26.09.2006 21:30 Uhr

HSV trostlos, Doll ratlos: Niederlage in Moskau

Moskau (dpa) - Für den Hamburger SV droht der Ausflug in die Champions League zu einem Albtraum zu werden. Nach einer trostlosen Vorstellung bei ZSKA Moskau verloren die Hanseaten auch ihre zweite Begegnung in Gruppe G.

Vor 25 000 Zuschauern im Lok-Stadion erzielte der Brasilianer Dudu (59.) das Tor des Tages zum Moskauer 1:0 (0:0)-Erfolg. Nach dem elften Pflichtspiel ohne Sieg geht der HSV hingegen ganz, ganz schweren Zeiten entgegen. Das Team von Trainer Thomas Doll präsentierte sich ängstlich und mutlos. Zu allem Überfluss wurde der kurz zuvor eingewechselte Benjamin Lauth vier Minuten vor dem Schlusspfiff nach einer angeblichen Ellenbogen-Attacke vom Platz gestellt. «Die Rote Karte ist ein Witz. Ich dachte, es gibt Freistoß für uns», sagte der ehemalige Nationalspieler.

«Mit zehn Mann hatten wir mehr Aktionen nach vorne als mit elf», brachte ein enttäuschter Doll die HSV-Probleme auf den Punkt. «Es ist unerklärlich, dass wir im Spiel nach vorne nicht den Mut hatten», sagte der HSV-Coach. Auch der Abwehr stellte er kein gutes Zeugnis aus: «Wir waren wieder einmal bei einer Standardsituation unaufmerksam.» Nach einem Eckball von Carvalho war Dudu per Kopf unbedrängt erfolgreich.

Die Russen feierten damit ihren erst zweiten Sieg im siebten Heimspiel auf der großen europäischen Fußball-Bühne. «Ich weiß gar nicht, was ich alles ansprechen soll. Es gibt vieles zu klären», sagte Doll und zeigte sich in Moskau ziemlich ratlos. Auch Sportdirektor Dietmar Beiersdorf sah es so: «Wir haben zu wenig investiert, keine Akzente gesetzt. Jetzt wird es schwer in der Champions League, aber wir haben noch vier Spiele.»

Kurz vor dem Spiel war eine Gruppe HSV-Fans im Stadtzentrum von russischen Hooligans angegriffen worden, doch ernsthaft zu Schaden kam niemand. Eine Stunde lang durften die Anhänger hoffen, dass auch ihr Team das erste Champions-League-Auswärtsspiel seit sechs Jahren zumindest mit einem Teilerfolg beenden würde. Doch die Moskauer, der UEFA-Cup-Sieger von 2005, kamen am Ende zu einem hoch verdienten Erfolg. Nach dem 0:0 beim FC Porto nutzte der siebenmalige russische Meister die Gunst der Stunde gegen einen verunsicherten HSV, der schon die Heimpartie gegen den letztjährigen Finalisten Arsenal London mit 1:2 verloren hatte.

Gegenüber dem 1:1 im Bundesliga-Nordderby gegen Werder Bremen hatte Doll sein Team auf zwei Positionen verändert. Für Torhüter Sascha Kirschstein, der gegen Arsenal ebenfalls eine umstrittene Rote Karte gesehen hatte, stand Stefan Wächter zwischen den Pfosten. Für U-21-Nationalspieler Piotr Trochowski rückte der Schweizer Raphael Wicky als zweiter «Sechser» in die Startelf. Der HSV setzte auf Sicherheit - und das wurde am Ende bestraft.

Dank der Millionen von Öl-Milliardär Roman Abramowitsch, der schon Chelsea London zur europäischen Fußball-Topadresse gemacht hat, kann ZSKA mit Daniel Carvalho, Dudu und Wagner Love gleich auf drei brasilianische Nationalspieler bauen. Coach Waleri Gassajew hatte das Motto ausgegeben: «Ein Sieg gegen den HSV ist Pflicht.»

Ohne die verletzten Thimothee Atouba, Guy Demel und vor allem Spielmacher Rafael van der Vaart kam der HSV einmal mehr nicht richtig ins Spiel. Der als Hoffnungsträger gehandelte Argentinier Juan Pablo Sorin wurde sogar ausgewechselt. «Wenn man gewinnen will, muss man viel mehr nach vorne zeigen», sagte Abwehrhüne Bastian Reinhardt.

Die Moskauer machten es dem HSV vor, überbrückten das Mittelfeld schneller und waren deshalb einen Tick gefährlicher. Erst nach dem Rückstand setzte Doll alles auf eine Karte, brachte mit Trochowski, Paolo Guerrero und dem schon abgeschriebenen Lauth neue Angreifer, doch das war viel zu spät.

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