer gekommen ist, sondern von Beginn an weiß, dass er eine Chance kriegen könnte, Brasiliens aufgehender Stern bei der Copa zu sein.

Florian Pütz

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