14.09.2005 23:45 Uhr

Magath schockt Ballack-Ausfall nicht

Wien (dpa) - Michael Ballack fällt aus - doch die vermeintliche Schreckensnachricht ändert beim Bundesliga-Seriensieger FC Bayern München nichts an der Champions-League-Euphorie und der Marschroute für das Auftaktspiel bei Rapid Wien.

«Ich habe keine schlaflosen Nächte, weil die Verletzung nicht so schlimm ist, wie Michael selbst sagt. Die Nationalmannschaft hat ohne ihn Probleme. Wir dagegen sind so stabil, dass ich hoffe, dass wir es hinkriegen», sagte Trainer Felix Magath: «Das Ziel in Wien ist klar ein Sieg.»

Die Spieler reagierten ebenfalls nicht geschockt auf Ballacks Kapselverletzung am Sprunggelenk, die er sich im Training bei einem unglücklichen Dreikampf um den Ball mit Bastian Schweinsteiger und Owen Hargreaves zugezogen hatte. Bei der Zusammenkunft am Münchner Flughafen wussten einige sogar noch gar nichts von Ballacks Ausfall. «Das höre ich zum ersten Mal», meinte Sebastian Deisler, der prompt Ansprüche auf die vakante Position anmeldete: «Ich brenne auf einen Einsatz. Wenn ich mich nicht so stark fühlen würde, etwas zu bewegen, bräuchte ich gar nicht mitzufliegen», sagte der Nationalspieler.

Magath selbst hielt sich bedeckt, ob er Bankdrücker Deisler, Edel-Joker Mehmet Scholl, Champions-League-Neuling Ali Karimi oder eventuell auch den Brasilianer Zé Roberto mit der Spielmacher-Rolle betrauen wird. «Ich will die Eindrücke des Abschlusstrainings abwarten.» Auch die Spieler sind gespannt. «Ob ich spiele oder ein anderer, weiß nur der Trainer», sagte Deisler. «Basti, Scholli, Schweini, Ali - wir haben viele Möglichkeiten», meinte Hargreaves, der im defensiven Mittelfeld gesetzt ist.

Dass die Bayern auch ohne Ballack erfolgreich sein können, haben sie in der vergangenen Saison bewiesen. Sechs Siege und ein Remis gab es in der Bundesliga, und auch das einzige Champions-League-Spiel ohne den Leitwolf wurde gegen Arsenal London mit 1:0 gewonnen.

Der Ausfall von Ballack, der noch einmal eingehend untersucht werden soll, wird auch gelindert durch die Rückkehr von Roy Makaay. Der Stürmerstar ist nach seiner Knieverletzung wieder fit und soll wie gewohnt für Tore sorgen. «Wir brauchen vorne einen Killer - Roy ist einer», sagte Abwehrspieler Willy Sagnol. «Roy macht die big points», betonte auch Oliver Kahn.

Der eingestellte Bundesliga-Rekord von 13 Siegen hat die Bayern sehr selbstbewusst gemacht. «Die Truppe ist sehr, sehr heiß auf die Champions League», sagte der Kapitän. Paris ist das erklärte Ziel, Wien soll nur eine erste Durchgangsstation auf dem Weg ins Finale sein. «1:0, 2:0, 3:0 - wie wir gewinnen, ist egal», tönte Hargreaves. Zurückhaltung übt ausnahmsweise die Vereinsführung. «Wir sind nicht der Top-Favorit auf den Titel. Wenn alles perfekt läuft, können wir weit kommen», erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

200 000 Karten hätte Rapid für das deutsch-österreichische Prestige-Duell verkaufen können, aber nur 47 800 Fans finden im Happel-Stadion Platz. Vor der Partie wird Rapid In dem ausverkauften Stadion eine Trauerminute für den gestorbenen Nationalspieler Toni Fritsch abhalten. «Sein Platz in der Ehrenloge wird frei bleiben und ein Blumenstrauß auf seinen Sitz gelegt», sagte Rapid-Manager Werner Kuhn der österreichischen Nachrichtenagentur APA. An der Rollenverteilung im Spiel gegen die Bayern lässt auch der deutsche Rapid-Star Steffen Hofmann keinen Zweifel aufkommen. «Unsere größte Chance liegt darin, dass wir eigentlich keine haben», sagte der 25-Jährige, für den es persönlich das Spiel des Jahres ist.

Vor drei Jahren hatte der Mittelfeldspieler sein Ziel aufgegeben, bei den Bayern den Sprung ins Profi-Team zu schaffen. In Wien, wohin ihn Ex-Rapid-Coach Lothar Matthäus lotste, avancierte er jedoch zum Top-Spieler der Liga und steht kurz vor der Einbürgerung und Aufnahme in die österreichische Nationalmannschaft. «Er ist technisch sehr begabt», sagte Hargreaves, der mit Hofmann im Amateurteam der Bayern zusammenspielte. Auch Schweinsteiger will dem ehemaligen Weggefährten allerdings nichts schenken, erst Recht bei der Rivalität mit dem Nachbarland: «Gegen Österreicher verliert man ungerne.»

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